Romana Exklusiv 0188
Eltern“, gab Luis zu. „Sie werden sich noch fragen, ob wir wirklich ineinander verliebt sind, wenn wir nur täglich eine halbe Stunde gemeinsam verbringen.“
Isabelle war zutiefst enttäuscht. Offenbar ging es Luis nur darum, weiterhin die Fassade aufrechtzuerhalten. Lange ließ sie den Blick hinaus in die dunkle Nacht wandern. Dabei fühlte sie sich unendlich einsam. Die Zweifel daran, ob sie hier jemals glücklich werden würde, hatten sich nach dem Treffen mit Catalina noch verstärkt, und auch Luis tat nichts, um sie zu beruhigen. Ganz im Gegenteil, er wies noch darauf hin, dass das alles hier nur eine Lüge war. Wie sollte sie damit umgehen?
„Luis“, sagte sie kopfschüttelnd. „Warum denkst du immer nur daran, welches Bild wir deinen Eltern gegenüber abgeben? Gibt es denn wirklich nichts anderes? Geht es dir nur darum, eine Hochzeit zu feiern, um den Journalisten schöne Bilder zu liefern und aller Welt zu zeigen, wie wohlhabend deine Familie ist?“
Er schaute sie lange an, dann erwiderte er nachdenklich: „Bis jetzt hatte ich nicht den Eindruck, dass dir an etwas anderem gelegen war. Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass es das Beste sei, meinen Eltern gegenüber die Fassade zu wahren. Jedenfalls hatte ich gedacht, dass wir einer Meinung sind. Hat sich daran etwas geändert?“
„Nein“, antwortete sie schwach. „Aber ist es denn wirklich nötig, so eine große Feier zu veranstalten?“
„Mutter …“
„Ja, ich weiß, schließlich habe ich oft genug mit ihr darüber gesprochen. Für sie kann die Feier gar nicht großartig genug sein. Sie will nur das Beste für dich, Luis“, sagte Isabelle leise. „Und jedes Detail muss perfekt sein.“
„Ja, so ist sie immer schon gewesen“, erklärte er und seufzte leicht auf. „Ich weiß, dass das für dich nicht ganz einfach sein kann. Aber du musst auch verstehen, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache ist. Schließlich hat sie nur noch einen Sohn.“
„Ja. Der Verlust von Diego muss ein schlimmer Schmerz sein. Man spürt es immer wieder. Ich kann ja verstehen, dass deine Mutter ihre ganzen Hoffnungen in dich setzt. Man spürt genau, was für ein herber Verlust es für die ganze Familie ist.“
„Es schmerzt immer noch sehr“, gab Luis zu, und Tränen stiegen ihm in die Augen. „Auch Vater leidet sehr darunter. Er zeigt es nicht zu sehr, aber manchmal frage ich mich, ob er nicht aus Kummer krank geworden ist. Nach Diegos Tod habe ich mir große Sorgen um ihn gemacht, da es so aussah, als würde er den Schmerz nicht überleben. Dann aber hatte ich den Eindruck, dass er mit dem Verlust leben konnte, doch wenig später mussten wir von den Ärzten erfahren, dass er schwer erkrankt war.“
Luis strich sich unruhig durchs Haar. Es war ihm deutlich anzumerken, wie sehr ihm die Krankheit seines Vaters zu Herzen ging. Es herrschte eine ganze Zeit lang Schweigen, dann fügte Luis leise hinzu: „Seit Diegos Tod habe ich das Gefühl, ihn ersetzen zu müssen. Meine Eltern erwarten von mir, dass ich alles übernehme. Ich soll das Anwesen führen, mich um die weit verzweigte Familie kümmern, die Geschäfte hier leiten und natürlich auch dafür sorgen, dass mein Vater endlich den Enkel bekommt, nach dem er sich schon so lange sehnt.“ Er seufzte auf. „Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es nicht immer ganz einfach ist, diese Bürde zu tragen.“
„Ja. Aber seitdem wir hier angekommen sind, habe ich den Eindruck, dass es deinem Vater deutlich besser geht. Er lächelt viel mehr und scheint auch ein wenig an Gewicht zugenommen zu haben. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?“
„Stimmt. Und weißt du, woran das liegt? An dir, Isabelle. Mein Vater mag dich sehr gern und freut sich unglaublich über unsere Hochzeit. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich es mich macht, ihn so heiter und ausgeglichen zu sehen. Das war schon lange nicht mehr der Fall.“
Isabelle drückte die Schultern durch. Was sich wie ein Kompliment anhörte, konnte in Wirklichkeit etwas ganz anderes verbergen. Und dieser Verdacht hatte sich noch verdichtet, seitdem sie mit Catalina gesprochen hatte. Wenn es stimmte, was die Spanierin Isabelle erzählt hatte, dann lag Luis überhaupt nichts an ihr. Es ging ihm einzig und allein darum, seine Eltern glücklich zu sehen. Sobald Isabelle für Nachwuchs gesorgt hatte, würde Luis endgültig das Interesse an ihr verlieren. Und bestätigte nicht alles, was er sagte, Isabelles Furcht, dass Catalina tatsächlich
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