Romana Exklusiv 0188
bedecken?
Isabelle kam Luis gleichzeitig vertraut und sehr distanziert vor. Er hatte das Gefühl, sie immer noch gut zu kennen, doch sie reagierte ganz anders, als er es erwartet hatte. Und dann kam die Erinnerung an Robert Michaels wieder. Warum nur hatte sie Lynn erwähnt? Sie musste doch genau wissen, dass er sofort an ihren Schwager denken würde. Hatte sie das absichtlich getan, um ihn von seinen Plänen abzubringen?
Nachdenklich stieg er aus dem Wagen und folgte ihr den schmalen Weg durch den Vorgarten zur Eingangstür. Dann ging es eine gewundene Treppe hinauf. „Du hast hier nur eine Wohnung?“, fragte er erstaunt. „Ich dachte, dir würde das ganze Haus gehören.“
„Nein“, erwiderte Isabelle lachend. „Dafür reicht mein bescheidenes Einkommen nun wirklich nicht.“
„Ich habe dir doch Geld geschickt.“
„Stimmt, aber du solltest bemerkt haben, dass ich keinen einzigen Scheck von dir eingelöst habe.“
„Richtig.“
Sie betraten die kleine Wohnung, die hell und freundlich eingerichtet war. Das Sonnenlicht fiel durch eine hohe Fenstertür, von der aus es auf einen Balkon ging. Dort blühten Pflanzen und Blumen in allen Farben der Natur. Und auch in der Wohnung sorgten bunte Blüten für eine freundliche Stimmung. Die einfachen Möbel waren so angeordnet, dass genug Platz blieb und der Raum einen großzügigen Eindruck machte. An der Wand hingen Poster aus einer Kunstgalerie, auf dem Boden lag ein feiner Teppich. Ganz offensichtlich verfügte Isabelle über das Geschick, eine Wohnung auch mit geringen Mitteln zu einem richtigen Heim zu machen.
„Sehr schön hast du es hier“, bemerkte Luis. „Aber ich frage mich, ob es der Frau eines Adeligen angemessen ist, so zu leben.“
„Ich jedenfalls fühle mich sehr wohl hier. Und es ist mir wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist nicht gegen dich gerichtet, Luis, aber ich brauche dein Geld nicht. Ich bin dir dankbar dafür, dass du für mich sorgen wolltest, aber sicher kannst du verstehen, wie wichtig es mir war, für mich selbst aufkommen zu können. Nach allem, was zwischen uns gewesen ist, konnte ich einfach nicht anders.“
„Sicher“, erwiderte Luis bitter. „Aber eines habe ich nie verstanden, Isabelle. Warum hast du mit einem anderen Mann geschlafen, obwohl du mit mir verheiratet warst?“
„Das habe ich niemals getan, Luis, und ich habe es dir schon mehr als ein Mal gesagt, warum willst du das einfach nicht verstehen?“ Sie schaute ihm direkt ins Gesicht. „Luis, bitte hör mir zu, ich habe dich niemals betrogen!“
Würde er ihr dieses Mal glauben? Vor zwei Jahren hatte er nicht einmal akzeptiert, ihr zuzuhören, von Vertrauen konnte da keine Rede sein. Doch seitdem hatte er vielleicht Zeit gehabt, über alles in Ruhe nachzudenken. Ob er wohl zu dem Ergebnis gekommen war, dass er sich damals fürchterlich getäuscht hatte? Vor zwei Jahren hatte er einfach auf dem Absatz kehrtgemacht und Isabelle verlassen, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, die Situation zu erklären. Sie hatte mehrfach versucht, ihn anzurufen, doch er hatte sich verleugnen lassen. Und ihre Briefe waren ungeöffnet wieder zurückgekommen.
Deswegen hatte sie ja auch nach Wochen und Monaten vergeblichen Hoffens entschieden, einen Anwalt damit zu beauftragen, die Scheidung von ihm zu verlangen. Es war die schmerzhafteste Entscheidung gewesen, die Isabelle jemals hatte treffen müssen, doch es sah ganz so aus, als gäbe es keinen anderen Ausweg mehr.
„Luis“, versuchte sie noch einmal, ihn von der Wahrheit zu überzeugen. „Ich habe niemals mit einem anderen Mann geschlafen. Das Ganze ist ein Missverständnis. Warum kannst du das nicht einsehen?“
Luis aber schüttelte nur den Kopf. „Das sah gar nicht so aus“, erwiderte er mit einem bitteren Unterton in der Stimme.
„Ich weiß. Aber ich kann mir selbst nicht erklären, was eigentlich vorgefallen ist. Ehrlich, Luis, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie Rob zu mir ins Bett gekommen ist.“
Luis bemerkte genau, wie Isabelle die Tränen in die grünen Augen stiegen. Er hätte ihr so gern geglaubt. Könnte dann nicht alles wieder gut werden? Gab es vielleicht nicht doch noch eine Chance für eine gemeinsame Zukunft? Dann aber sagte er sich, dass er schon mehr als einmal auf Isabelle hereingefallen war. Er hätte doch damals schon erkennen müssen, was für eine gute Schauspielerin sie war. Und er hatte sich geschworen, nie wieder zu vergessen, wie es hinter der glänzenden Fassade
Weitere Kostenlose Bücher