Romana Exklusiv 0188
brach ihre Stimme ab. „Luis, ich bitte dich, komm her zu mir.“
„Es tut mir leid, Isabelle, aber ich kann nicht. Ich …“
Isabelle spürte genau, welchen inneren Kampf er mit sich selbst ausmachen musste. Aber wenn er sie liebte, warum traute er ihr dann nicht? Gehörte zu einer glücklichen Ehe nicht auch die Fähigkeit, dem Partner zuzuhören und ihn zu verstehen? Sollte es nicht auch gegenseitigen Respekt und Vertrauen geben?
„Du hast recht gehabt“, stieß Luis hastig hervor. „Das Beste ist, wir vergessen die ganze Angelegenheit. Wenn du es wünschst, werden wir niemals mehr darüber sprechen. Und mit der Zeit wird es uns dann vielleicht tatsächlich gelingen, auch nicht mehr daran zu denken.“
Isabelle atmete tief durch. Offenbar hatte Luis immer noch nicht verstanden, worum es ihr ging. Solange das aber nicht der Fall war, gab es keine Chance auf eine gemeinsame glückliche Zukunft. „Luis“, begann sie noch einmal. „Es macht doch keinen Sinn, so zu tun, als habe es niemals ein Missverständnis zwischen uns gegeben. Aber ich bin sicher, mit ein wenig gutem Willen wird es uns gelingen, das aus der Welt zu räumen.“ Sie ging auf ihn zu und wollte ihm eine Hand auf den Unterarm legen, doch Luis zuckte zurück.
„Ich kann nicht“, hauchte er. „Ich kann einfach nicht. Es tut mir leid.“
6. KAPITEL
„Sind Sie denn ganz allein hier?“
„Oh, ja.“ Isabelle schreckte aus den Gedanken hoch und schaute sich um. Luis’Vater kam über die steinerne Terrasse auf sie zu, stellte einen Stuhl neben ihre Liege und setzte sich zu ihr.
„Das ist aber nicht sehr höflich von meinem Sohn, Sie hier so ohne Begleitung zu lassen. Aber ich hoffe, Sie genießen wenigstens die Aussicht.“
„Ja, es ist wunderschön hier. Und ein wenig träge in der Sonne zu liegen, tut mir auch gut. Das können wir bei uns in England ja nicht oft.“ Isabelle lächelte Don Alfonso an. „Ihr Sohn hat eine wichtige Angelegenheit auf dem Weingut zu erledigen. Offenbar gibt es ein Problem, um das er sich sofort kümmern muss.“
Jedenfalls hatte er das als Entschuldigung vorgebracht. Isabelle aber hatte schnell verstanden, dass es sich nur um einen Vorwand handelte. In den letzten Tagen war es immer häufiger vorgekommen, dass Luis sie allein ließ. Zuweilen erklärte er, dass er zu viel Arbeit hatte. Manchmal aber stand er auch schon im Morgengrauen auf und verließ das Haus, bevor Isabelle aufgewacht war. Dann blieb ihr nichts anderes übrig, als das Frühstück allein einzunehmen und sich zu fragen, wie sie wohl den langen Tag verbringen werde.
Offenbar hatte auch Luis’Vater bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Er schüttelte den Kopf mit den grauen Haaren und erklärte bestimmt: „Das Weingut wird gut geführt. Deshalb ist es eigentlich nicht nötig, dass Luis dort jeden Tag arbeitet. Er sollte sich mehr um Sie kümmern, schließlich sind Sie unser Gast hier.“
„So wie ich Luis verstanden habe, ist es ihm wichtig, nach dem Hechten zu sehen, damit alles in bester Ordnung ist, bevor wir in die Flitterwochen aufbrechen.“
Bei diesen Worten wurde Isabelle wieder bewusst, dass die Hochzeit kurz bevorstand. Die Zeit hier in Spanien war so schnell vergangen, dass seit ihrer Ankunft bereits ein Monat vergangen war, ohne dass sie recht zu sagen gewusst hätte, was sie eigentlich gemacht hatte. Oft hatte sie einfach in der Sonne gelegen und vor sich hin geträumt. Je näher aber die Hochzeit rückte, desto mehr Dinge galt es vorzubereiten. Und jetzt stand das große Fest vor der Tür, ohne dass es zu einer Aussprache zwischen Luis und Isabelle gekommen war.
Mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, ihn kaum noch zu sehen. Sie hatte sich damit abgelenkt, zum Friseur zu gehen, Kleider für die Flitterwochen auszusuchen oder dem Schneider einen Besuch abzustatten, um das Hochzeitskleid anzuprobieren. Sie spürte immer wieder, dass es nicht richtig war, Luis’ Eltern eine Komödie vorzuspielen, doch sie gewöhnte sich auch daran. Don Alfonso aber schaute sie immer wieder fragend an, als wollte er in ihren Gedanken lesen.
Auf der Terrasse herrschte lange Schweigen. Man hörte nur einige Vögel in den uralten Bäumen, die wohligen Schatten spendeten, zwitschern. Bald würde die Sonne hoch am Himmel stehen. So weit das Auge reichte, sah man Weinreben, Rosenstöcke und weite Rasenflächen. Die Bewässerungsanlage sorgte für angenehme Frische, und Isabelle genoss immer ganz besonders diese Tageszeit.
Don
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