Romana Exklusiv 0188
keine Liebe empfinden, sondern ihren physischen Hunger stillen.
9. KAPITEL
Da Karin erst um zwei Uhr von ihrem Besuch bei Patricia zurückkehrte, merkte sie nicht, dass ihr Vater und seine Lektorin den Vormittag gemeinsam im Bett verbracht hatten.
Julian war in bemerkenswert guter Stimmung, und Frankie, die ohnehin attraktiv war, strahlte plötzlich vor Schönheit. Allerdings vermochte eine Dreizehnjährige daraus nicht ihre Schlüsse zu ziehen.
„Heute hat Mrs. Coomer frei“, hatte Julian erklärt, als er Frankie schließlich aus dem Bett gezogen hatte. „Wir müssen uns selbst versorgen. Bevor wir die Küche nach etwas Essbarem durchsuchen, sollten wir erst einmal duschen.“
„Aber nicht zusammen!“, rief sie erschrocken, sodass er grinste.
„Komm, Frankie, sei nicht so schüchtern! Sieh dich doch an! Du bist splitternackt und siehst sehr verführerisch aus, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
„Ich bin nicht schüchtern.“ Dennoch nahm sie ihren Morgenmantel und zog ihn über. „Aber wenn wir zusammen duschen, weißt du genau, wohin das führt.“
Er lächelte sie vielsagend an.
„Du meinst, du könntest in Versuchung geraten?“, fragte er. „Unter Wasser? Das klingt wirklich sehr interessant. Also, worauf warten wir noch?“
Bevor sie ihm entwischen konnte, umfasste er ihren Arm und zog sie an sich, um sie ausgiebig zu küssen.
„Oh … Julian“, seufzte sie und löste sich widerstrebend aus seiner Umarmung. „Sollten wir nicht allmählich etwas essen? Und was ist, wenn Karin zurückkommt?“
„Vor fünf Minuten hast du dir darüber keine Sorgen gemacht“, erinnerte er sie, gab sie jedoch frei. „Also gut, ich reiße mich zusammen. Ladies first.“
Als Frankie in die Dusche trat und den Wasserhahn aufdrehte, musste sie sich eingestehen, dass sie sich tatsächlich keine Sorgen gemacht hatte. Während der letzten zwei Stunden hatte sie an gar nichts gedacht und die Welt um sich herum vergessen.
Sie hatte nie bestritten, dass es schön war, sich zu lieben. Was sie allerdings mit Julian erlebt hatte, konnte sie nicht mit Worten beschreiben: die bedingungslose Hingabe, bei der sie sich schließlich selbst gefunden hatte. Sie konnte nicht einfach nach Hause zurückkehren und dieses Erlebnis vergessen. Es hatte sie völlig verändert, und sie würde nie mehr dieselbe sein wie früher.
Was soll ich bloß tun?, fragte sie sich hilflos, während sie ihr Haar mit einem Handtuch trockenrubbelte und sich in dem beschlagenen Spiegel betrachtete. Ich kann nicht einen Tag ohne ihn leben. Ich höre einfach auf zu atmen.
Die ernüchternde Wahrheit war aber, dass sie weiterleben musste. Sie, Frankie, konnte bestenfalls darauf hoffen, dass dies ein Anfang war und Julian sie weiterhin begehrte. Auf diese Weise würde sie vielleicht zu ihm finden. Allerdings fürchtete sie, in eine Sackgasse zu geraten, falls es ihr gelingen sollte. Sie würde gegen eine Mauer laufen – seine Liebe zu Alison. Mehr würde er ihr nicht geben, während sie ihn ganz wollte.
Frankie mobilisierte ihre letzten Kraftreserven, um nicht zu zerstören, was sie bereits besaß. Während Julian duschte, machte sie ihr Bett, um Mrs. Coomer am nächsten Tag keinen Nährboden für Klatsch zu bieten. Anschließend zog sie Jeans und eine Bluse an und ging in die Küche hinunter.
Als Julian hereinkam, hatte sie Frühstück gemacht und ein Hähnchen zerlegt, das sie im Kühlschrank gefunden hatte.
„Wie schön, eine Frau in der Küche und im Bett zu haben“, sagte er und lächelte zufrieden. „Und diese ist zufällig auch noch eine hervorragende Lektorin! Was könnte ich mehr verlangen!“
Frankie schnitt ein Gesicht.
„Mit deiner Schmeichelei erreichst du viel, aber du kommst trotzdem nicht ungeschoren davon. Ich brauche jemanden, der Kartoffeln schält.“
„O Frankie …“ Er schüttelte erstaunt den Kopf. „Du bist wirklich etwas Besonderes.“
Weil sie sich noch nicht verzweifelt fragte, ob sie mit ihm hätte schlafen sollen oder nicht? Weil sie das Ganze scheinbar genauso sah wie er – als eine angenehme Erfüllung ihrer körperlichen Lust? Hatte er sie nicht immer so gesehen – als moderne Frau, die sinnlich, aber nicht zu gefühlsbetont war und zu erfahren, um viel Aufhebens um eine derart natürliche Sache zu machen?
Umso leichter sollte es mir fallen, meine Rolle zu spielen, ging es ihr durch den Kopf, während sie Karotten und Zwiebeln zerkleinerte. Mit ein wenig Glück würde es ihr sogar gelingen,
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