Romana Exklusiv 0188
Fensterfront und sah zu ihr hinüber, wie sie in der kleinen Küchenecke den Kessel aufsetzte. Dabei sagte Luis sich, dass er sich möglichst gelassen und ruhig geben sollte. Er zog die Jacke aus und krempelte die Hemdsärmel hoch, um sich ein weniger offizielles Aussehen zu geben. „Ein Glück, dass es bei dir so angenehm warm ist“, bemerkte er freundlich.
„Ja, ich habe trotz des Sonnenscheins die Heizung angelassen, man weiß ja nie bei uns in England, wie das Wetter wird.“
Luis lachte auf. „Stimmt. Da ist es in Andalusien doch viel schöner, wir haben jeden Tag Sonne.“
Das erste Mal seitdem Luis nach York gekommen war, hatte Isabelle den Eindruck, dass er sich halbwegs wohl fühlte. Sein Lachen klang heiter und fröhlich. Das schien nicht vorgespielt zu sein. Rasch schaute sie zu ihm hinüber. Unter dem dünnen Stoff seines eleganten Hemds ließen sich die breiten Schultern und der muskulöse Oberkörper erahnen.
Sie seufzte leicht auf, da sie die Erinnerung daran, wie es war, sich sanft an ihn zu schmiegen und den Kopf an diese Schultern zu lehnen, einfach nicht unterdrücken konnte. Luis hatte ihr zuweilen sanft durch die blonden Haare gestrichen und sie mit den fantasievollsten Kosenamen bedacht. Das war eine Art Spiel zwischen ihnen geworden, und Isabelle hatte oft bedauernd daran zurückgedacht. In diesen Augenblicken hatte sie das höchste Glück auf Erden erlebt. Dann aber war alles zerbrochen.
Vorhin hatte sie den Eindruck gehabt, dass Luis sich nicht sehr verändert hatte, doch jetzt musterte sie ihn aufmerksamer und stellte fest, dass sich auch Falten um seine Mundwinkel gelegt hatten. Sie hatte von dem Tod seines Bruders vor einem Jahr gehört. Bestimmt hatte er eine schlimme Zeit durchgemacht. Luis und Diego hatten sich immer sehr nahe gestanden. Sie waren beinah wie Zwillinge aufgewachsen, und auch mit zunehmendem Alter waren sie nur selten länger als einige Tage voneinander getrennt gewesen. Der Verlust seines geliebten Bruders musste ein fürchterlicher Schmerz für Luis gewesen sein.
Rasch versuchte Isabelle, diese traurigen Gedanken zu verdrängen, und erklärte: „Der Kaffee ist gleich fertig.“
Luis war aufgestanden und hatte einige Schritte auf sie zu gemacht. Nun lehnte er lässig an einem Türpfosten, während er ihr dabei zuschaute, wie sie den Kaffee aufgoss. Diese unvermittelte Nähe ließ sie noch unruhiger werden. Sie spürte, wie ihre Hand leicht zitterte. Luis schien das genau zu spüren. Er kam noch ein wenig näher.
Das wurde nun einfach zu viel. Er war zu stark, zu nah, irgendwie zu aufdringlich. Isabelle hatte in den letzten beiden Jahren hart dafür gearbeitet, auf eigenen Beinen zu stehen. Und mit der Zeit war es ihr gelungen, die Vergangenheit zu bewältigen. Zumindest hatte sie sich das eingebildet. Jetzt aber spürte sie nur zu gut, wie ihr ein erregendes Prickeln über die Haut lief, da sie Luis so nah bei sich wusste.
„Willst du mir nicht endlich sagen, was dich dazu veranlasst hat, deine Meinung zu ändern?“, fragte sie mit unsicherer Stimme.
Luis aber schien nur wenig Lust zu haben, sich mit langem Reden aufzuhalten. Ihm stand offenbar der Sinn nach etwas ganz anderem. Langsam kam er noch näher und zog sie behutsam in seine Arme.
„Was soll denn das?“, rief sie aus, doch er ließ sich nicht weiter davon beeindrucken. Und auch Isabelle konnte sich kaum noch zurückhalten. Hingebungsvoll schloss sie die Augen und wartete darauf, dass er sie küssen würde.
„ Atención.“
„Was ist denn los?“ Isabelle blickte Luis verwundert an.
Aber statt eine Antwort zu geben, zog er seine Frau rasch von dem Gasherd weg, gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass ihr Kleid Feuer fing.
Isabelle war blass geworden. Im Eifer des Gefechts war sie wohl zu nahe an den Herd gekommen. Sie wagte gar nicht, sich auszumalen, wie es gewesen wäre, wenn ihr Kleid gebrannt hätte. Stammelnd sagte sie zu Luis: „Vielen Dank. Ich fürchte, du hast mich vor einer großen Dummheit bewahrt.“
Er hielt sie weiterhin fest im Arm und erwiderte: „Es war ja auch mein Fehler. Schließlich hätte ich dir nicht so einfach nahe kommen dürfen.“ Das aber hielt ihn nicht davon ab, sie wieder dichter an sich zu ziehen. Das Verlangen nach dieser Frau wurde einfach übermächtig. Und die Angst davor, dass ihr etwas zustoßen könnte, hatte doch nur zu deutlich gezeigt, dass er immer noch tiefe Gefühle für sie empfand.
Isabelle aber war jetzt wieder bei Sinnen. Rasch
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