Romana Exklusiv 0187
Dann hob er den Kopf und begegnete ihrem unglücklichen Blick. „Außerdem werde ich die nächsten Tage nicht in Delhi sein. Ich reise heute Vormittag ab. Dein Aufenthalt hier ist doch auch bald vorbei, oder?“
„Ich habe einen Flug für Samstagabend gebucht“, erklärte sie.
„Dann werden wir uns nicht wiedersehen.“ Er verstärkte den Druck seiner Finger.
„Bist du erleichtert?“, erkundigte sie sich spöttisch.
„Ja, ich glaube schon.“
„Jordan …“ Bridget verstummte, denn es gab nichts mehr zu sagen.
„Du wirst dich besser fühlen, wenn du wieder in England bist und dein gewohntes Leben führst“, prophezeite er tröstend und stand unvermittelt auf. „Leb wohl, Bridget. Nein, ich werde dich nicht küssen. Es ist vorbei.“
Nach diesen grausamen Worten drehte er sich um und ging hinaus.
Da er sein Zimmer wahrscheinlich brauchte, um für die Reise zu packen, trank sie rasch den Fruchtsaft und einen Schluck Kaffee, bevor sie ihren eigenen Raum aufsuchte. Das Tablett ließ sie zurück, doch die Rose nahm sie mit.
Bridget erwartete Jordan in der Halle, als er mit einer Reisetasche herunterkam.
„Was willst du?“, fragte er kurz angebunden und betrachtete das dunkelgrüne Top, den cremefarbenen engen Rock und die flachen Tennisschuhe, um dann den Blick auf ihrem Gesicht verweilen zu lassen, das von widerspenstigen Locken umrahmt wurde, die sich aus dem lockeren Zopf gelöst hatten. Aus Furcht, Jordan zu verpassen, hatte sie nicht viel Zeit auf ihre Frisur verwandt.
„Einen anderen Abschied“, erwiderte sie nervös. „Der vorhin war … falsch. Wir haben einander etwas gegeben, etwas Gutes, also sollte doch unsere Trennung zumindest … freundlich ablaufen.“
„Du meinst, wir sollten einander die Hand schütteln?“ Er stellte das Gepäck ab. „Ich habe es eilig, Bridget.“
„Ach, vergiss es!“ Sie verwarf ihren ursprünglichen Plan und klammerte sich nun an die einzige Hoffnung, die ihr geblieben war. „Ich möchte dich nur noch daran erinnern, dass ich bis Samstagabend hier bin.“
„Bridget …“
„Ich finde, ich habe das Recht, dir wenigstens ein Mal lästig zu fallen, Jordan“, unterbrach sie ihn.
„Ich habe dir nicht mehr zu bieten.“
„Du hast mir bereits mehr gegeben, als du ahnst.“
„Zum Beispiel?“
Sie machte eine hilflose Geste. „Du hast mir Selbstvertrauen gegeben. Als Frau.“
„Und inwiefern, denkst du, wird dieses neue Selbstvertrauen dir helfen, Süße? Kannst du nun heimkehren und Loris verführen, nachdem du endlich weißt, wie es geht? Oder planst du, an Methven zu üben?“
Bridget war blass geworden. „Wenn du das wirklich glaubst …“
Jordan schien zusammenzuzucken, als er ihrem verletzten Blick begegnete. „Nein, das glaube ich nicht“, versicherte er zu ihrer grenzenlosen Erleichterung. „Ich kenne dich zu gut, Bridget …“
„Du hast es eilig“, erinnerte sie ihn. „Leb wohl, Jordan.“
Er berührte leicht ihren Arm. „Pass auf dich auf, Bridget.“
„Und du auf dich. Ich werde hier sein.“ Mehr brachte sie nicht über die bebenden Lippen.
Und dann sah sie ihm hinterher. Möglicherweise beobachtete sie gerade, wie er aus ihrem Leben verschwand. Sie konnte nur hoffen und beten – und beides tat sie in den folgenden Tagen unablässig, außerstande, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, von Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit geplagt.
Ihre Hoffnungen bewegten sich auf sehr unsicherem Boden. Woran konnte sie sich klammern? Nur an seine arrogante Behauptung, sie zu kennen, an eine Andeutung von Zuneigung und an seinen unverhohlenen Besitzerstolz, der – dessen war sie sich allzu schmerzlich bewusst – durchaus rein sexueller Natur sein konnte. Seine letzten Bemerkungen über Loris und Jolyon schienen diese Theorie zu untermauern: Er begehrte sie nicht mehr, fühlte sich ihr aber noch zu verbunden, um sie einem anderen zu gönnen.
Vielleicht täuschte sie ja ihr Mangel an Erfahrung. Schließlich hatte sie nichts, mit dem sie die Beziehung zu Jordan vergleichen konnte. Sie hatte ihm Frieden schenken wollen, weil sie es nicht länger ertragen hatte, mit ansehen zu müssen, wie ihn das Verlangen nach ihr verzehrte – und sie hatte sich eingebildet, mehr als nur Verlangen in ihm zu entdecken. Doch nun war sie ihrer Sache nicht mehr so sicher, und falls dieses Gefühl je existiert hatte, war es inzwischen längst unterdrückt.
Als es am Samstagnachmittag Zeit zum Packen wurde, musste sie sich mit der Erkenntnis
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