Romana Exklusiv 0186
ist eigentlich los mit mir?, überlegte sie und war froh, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Er durfte nicht ahnen, was in ihr vorging.
Warum musste ausgerechnet Giancarlo Cardinale ihre Fantasie so erregen wie kein anderer Mann zuvor?
„Lassen Sie mich das machen.“ Er hockte sich neben sie. Während sie den Blick über seine Oberschenkel gleiten ließ, breitete sich eine beinah unerträgliche Hitze in ihr aus. Rasch wandte sie sich ab und griff genau in dem Augenblick nach einem Blatt, als auch Giancarlo es aufheben wollte.
Bei der Berührung ihrer Hände fühlte Natalia sich wie elektrisiert, und sie hätte beinah das Gleichgewicht verloren. Sie rang nach Luft. Dann hob sie den Kopf und blickte Giancarlo seltsam hilflos an.
Stumm sahen sie sich an. Wie in schweigendem Einverständnis berührten ihre Hände sich immer noch.
Nein, das muss aufhören, es ist falsch und gefährlich und zu kompliziert, rief ihr eine innere Stimme zu.
Aber dieser Mann war unwiderstehlich. Er war aufregend verführerisch und viel zu attraktiv. Natalia beugte sich unwillkürlich zu ihm hinüber.
Plötzlich läutete das Telefon in Natalias Büro. Das ist meine Rettung, schoss es ihr durch den Kopf. Verlegen zog sie die Hand zurück und richtete sich auf. Dann eilte sie hinaus.
Der Anruf kam aus dem Ausland, und sie musste sich darauf konzentrieren. Als das Gespräch beendet war, ging sie zurück in Giancarlos Büro. Er hatte die Ordner aufgehoben, auf den Couchtisch gelegt und sich in einen davon vertieft.
„Setzen Sie sich“, forderte er sie auf. Seine Stimme klang so normal, als wäre nichts geschehen.
Unsicher durchquerte sie den Raum und ließ sich Giancarlo gegenüber auf das Sofa sinken.
„Nein, nicht dahin. Hier neben mich, dann können wir die Sachen zusammen durchsehen.“
Zusammen, wiederholte sie insgeheim. Was für ein viel sagendes Wort. Während sie aufstand und sich steif neben ihn setzte, wünschte sie, der Mann wäre alt und hässlich.
„Kaffee?“, fragte er.
„Nein, ich trinke keinen“, erwiderte sie.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie bitte? Nie?“
„Nur manchmal nach dem Essen.“ Sie zuckte die Schultern.
„Dann sind Sie wohl eine Teetrinkerin.“ Er blätterte die Seite um.
„Ich trinke am liebsten Mineralwasser, wenn Sie es unbedingt wissen müssen“, erklärte Natalia.
„O, dann sind Sie eine anspruchslose Frau.“
„Ja“, bekräftigte sie energisch.
„Können Sie mir sagen, warum diese Firma hier ein Vermarktungsunternehmen eingeschaltet hat? Die Produkte verkaufen sich doch von selbst.“ Seine Stimme klang jetzt sachlich und geschäftsmäßig.
Natalia erkannte das Firmenlogo und lächelte wehmütig. „Geoffrey Fillen und Edward sind zusammen in die Schule gegangen.“
„Ah ja, alte Schulfreundschaften.“ Giancarlo lächelte verständnisvoll. „Da kann Edward sich freuen. Ist es mit dieser Firma hier dasselbe?“ Er wies auf einen anderen Ordner.
Danach wurde ihm immer klarer, wie Edward sein Unternehmen aufgebaut hatte, und er erklärte es Natalia genau. Fasziniert hörte sie Giancarlo zu. Sie fing an zu begreifen, warum er ein so erfolgreicher Geschäftsmann war. Er hatte einen scharfen, wachen Verstand, war ungemein intelligent und durchschaute die Zusammenhänge unglaublich rasch.
Am Telefon drückte er sich klar und eindeutig aus. Er hatte alles unter Kontrolle, auch während seiner Abwesenheit. Er war der Kopf der Cardinale Group.
Als er sich später mit seiner Sekretärin unterhielt, fiel Natalia auf, wie weich die italienische Sprache klang. Sie entspannte sich etwas, und ein Gefühl von Wärme breitete sich in ihr aus.
O nein, nicht schon wieder, mahnte sie sich und konzentrierte sich auf die Notizen, die sie sich gemacht hatte. Nachdem das Gespräch beendet war, läutete das Telefon sogleich wieder. Mühelos wechselte er von der italienischen Sprache in die englische. Seine Dynamik war wirklich beeindruckend. Als er sich wieder neben Natalia setzte, bemühte sie sich, das Kribbeln im Bauch zu ignorieren.
Obwohl es schon nach fünf war, war Giancarlo noch voller Energie und Schwung, während Natalia etwas erschöpft war. Als sie um kurz nach sechs auf dem Teppich neben dem Couchtisch kniete und die einzelnen Seiten einsortierte, die er aus den Ordnern genommen hatte, läutete das Telefon wieder.
Dieses Mal klang seine Stimme ganz anders als zuvor, viel wärmer, intimer und irgendwie sinnlich. Natalia war klar, dass er sich mit seiner Freundin
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