Romana Exklusiv 0188
Zeit werden wir dann wohl lernen, ein neues Leben aufzubauen.“
Bei diesen Worten zog sich Isabelle der Magen zusammen. Es war schon unglaublich schmerzvoll, so gegen die eigenen Gefühle handeln zu müssen, doch ihr blieb wohl nichts anderes mehr übrig. Als sie sich abwenden wollte, weil ihr die Tränen in die Augen stiegen, packte Luis sie beim Arm und zog sie dicht zu sich. In diesem Augenblick hatte er verstanden, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
In den letzten beiden Jahren hatte er immer wieder darüber nachgedacht, ob er sich nicht doch getäuscht hatte. Zuweilen hatte er dann den Eindruck gehabt, dass es etwas gab, was er nicht verstand oder nicht richtig gedeutet hatte. Denn wenn es stimmte, was Isabelle sagte, dann musste es eine andere Erklärung geben. Und alles, was er seit der Trennung getan und gedacht hatte, beruhte auf einem Missverständnis. Das Problem war nur, dass es unmöglich schien, die Wahrheit in dieser Geschichte zu erkennen.
„Ich möchte nicht, dass wir einfach vergessen, was vorgefallen ist“, sagte Luis nachdenklich. „Aber andererseits liegt mir viel daran, dass es uns endlich gelingt, diese Sache zu überwinden.“
Isabelle schaute ihn überrascht an. Er klang so ehrlich und aufrichtig, wie sie ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Früher war sie ja davon überzeugt gewesen, dass Luis ein sensibler, gefühlvoller Mann war, doch seitdem er sie so überraschend in York aufgesucht hatte, waren ihr erhebliche Zweifel daran gekommen. Wie sollte sie sein Verhalten verstehen? Auf einmal aber fühlte sie sich unglaublich zu ihm hingezogen. Wäre es nicht das Beste, sich zu umarmen, sich zu küssen, sich endlich die Liebe einzugestehen, die sie vielleicht immer noch füreinander empfanden?
„Luis, Darling, ich … ach, ich weiß einfach nicht, wie ich es sagen soll, mi amor.“
„Bitte nicht, Isabelle.“ Er konnte es einfach nicht ertragen, wenn sie sich ihm näherte. Nicht nachdem er erkannt hatte, dass er sie vielleicht zutiefst verletzt hatte. Er musste sich erst Klarheit verschaffen.
Rasch machte er einige Schritte zurück, ging zum Fenster und starrte hinaus in die Finsternis. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, einige Meter Abstand zwischen sich und Isabelle zu bringen, da er es sonst wohl kaum noch ausgehalten hätte, ihre vollen roten Lippen nicht mit heißen Küssen zu bedecken. Mi amor, das waren die ersten spanischen Worte gewesen, die er ihr beigebracht hatte. Und die wichtigsten. Eines Nachts hatte sie sie ihm ins Ohr geflüstert. Ihr Atem war heiß gewesen. Und dann hatten sie sich leidenschaftlich geliebt.
Aber sie hatte ihm diese Worte noch ein anderes Mal nachgeworfen. Und das war an jenem verdammten Morgen, als Luis mit ansehen musste, wie Rob Michaels neben Isabelle im Bett lag.
Er hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und wollte gerade die Tür hinter sich ins Schloss werfen, als Isabelle mit tränenerstickter Stimme sagte, dass sie alles erklären könne. Er solle nur zurückkommen. Und dann hatte sie ihm zugerufen: Luis, mi amor. Es war wie ein Stich mitten ins Herz gewesen. Luis aber hatte sich nicht mehr umgedreht. Es gab nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu erklären. Was er gesehen hatte, reichte ihm. Danach konnte es keine Zukunft mehr mit Isabelle geben, welche Entschuldigung sie ihm auch immer auftischen mochte. Als er das Zimmer verlassen hatte, war er felsenfest davon überzeugt gewesen, dass die Trennung auf ewig dauern würde.
Seither musste Luis immer wieder daran denken, wie es gewesen war, das letzte Mal diese Worte von Isabelle zu hören. Mi amor. Konnte er denn wirklich daran glauben, dass sie ihn noch liebte? Bitter seufzte er auf. Dabei hatte er sich doch früher so sehr danach gesehnt, dass Isabelle ihn zärtlich küsste und mit Kosenamen bedachte. Bis er eines Tages die Tür eines Hotelzimmers hinter sich ins Schloss fallen gelassen hatte und durch einen endlos erscheinenden dunklen Hotelflur gestolpert war, da seine Frau mit einem anderen Mann im Bett lag.
Er hatte es einfach nicht ertragen, noch eine Sekunde länger zu bleiben. Sicher hätte er die Selbstbeherrschung verloren und Dinge gesagt oder getan, die er hinterher bereut hätte. Doch auch jetzt noch fiel es ihm schwer, wirklich über seine Gefühle zu sprechen, weil es ihm einfach nicht gelang, Klarheit in seine Gedanken zu bringen.
Luis schreckte aus diesen traurigen Überlegungen hoch, als er Isabelle sanft rufen hörte: „Luis …“ Dann aber
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