Romana Exklusiv 0190
sagen vermocht. Aber irgendwann spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen und ließ sich ermattet in den warmen Sand sinken. Dann fing Finn an, ihr steifes Bein zu massieren. Nach einer Weile merkte sie, wie es sich wieder leicht bewegen ließ.
„Besser?“, erkundigte Finn sich besorgt.
Sie nickte und fing an zu schluchzen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was gerade passiert war.
„Ganz ruhig, ruhig“, sagte er und klopfte ihr auf den Rücken. „Alles ist gut. Ihnen ist nichts passiert.“
„Das … das war wirklich knapp“, stieß sie hervor.
Finn nickte und sah sie ernst an. „Wahrscheinlich war es ein Fehler, gleich nach dem Essen schwimmen zu gehen. Wie sieht es aus, können Sie jetzt aufstehen?“
„Ich … ich will es versuchen.“
Mühsam erhob sie sich und merkte dabei, wie ihr noch immer schwarz vor Augen war. Als sie zu schwanken begann, hob er sie ohne ein weiteres Wort hoch und trug sie hinüber zu ihrem kleinen Lager. Catherine wollte protestieren, aber sie war tatsächlich noch so schwach, dass sie es willenlos geschehen ließ. Es hatte etwas so Tröstendes, in seinen Armen zu liegen und von ihm getragen zu werden. Und sie empfand noch etwas anderes: Seine Nähe machte sie schwindelig.
„Finn?“, sagte sie schwach.
Er sah schweigend auf sie hinab und hatte das Gefühl, in ihren grünen Augen zu versinken. Sie erschienen ihm so tief wie der Meeresboden. Plötzlich wurde ihm klar, wie viel Glück sie gehabt hatten. Catherine hätte ertrinken können. Wenn er nicht im letzten Moment aufgewacht wäre, wäre es zu einer Katastrophe gekommen. Der Gedanke ließ ihn frösteln.
„Was ist denn?“, flüsterte er sanft.
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Selbst diese kleine Bewegung schien ihr Mühe zu machen.
„Ich … vielen Dank“, stieß sie hervor. Sie merkte, wie wenig diese beiden Wörter ihre überwältigenden Gefühle ausdrücken konnten, die sie plötzlich wie eine Welle zu überschwemmen drohten. Sie hatte großes Glück gehabt und war nur mit knapper Not dem Tod entronnen. Diese Erkenntnis stand plötzlich vor ihr wie ein Schreckgespenst.
Er lächelte schwach.
„Keine Ursache.“ Ihr Blick traf ihn mitten ins Herz. Catherine wirkte so schwach und verwundbar, außerdem war sie sehr blass.
„Sie sollten sich jetzt ein wenig ausruhen“, schlug er vor. „Und dann bringe ich Sie wieder zurück zum Hotel.“
Catherine nickte ermattet. Natürlich, sie musste schließlich noch packen und alles für ihre Abreise vorbereiten.
Doch all dies schien im Moment sehr weit weg zu sein. Die erfolgreiche Journalistin aus London hatte wenig zu tun mit der zarten, verletzlichen Frau, die um ein Haar ertrunken wäre. In diesem Moment hätte Catherine nicht zu sagen vermocht, welche von beiden sie in Wirklichkeit war. Aber jedenfalls fühlte sie sich schon wieder ein wenig ruhiger.
„Machen Sie es sich eigentlich zur Gewohnheit, Leben zu retten?“, versuchte sie zu scherzen.
Finn sah sie stirnrunzelnd an. „Was meinen Sie damit?“
Der Argwohn in seiner Stimme blieb ihr nicht verborgen.
„Ich habe gehört, was Sie für den Sohn von Kirios Kollitsis getan haben.“
Jetzt wurde seine Miene verschlossen, und er wirkte plötzlich sehr streng.
„Sie haben mit jemandem über mich gesprochen? Mit wem, wenn ich fragen darf?“
„Nur mit Nico, dem Kellner. Er hat mir davon erzählt.“
„Das hätte er nicht tun sollen“, stellte Finn verärgert fest. „Das Ganze ist doch schon viele Jahre her.“
„Kann sein, aber hier hat man es offensichtlich noch nicht vergessen.“
Sie verstummten. Zehn Minuten später begleitete Finn Catherine zurück zum Hotel. Sie war noch immer ein wenig unsicher auf den Beinen und bedankte sich erneut bei ihm, als sie auf der kleinen Terrasse standen.
„Wann werden Sie fahren?“, erkundigte er sich.
„Das Taxi kommt um drei Uhr.“
Er nickte. „Dann sollten Sie jetzt packen.“
Normalerweise war Catherine eigentlich sehr ordentlich. Aber diesmal warf sie ihre Kleidung wahllos in den Koffer, als wäre es ihr egal, ob sie ihre Sommersachen jemals wieder tragen würde. Und so war es auch. Denn sie verspürte in ihrem Herzen einen Schmerz, der nichts mit der Trennung von Peter zu tun hatte.
Schließlich erschien sie mit ihrem Koffer im Foyer des kleinen Hotels. Sie war ein wenig enttäuscht, als sie dort nur Nico vorfand, der ihr eine schöne Heimreise wünschte und sie offensichtlich nur ungern ziehen ließ.
Enttäuschung war
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