Romana Exklusiv 0188
wenn sie nicht in seiner Nähe war, war sie sich ihrer heftigen Reaktion auf seine scharfe Zunge und seine intensive körperliche Ausstrahlung bewusst. Wieder durchlebte sie den Moment, als sie nicht gewusst hatte, ob sie ihm ins Gesicht schlagen oder sich von ihm in die Arme ziehen lassen sollte – oder beides.
Würde sie dieser beängstigenden und unerwünschten Reaktion gewachsen sein? Die einzige Möglichkeit bestand darin, ruhig und sachlich zu bleiben und damit sowohl ihm als auch ihr selbst klarzumachen, dass er weder ihren Zorn noch ihr Begehren weckte.
„Also reiß dich zusammen!“, murmelte Frankie vor sich hin. Du bist eine erwachsene Frau, du weißt, was läuft, und du solltest über das Stadium unreifer Teenagerliebe hinaus sein. Er ist schließlich nur ein Mann!
3. KAPITEL
Ihr Leben war viel zu hektisch, als dass Frankie viel Zeit damit verbringen könnte, über Julian Tarrant nachzudenken. Dennoch dachte sie manchmal an ihn, und das normalerweise im ungünstigsten Augenblick.
Es vergingen jedoch mehrere Wochen, bevor sie wieder von ihm hörte.
Der März war sehr regnerisch und bitterkalt gewesen, und die Leute, die in London lebten und arbeiteten, waren mit mürrischer Miene ihrer Beschäftigung nachgegangen.
Frankie hatte mit einer Autorin zu Mittag gegessen und dieser zu erklären versucht, dass ihr letztes Manuskript nicht nur überarbeitet, sondern komplett umgeschrieben werden musste. Diese Aufgabe erforderte sehr viel Geduld und Feingefühl, und als Frankie durch die kalten, nassen Straßen zurück ins Büro ging, war sie völlig erschöpft.
„Ich brauche jetzt eine Tasse Tee“, stieß sie hervor und ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl sinken. Sally, die ihren Wunsch offenbar vorausgeahnt hatte, hatte bereits den Tauchsieder eingeschaltet.
„Mr. Tarrant hat angerufen, während du weg warst“, erzählte sie und stellte den Becher vorsichtig auf Frankies Schreibtisch, als wollte sie den Schock mindern.
„Du meine Güte! Was will der denn?“, prustete Frankie und griff nach der Schachtel mit den Kosmetiktüchern.
Sally wartete diplomatisch, bis Frankies Hustenanfall sich gelegt hatte. „Dich natürlich. Er muss mit dir über das vierte Kapitel reden, das er gerade beendet hat. Außerdem hat er Probleme mit dem fünften, das er nun anfangen will. Er hat gesagt, dass er es nicht am Telefon besprechen kann und dich persönlich sehen will.“
„O nein“, stöhnte Frankie. „Ich schätze, dass ich noch einmal im Regen nach Dorset fahren muss. Hoffen wir, dass seine Heizung inzwischen funktioniert.“
Sally schüttelte den Kopf.
„Diesmal hast du mehr Glück“, behauptete sie lächelnd. „Er hält sich zurzeit irgendwo in Südfrankreich auf. Eine Nummer hat er nicht hinterlassen, aber er will wieder anrufen.“
Frankie sah sie entgeistert an.
„Er ist wo? Erwartet er etwa von mir, dass ich ihm durch ganz Europa nachreise?“
„Warum nicht? Letztes Jahr bist du sogar nach Kalifornien geflogen, um Lorna Greenbaum zu besuchen. Frankreich ist doch nur einen Katzensprung entfernt. Die meisten Leute wären überglücklich, wenn sie für eine Weile von hier fortkommen könnten.“ Sally wies aus dem Fenster. „Du brauchst nicht zufällig eine Begleitung? Nein, vermutlich nicht.“
Als Julian anrief, wartete Frankie, bis Sally im Vorzimmer verschwunden war, wo die Sekretärinnen und Assistentinnen der Lektoren saßen. Dann schloss sie leise die Tür, bevor sie den Hörer abnahm. Sie war nicht sicher, warum sie diese Vorsichtsmaßnahmen traf. Sally hörte ihre Anrufe zwar nicht mit, aber es war denkbar, dass jemand an der geöffneten Tür vorbeikam und etwas aufschnappte. Doch was hatte sie, Frankie, Julian Tarrant zu sagen, das nicht jeder mithören konnte?
Während sie darauf wartete, dass die Angestellte in der Telefonzentrale den Anruf durchstellte, versuchte Frankie nicht darüber nachzudenken, was Julian in Frankreich machte. Wann immer sie an ihn gedacht hatte, hatte sie sich vorgestellt, dass er auf Cerne Farm sei. Sie ärgerte sich über ihre Naivität, denn erst jetzt war ihr bewusst geworden, dass auch er sich nicht ständig an einem Ort aufhielt und auch mit anderen Leuten zusammen war. Schließlich konnte er seine Zeit – sofern er nicht an dem Buch schrieb – nicht damit verbringen, im Regen herumzulaufen und unhöflich zu Leuten sein, die versehentlich in sein Territorium eindrangen.
„Hallo.“ Der Klang seiner tiefen Stimme war ihr so vertraut, als
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