Romana Exklusiv 0188
spielt.“
„Ich auch nicht, aber es gibt einige Leute, denen es nicht egal ist“, meinte Frankie grimmig. In diesem Moment fiel ihr ein, dass Julian Tarrant die Angelegenheit selbst regeln könnte. Es war gut möglich, dass er Ivor anrief – sobald sein Telefon wieder funktionierte – und ihm mitteilte, dass er nicht mit einer Lektorin zusammenarbeiten konnte.
Die Erkenntnis, dass sie in diesem Fall enttäuscht wäre, erstaunte sie. Sie, Frankie, mochte diesen Mann doch gar nicht. Sie hatten nichts gemeinsam – im Gegenteil –, und die Zusammenarbeit mit ihm würde sicher nicht einfach sein.
Statt jedoch darum zu bitten, von diesem Mann erlöst zu werden, betrat Frankie kurz darauf das Allerheiligste, Ivors Büro. Die Geschäftsmäßigkeit und das Selbstvertrauen, die sie dabei an den Tag legte, waren nur vorgetäuscht.
„Setzen Sie sich, Frankie, und schauen Sie nicht auf mich herunter“, forderte Ivor sie auf. Er war etwa einen Meter sechzig groß und kompensierte seine kleine Statur, indem er über seine Angestellten herrschte wie Napoleon.
Frankie nahm Platz und wartete nervös, während er sich einem Bericht auf seinem Schreibtisch widmete. Als er sich ihr schließlich zuwandte und sie anblickte, vermochte sie den Ausdruck seiner Augen hinter den dicken Brillengläsern nicht zu deuten.„Mr. Tarrant hat vor einer halben Stunde angerufen“, sagte Ivor unvermittelt. „Oh“, meinte sie. „Er war gestern von der Außenwelt abgeschnitten.“
„Das hat er mir erzählt. Er hat sich entschuldigt, dass er Sie unter solchen Bedingungen empfangen musste, und hat gesagt, Sie hätten sich tapfer gehalten.“
Nicht einmal Julian Tarrant kann sich für das Wetter verantwortlich machen, dachte sie grimmig. Und nun entschuldigte er sich dafür, als hätte er das Gewitter selbst heraufbeschworen, um ihr Durchhaltevermögen auf die Probe zu stellen! Außerdem war sie alles andere als überzeugt, sich tapfer geschlagen zu haben. Sicher wollte er ihr mit dem Kompliment bloß die Aufkündigung ihrer Zusammenarbeit versüßen.
„Rücken Sie schon heraus mit der Sprache, Ivor“, bat sie und seufzte. „Mr. Tarrant hat Sie darum gebeten, ihm einen anderen Lektor zu schicken – vorzugsweise jemanden, der Hosen trägt, einen Schnurrbart hat und Pfeife raucht.“
Ivor funkelte sie an.
„Ich frage mich, wie Sie darauf kommen“, erwiderte er fröhlich. „Nein, er scheint von Ihnen ziemlich beeindruckt gewesen zu sein und will das Buch weiterschreiben – unter Ihrer fachkundigen Anleitung.“
Frankie saß stumm da, während die unterschiedlichsten Empfindungen sie überkamen. Einerseits verspürte sie ein Gefühl des Triumphs. Obwohl sie sich nicht gerade prächtig verstanden hatten, besaß Julian Tarrant genügend Vertrauen in ihre Fähigkeiten, um mit dem Buch fortfahren zu wollen. Andererseits war sie erstaunt, denn sie hätte von diesem arroganten und schwierigen Mann niemals so etwas wie Lob erwartet.
Und nicht zuletzt war sie erleichtert – sehr sogar. Hätte er ihr die Zusammenarbeit aufgekündigt, hätte sie ihn höchstwahrscheinlich nie wiedergesehen. Diese Reaktion machte ihr Angst.
„Glauben Sie, dass das ein Problem für Sie darstellt?“, fragte Ivor, da Frankie noch immer schwieg.
„Nein“, beeilte sie sich zu sagen. Ihr war durchaus bewusst, dass dies die letzte Gelegenheit war, sich aus der Affäre zu ziehen, ohne die komplizierte Beziehung zwischen Autor und Verleger zu gefährden. Natürlich wäre Ivor verärgert gewesen, und sie hätte zahlreiche Minuspunkte bei ihm gesammelt. Ihrer Karriere wäre dieser Schritt nicht besonders zuträglich gewesen.
Sie hätte Folgendes sagen können: „Das Buch bereitet mir keine Probleme, aber aus persönlichen Gründen könnte es für mich schwierig werden, mit diesem Autor zusammenzuarbeiten.“ So etwas kam gelegentlich vor. Frankie war es allerdings noch nicht passiert, da sie die Fähigkeit besaß, mit den meisten Leuten gut auszukommen.
Nun hatte sie sich also Julian Tarrant und seinem Buch verpflichtet, und das bedeutete, dass sie auch seine Launenhaftigkeit und seine unverhohlene Abneigung ihr gegenüber in Kauf nehmen musste … so wie die beunruhigende Tatsache, dass sie sich unerklärlicherweise körperlich zu ihm hingezogen fühlte.
„Sally“, sagte sie, sobald sie wieder in ihrem Büro war, „ich möchte, dass du für mich alles über Julian Tarrant herausfindest, was du in Erfahrung bringen kannst: seinen Werdegang, seinen Beruf
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