Romana Exklusiv 0188
über die grünen Landzungen schweifen, zwischen denen das azurblaue Meer schimmerte, über die geheimnisvoll geformte Insel Brownsea in der Mitte des Wassers und über die Bucht, die in der flimmernden Hitze fast wie das Mittelmeer wirkte.
Als sie auf die vielen weißen Segel der Jachten auf dem Wasser schaute, verspürte Frankie einen leisen Anflug von Neid auf die Menschen, die in dieser Gegend wohnten. Nur zu gut verstand sie, was Julian wieder nach Dorset gezogen hatte.
Der Zug verlangsamte nun seine Fahrt und rollte in den Bahnhof ein. Sie stand auf und hob ihren kleinen Koffer von der Gepäckablage.
In ihrem eng geschnittenen, ärmellosen schwarzen Kleid, zu dem sie eine goldene Kette trug, und den schwarzen Sandaletten sah sie elegant und geschäftsmäßig aus. Dennoch war sie nervös wie ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal auf einen Kindergeburtstag ging.
Alles war ganz anders als vor einem halben Jahr, als es in Strömen gegossen hatte und sie mit dem Bus durch die düstere, wolkenverhangene Landschaft gefahren war.
Und jetzt stand er vor ihr – der Mann, den sie vor sechs Monaten nur widerwillig aufgesucht hatte und um dessentwillen sie an diesen Ort zurückgekehrt war. Mit einer Baumwollhose und einem kurzärmeligen Hemd bekleidet, kam er ihr auf dem Bahnsteig entgegen. Er wirkte selbstbewusster denn je, und sein Haar glänzte in der Sonne. Sie liebte diesen Mann und war stolz darauf, obwohl sie es sich keinesfalls anmerken lassen wollte.
Falls sie unbewusst gehofft hatte, dass ihre Gefühle nachgelassen hatten, weil es für sie besser war, war es nun umso schlimmer. Bei ihrer letzten Begegnung war Frankie nicht klar gewesen, dass sie Julian liebte – zumindest hatte sie es nicht wahrhaben wollen.
In diesem Moment wusste sie es. Sie konnte es nicht leugnen oder verdrängen, denn Julian war ein Mann, den eine Frau einfach lieben musste. Alles, was sie tun konnte, war, es zu akzeptieren und für sich zu behalten.
8. KAPITEL
Im Garten von Cerne Farm war der Rhododendron verblüht, aber die Rosen standen in voller Blüte. Die Büsche waren gestutzt, und der Rasen war gemäht, sodass das Anwesen bewohnt und einladend wirkte.
Obwohl dieser Eindruck nicht zuletzt durch das herrliche Wetter entstand, war hauptsächlich Julian dafür verantwortlich, der vor Energie und Selbstvertrauen nur so sprühte. Frankie konnte kaum glauben, dass der missmutige, verbitterte Mensch, den sie im Winter hier angetroffen hatte, und dieser energische, humorvolle Mann mit den strahlenden blauen Augen ein und dieselbe Person waren.
„Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass Cerne Farm wieder richtig bewirtschaftet werden soll“, erzählte Julian, als sie aus seinem Kombi ausstiegen. „Ich bin immer zu lange von zu Hause weg gewesen, um mich darum zu kümmern, und auch Alison war nie daran interessiert.“
„Ja, ich kann mir lebhaft vorstellen, wie du in Jacke und Gummistiefeln umherläufst und begeistert von Fruchtwechsel und Milchproduktion sprichst.“ Frankie schmunzelte, und sein Lächeln ließ ihr Herz schneller klopfen.
„Ich habe nicht behauptet, dass ich die Farm selbst bewirtschaften will“, erklärte er, „denn ich habe weder Zeit noch Lust dazu. Ich werde einen Verwalter einstellen und selbst eine Kontrollfunktion ausüben.“
Bevor sie ihn fragen konnte, was seine Zeit derart in Anspruch nahm, kam ein etwa dreizehnjähriges flachsblondes Mädchen ums Haus, das ein Pony am Zügel führte.
„Das ist meine Tochter Karin“, sagte Julian. „Ich habe dir doch gesagt, junge Dame, dass Pferde vor dem Haus nichts zu suchen haben. Sie zertrampeln den Rasen.“
„Zu Befehl, Daddy“, konterte Karin frech und wandte sich etwas schüchtern an Frankie. „Hallo!“
„Hallo! Ich bin Frankie Somers“, erwiderte Frankie. „Freut mich, dich kennenzulernen.“
Karin musterte sie neugierig. „Reiten Sie?“
„Leider nicht. In London hat man kaum Gelegenheit dazu.“
„So ein Pech!“, meinte Karin mitfühlend. „Ich kann es Ihnen beibringen, wenn Sie Lust dazu haben. Dad reitet auch ziemlich gut.“
Ein Lächeln umspielte Julians Mundwinkel.
„Miss Somers ist hier, um zu arbeiten“, erinnerte er seine Tochter. „Musst du Jeepers nicht striegeln?“
„Ich gebe mir alle Mühe, nicht zu autoritär zu sein“, sagte er trocken, als Karin mit dem Pony außer Sichtweite war. „Dabei muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Karin eigensinnig, aber ziemlich reif für ihr Alter ist.
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