Romana Exklusiv 0188
genügend in Anspruch genommen.“ Es war ihr peinlich, dass sie ihn um einen Gefallen gebeten hatte – und zurückgewiesen worden war. Er musste sie für eine Opportunistin halten.
Hastig stand sie auf und stolperte in ihrer Eile über den langen Mantel. Der Stoff öffnete sich, und als ob das nicht schlimm genug wäre, taumelte sie geradewegs in Giannis Arme, der sich gleichzeitig mit ihr erhoben hatte und sie auffing.
Der unerwartete Anblick ihres schlanken, beinahe nackten Körpers bestätigte, was er bereits vermutet hatte. Obwohl ihr Gesicht unschuldig und engelhaft wirkte, besaß sie den makellosen Körper einer Sirene. Unwillkürlich glitten seine Hände über ihre zarte Haut.
Jillians Wangen erglühten wie wilde Rosen. Konnte ihr noch Schlimmeres widerfahren an diesem unglückseligen Tag? Sie atmete erleichtert auf, als sie das Gleichgewicht wiederfand und Gianni sie losließ.
„Ich scheine heute besonders unfallgefährdet zu sein“, bemerkte sie in leichtem Ton, doch sie wagte nicht, ihn anzusehen.
„Keiner der Zwischenfälle war Ihre Schuld.“ Er unterdrückte mühsam ein Lachen, als sie den Gürtel so festzog, dass sie vermutlich kaum noch atmen konnte.
„Ja, nun, ich sollte lieber verschwinden, bevor noch etwas passiert.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, raffte sie die Robe bis zu den Knien und rannte zur Tür.
Gianni versuchte nicht, sie aufzuhalten. Er wusste, wie verlegen sie war, weil er einen Blick auf ihren Körper erhascht hatte. Er hätte ihr sagen können, dass sie stolz auf ihre Figur sein konnte, aber sie hätte es nicht als Kompliment erachtet. Jillian war nicht wie die raffinierten Frauen, die er kannte.
Sie war wie keine andere Frau, die er kannte. Ihre Unschuld wirkte sehr erfrischend. Er fragte sich, was geschehen sein mochte, befand dann jedoch, dass er es nicht wissen wollte. Er erinnerte sich lieber an ihre strahlend blauen Augen und das bezaubernde Lächeln, das sie ihm zu seinem Bedauern nur selten geschenkt hatte.
Hastig zog Jillian sich an. Ohne wirkliches Interesse stellte sie fest, dass ihr Kleid wieder wie neu aussah. Sie wollte es zwar nie wieder tragen, aber zumindest brauchte sie sich nicht in ihr Hotel zu schleichen.
Am liebsten wäre sie aus dem Haus geschlüpft, ohne Gianni noch einmal zu begegnen, aber sie konnte schlecht gehen, ohne ihm für seine Gastfreundschaft zu danken. Ihre gute Kinderstube hätte es niemals zugelassen, auch wenn sie ihn nie wiedersehen würde.
Ausnahmsweise stand das Glück auf ihrer Seite. Sie hörte seine Stimme, als sie sich der Bibliothek näherte. Er telefonierte offensichtlich. Während sie in der Halle zögerte, erschien der Butler.
„Ich gehe jetzt“, teilte sie ihm mit. „Bitte richten Sie dem Signore meinen Dank aus und sagen Sie ihm, dass ich ihn nicht stören wollte.“
Als sie sich schnellen Schrittes von der Villa entfernte, wurde ihr bewusst, dass sie Giannis Nachnamen gar nicht erfahren hatte. War er davon ausgegangen, dass sie wusste, wer er war? Ein so reicher und selbstsicherer Mensch war vermutlich in der ganzen Stadt bekannt. Er sah gut genug aus, um ein italienischer Filmstar zu sein. Außerdem war er äußerst maskulin, wie sie entdeckt hatte, als sie mit nackten Brüsten an seine harte Brust gestolpert war.
In jenen peinlichen Momenten hatte sie intime Bekanntschaft mit seinem eindrucksvollen Körper geschlossen. Hätte Rinaldo ihr nicht für die vorhersehbare Zukunft das gesamte männliche Geschlecht verleidet, hätte sie sich durchaus zu Gianni hingezogen gefühlt. Große, schlanke Männer mit südlichem Charme hatten ihr schon immer gefallen.
Doch das war vorbei. Nun interessierte sie nur noch, wie sie angesichts ihrer rasch schwindenden Finanzen in Venedig bleiben konnte. Entschlossen reckte sie das Kinn vor. Noch wollte sie sich nicht geschlagen geben. Wenn sie diesen furchtbaren Tag durchgestanden hatte, konnte sie alles überleben!
2. KAPITEL
Es enttäuschte Gianni zu erfahren, dass Jillian gegangen war. Er hätte sie gern näher kennengelernt. Doch da sie sich vermutlich nie wieder begegnen würden, erwartete er, sie rasch zu vergessen. Es überraschte ihn, dass er an diesem Abend immer wieder an sie denken musste, und sogar noch am nächsten Morgen. Vermutlich lag es an der geheimnisvollen Aura, die sie umgab. Und dieses Geheimnis wirkte besonders reizvoll, weil es ungeklärt bleiben würde.
Ein Anruf von seiner Sekretärin am späten Vormittag erschien ihm wie ein Omen. Bella war eine
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