Romana Exklusiv 0188
sprechen war. Schließlich war es mein Geburtstag. Der erste, seitdem wir verheiratet waren. Da habe ich natürlich gehofft, dass wir ihn gemeinsam feiern würden, doch du warst auf Reisen.“
„Du weißt so gut wie ich, dass ich keine andere Wahl hatte“, erwiderte Luis. „Mein Vater war nur an diesem Tag in London, und es war die einzige Möglichkeit zu versuchen, die Missverständnisse, die sich zwischen uns aufgetan hatten, zu beseitigen. Es blieb mir einfach keine andere Möglichkeit.“
Mittlerweile konnte Isabelle sein Verhalten verstehen, doch damals war sie erst einundzwanzig gewesen. Sie hatte sich Hals über Kopf in Luis verliebt und wollte ihn mit nichts und niemandem teilen. Nicht einmal mit seiner eigenen Familie. Sicher war das selbstsüchtig gedacht gewesen, doch Isabelle hatte noch wenig Erfahrung im Leben gehabt. Und so hatte sie darauf bestanden, dass Luis bei ihr bleiben sollte, obwohl sie doch genau gespürt hatte, wie wichtig das Treffen mit seinem Vater für ihn war. Als er aber abgelehnt hatte, mit ihr zusammen den Geburtstag zu verbringen, hatte sie die Selbstbeherrschung verloren.
„Das heißt wohl, dass du mich nicht liebst!“, hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert. Dabei hatte sie noch bemerkt, wie er die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengezogen hatte, doch sie war so zornig gewesen, dass sie dem keine weitere Beachtung geschenkt hatte. „Dann geh doch“, hatte sie gezischt. „Aber wenn du glaubst, dass ich allein bleibe, hast du dich gründlich getäuscht. Ich habe nicht vor, an meinem Geburtstag Trübsal zu blasen. Wenn du mir nicht Gesellschaft leistest, werde ich schon jemand anderen finden.“
Natürlich war es kindisch gewesen, so zornig zu reagieren. Isabelle hatte fast im gleichen Augenblick gespürt, dass sie sich lächerlich benahm, doch sie hatte einfach nicht mehr anders gekonnt. Der Zorn hatte sie mitgerissen, ohne dass ihr recht bewusst wurde, was sie da eigentlich sagte. Und natürlich konnte sie nicht ahnen, dass sich ihre Worte auf so bittere Weise gegen sie richten würden.
„Ich gebe zu, dass ich mich damals selbstsüchtig benommen habe“, sagte sie jetzt ruhig. „Doch ich war nicht sehr reif und kannte ja noch nicht viel vom Leben. Es tut mir leid, Luis, aber du solltest mir nicht ewig einen Vorwurf daraus machen.“
„Das tue ich ja auch gar nicht“, erwiderte er und seufzte auf. Würde sie denn niemals verstehen, wie es wirklich in ihm aussah? Warum nur war es so schwierig, sich verständlich zu machen? Manchmal hatte Luis das Gefühl, einen bestimmten Satz zu sagen und sich dabei klar und deutlich auszudrücken, doch dann musste er feststellen, dass es bei seinem Gegenüber ganz anders ankam. Sicher, jeder Mensch hatte seine Erfahrungen, seine Vergangenheit und seine Stimmungen, aber machte es das denn unmöglich, dass es tiefes Verständnis geben konnte?
Luis hatte sich seit der Trennung von Isabelle diese Fragen immer wieder gestellt. Er musste einfach eine Antwort darauf finden. Das war auch einer der Gründe dafür gewesen, dass er zu ihr nach England gereist war. Er hatte sich lange Zeit eingeredet, dass er Isabelle niemals mehr wiedersehen wollte, doch die Wahrheit war, dass er sich nach nichts mehr sehnte, als sie wieder in den Armen zu halten. Dabei aber hatte er fürchterliche Angst empfunden, dass es vielleicht schon zu spät war und er sie auf immer verloren hatte.
„Warum glaubst du, habe ich darauf bestanden, dass du mit mir hierher nach Andalusien kommst?“, fragte er. „Zeigt das nicht deutlich, dass ich dir vergeben habe?“
„Mir vergeben!“, rief Isabelle aus. Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Immer wenn sie den Eindruck hatte, dass es vielleicht doch noch eine Zukunft mit Luis geben konnte, wurden diese Hoffnungen sofort wieder zerstört. Wie konnte er sich nur so unmöglich benehmen!
Sie wandte sich enttäuscht ab. Erst nach langem Schweigen gelang es ihr, die Selbstbeherrschung zu wahren. Nachdenklich machte sie einen Schritt auf Luis zu und schaute ihm tief in die Augen. Dann sagte sie leise, aber doch energisch: „Es gibt nichts zu vergeben, Luis, das musst du endlich begreifen. Alles, was ich von dir erwarte, ist, dass du mir vertraust. Wenn du aber denkst, dass du dieses Vertrauen niemals mehr aufbringen kannst, dann denke ich, ist es das Beste, wenn wir uns für immer trennen. Unsere Ehe ist dann gescheitert. Vielleicht sollten wir das beide endlich einsehen und uns scheiden lassen. Mit der
Weitere Kostenlose Bücher