Romana Exklusiv 0188
die Wahrheit ausgesprochen hatte?
„Was hast du denn?“, fragte Luis, da er bemerkte, wie ihr Blick sich verdüsterte. „Gefällt es dir hier doch nicht? Oder ist es die Aussicht, in der Kathedrale zu heiraten und ein strahlend weißes Brautkleid zu tragen, die dir Sorgen macht? Eigentlich sollte das doch der Traum einer jeden Frau sein.“
Vielleicht ist es ein Traum, sagte Isabelle sich. Aber dazu gehörte auch ein liebender Ehemann, denn sonst war das alles doch nur ein großer Schwindel. Sie aber hatte mehr und mehr Zweifel daran, dass Luis tatsächlich etwas für sie empfand. Und für seine Liebe hätte sie alles gegeben. Solch eine pompöse Feier wäre ihr gar nicht wichtig, wenn sie sich nur liebten.
„Offen gestanden hat mir unsere Hochzeit in der kleinen Kapelle in York sehr gut gefallen“, erwiderte Isabelle. „Ich brauche kein weißes Kleid, um glücklich zu sein. Damals hatten wir das Gefühl, dass uns nichts und niemand trennen könnte und wir bis an das Ende unserer Tage zusammenleben würden. Nur das war wichtig, alles andere zählte nicht.“
Luis lachte leicht auf. „Ach, Isabelle“, sagte er, und seine Stimme nahm auf einmal einen sanften Tonfall an, „du bist eben unverbesserlich romantisch. Dabei erinnere ich mich noch genau daran, wie es regnete und wir rennen mussten, um nicht pitschnass in der Kapelle anzukommen.“
Auf einmal hatte sich die Stimmung deutlich entspannt. Isabelle atmete befreit durch und erwiderte: „Jetzt übertreibst du aber. Es war doch nur ein kleiner Regenschauer.“
Außerdem war sie so glücklich gewesen, dass das Wetter nicht die geringste Rolle gespielt hatte. Wie grau auch immer der Himmel sein mochte, in ihrem Herzen hatte strahlender Sonnenschein geherrscht. Und sie hatte das Gefühl gehabt, das Paradies auf Erden zu erleben, als der Mann, den sie über alles liebte, sie zu dem kleinen Altar führte, vor dem der Geistliche auf sie wartete.
„Erinnerst du dich noch daran, wie schnell ich das Kleid in einer Boutique gekauft habe? Es war zwar nicht weiß, sah aber auch ganz nett aus. Und wir waren so glücklich miteinander. Wir haben wirklich kein großes Fest gebraucht.“
„Stimmt“, erwiderte Luis nachdenklich. „Ich werde niemals vergessen, was für eine strahlend schöne Braut du warst. Das Kleid stand dir hervorragend.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Du warst damals noch so jung, wie soll ich sagen, so unschuldig.“
Isabelle errötete ein wenig. Selbst in den schlimmsten Augenblicken ihrer Beziehung hatten sie beide niemals vergessen, wie glücklich sie einmal miteinander gewesen waren.
Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und sie hatten es kaum erwarten können, in der kleinen Kirche zu heiraten und eine traumhaft schöne Hochzeitsnacht zu erleben. Damals schien ihr Glück vollkommen, und es hatte so ausgesehen, als könnte nichts und niemand es trüben.
„Ich hoffe, ich mache einen genauso guten Eindruck in dem Hochzeitskleid, das für mich geschneidert wird“, sagte Isabelle.
„Du wirst noch bezaubernder als damals aussehen. Und ich bin ganz sicher, dass du als wunderschöne Braut im Mittelpunkt der Feier stehen wirst. Es werden fünfhundert Gäste kommen, aber alle werden nur Augen für dich haben. Und ehrlich gesagt werde ich sehr stolz darauf sein, dass du meine Frau geworden bist. Ich hoffe, es wird dir genauso ergehen.“
Wieder starrte Isabelle lange in die Dunkelheit hinaus. Die Erinnerung an das Glück, das sie mit Luis erlebt hatte, schmerzte sehr. Denn sie spürte genau, dass etwas fehlte, um wieder so heiter und unbeschwert an seiner Seite leben zu können.
„Was meinst du, Isabelle?“, fragte er sanft.
„Möchtest du eine ehrliche Antwort?“
„Ja, sicher.“
Wieder dachte sie an Catalinas Besuch zurück. Wenn es stimmte, was die andere Frau behauptete, dann … Nein, sie musste einfach die Wahrheit herausfinden. Entschieden sagte sie: „Offen gestanden denke ich, dass wir nicht noch einmal solch eine schöne Hochzeit erleben können. Zu viel ist in der Zwischenzeit passiert.“
„Vielleicht hast du recht, und wir können nicht mehr so tun, als gäbe es keine Wolke am Himmel. Die Idylle ist vielleicht verflogen, aber könnte es uns nicht gelingen, etwas anderes zu finden?“
Luis wusste, dass er ihr endlich gestehen sollte, dass er sie immer noch liebte. Würde das nicht alle Wunden heilen? „Isabelle, ich …“, begann er zögernd. Doch dann brach er abrupt ab, da er sich auf einmal
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