Romana Exklusiv 0188
lange zurückhalten konnte. Erst würde er Isabelle sanft auf die Lippen küssen. Dann aber würde der Flirt schnell zu einem heißen Liebesspiel werden, und es war keinesfalls sicher, dass sie dann noch Zeit für ihre Gäste fanden.
Aber natürlich war es ganz und gar ausgeschlossen, dieser Lust nachzugeben. Und wenn es ihm noch so schwerfiel, es musste ihm unbedingt gelingen, Isabelle das Gefühl zu geben, dass er sie liebte und nicht nur körperlich begehrte. Vielleicht würde sie ihm dann zeigen, was sie für ihn empfand. Das war wohl die einzige Chance, dass sie doch noch glücklich miteinander werden könnten.
„Luis.“ Isabelles Stimme war sanft und zärtlich. Er ballte die Hände zusammen und drehte sich langsam um. Niemals zuvor im Leben war es ihm so schwergefallen, die Kontrolle zu wahren. Sicherlich machte er ein verschlossenes Gesicht, doch er musste sich nun distanziert und kühl geben, wenn er nicht wollte, dass seine Gefühle zu offenkundig wurden.
Als Isabelle ihn so sah, verlor auch sie die letzte Hoffnung. Einen Augenblick lang hatte es doch ganz so ausgesehen, als würde er sich endlich als liebevoller, zärtlicher Mann zeigen, doch jetzt hatte er sich wieder hinter seine undurchdringliche Maske zurückgezogen. Sicher würden sie niemals mehr zueinander finden. Doch wem konnte sie dafür einen Vorwurf machen? Musste sie die Schuld nicht einzig und allein bei sich selbst suchen?
Dabei war es nur ein Glück, dass sie sich zumindest ihres Aussehens sicher sein konnte. Ihre Haut war leicht gebräunt und stand in reizendem Kontrast zu den blonden Haaren, die in der südspanischen Sonne noch heller geworden waren. Isabelle warf den Kopf in den Nacken und lachte auf. Dann sagte sie provozierend: „Ich finde, du könntest mir noch einige Komplimente machen, Luis, schließlich werde ich bald offiziell deine Frau sein. Also, sag mir, wie sehe ich aus?“
Er dachte nicht lange nach, sondern erwiderte lachend: „Schön wie eine Vollmondnacht.“
„Mehr nicht?“
„Wie der Frühling.“
„Nicht schlecht.“
„Wie eine Rose im Morgentau.“
„Das gefällt mir am besten.“ Es war ein Spiel, das sie früher oft gespielt hatten. Seit ihrem Wiedersehen in York aber war es das erste Mal. Wieder kamen die Erinnerungen zurück. Isabelle hatte beschlossen, nicht mehr den Problemen nachzuhängen, sondern den Abend zu genießen.
Und Luis war scheinbar der gleichen Meinung. Rasch erklärte er: „Du bist wunderschön. Ich bin sicher, alle Männer auf dem Fest werden fürchterlich neidisch auf mich sein.“
„Aber sehe ich auch gut genug aus, um einem leibhaftigen Duque alle Ehre zu machen?“
„Da bin ich ganz sicher“, erwiderte er ernst und schaute Isabelle tief in die Augen. „Die Frage ist nur, ob er auch würdig ist, so eine schöne und elegante Frau wie dich zu heiraten.“
Isabelle hätte diese Bemerkung wohl kaum ernst genommen, wenn sie nicht bemerkt hätte, wie seine Stimme zitterte. Sie begriff nicht recht, was mit Luis vor sich ging. War es denn möglich, dass er doch mehr für sie empfand und sich seiner Sache keineswegs so sicher war, wie er in den letzten Tagen und Wochen getan hatte?
„Du machst wohl Scherze“, bemerkte sie, doch sie brach ab, da sie sah, wie sich ein dunkler Schatten auf Luis’ Gesicht gelegt hatte.
„Nein, Isabelle, das tue ich nicht. Aber jetzt denke ich, ist es an der Zeit, dass wir uns um unsere Gäste kümmern. Wenn wir sie noch lange warten lassen, werden sie sich fragen, was das junge Brautpaar so lange allein auf dem Zimmer treibt. Und das gehört sich doch nicht, oder? Schließlich ist es hier Sitte, dass die Braut als Jungfrau in die Ehe geht.“
Isabelle lachte herzlich auf. „Das wird ja wohl nichts.“
„Na ja“, gab Luis zurück. „Bei uns liegt der Fall ein wenig anders, aber das braucht niemand zu wissen. Aber bevor ich es vergesse, ich habe noch eine Überraschung für dich.“
„Doch nicht noch ein Geschenk, Luis. Du hast mich schon reichlich verwöhnt, und du weißt, man soll es nie übertreiben mit Frauen.“
„Nein, das ist kein Geschenk. Es ist vielmehr etwas, was ich dir schon seit Langem schulde. Viel zu lange …“
„Ich verstehe nicht.“ Isabelle runzelte die Stirn.
„Macht nichts, komm einfach mit und überzeuge dich selbst.“ Er nahm Isabelle bei der Hand und führte sie aus dem Zimmer den langen Gang entlang bis zu der weit geschwungenen Treppe, die nach unten in die Eingangshalle führte. Der Boden war aus
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