Romana Exklusiv 0190
langweiligen Landschaftsaufnahmen sind“, erwiderte Miranda, die an diesem Morgen offenbar blendend aufgelegt war. Aufmerksam betrachtete sie die Fotos, die Catherine ihr reichte. „Hm, ein toller Strand! Ein herrlicher Sonnenuntergang! Und was ist das hier? Eine Nahaufnahme von einem Zitronenbaum? Das ist ja irre interessant!“ Sie sah ihre Mitarbeiterin spöttisch an. Doch dann hielt sie plötzlich erstaunt inne. Es sah fast so aus, als würde ihr die Brille von der Nase rutschen. „Aber nein, sieh mal an! Was haben wir denn da?“
Catherine sah auf, aber sie wusste natürlich sofort, was für ein Bild Miranda in der Hand hielt. Es war bestimmt nicht das Foto von Nico oder das seines Bruders auf seinem Motorrad. Nein, sie konnte Finns zerzaustes schwarzes Haar und seine blauen Augen sogar von ihrem Platz aus sehen. Wenn sie ganz ehrlich war, musste Catherine sich eingestehen, dass sie es sich fast schon eingeprägt hatte. Sie hatte sogar daran gedacht, einen Rahmen zu kaufen und es neben ihr Bett zu stellen.
„Das? Ach, das ist einfach jemand, den ich getroffen habe“, erwiderte sie betont lässig.
„Jemand, den du getroffen hast?“, wiederholte Miranda ungläubig. „Also, ich muss sagen, das ist ein starkes Stück. Ich hätte wirklich nichts dagegen, auch einmal so jemanden zu treffen. Kein Wunder, dass du so schnell über Peters Verlust hinweggekommen bist!“
„Ich bin ja noch gar nicht über Peter hinweggekommen“, verteidigte Catherine sich mit hochrotem Kopf. „Wirklich, diesen Mann habe ich nur kurz an dem Abend vor meiner Abreise kennengelernt. Mehr steckt nicht dahinter.“ Dass dieser Mann ihr das Leben gerettet hatte, verriet sie Miranda nicht. Und dass er in ihr Gefühle geweckt hatte, die sie schon längst vergessen geglaubt hatte – auch das erwähnte Catherine nicht.
Miranda sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Er erinnert mich an irgendjemanden“, sagte sie langsam.
„An wen denn?“
„Wie heißt er?“
„Finn Delaney.“
„Finn Delaney … Finn Delaney …“, wiederholte Miranda nachdenklich und runzelte die Stirn. „Woher kenne ich diesen Namen nur?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er Ire ist.“
Miranda schaltete ihren Computer ein und begann zu recherchieren. „Finn Delaney.“ Dann lächelte sie plötzlich erfreut. „Willst du wirklich behaupten, dass du noch nie von ihm gehört hast?“
„Ich schwöre es dir“, erwiderte Catherine heftig. „Warum, was hast du denn gefunden?“
„Komm mal her!“
Catherine stellte sich hinter Miranda und sah auf den Monitor. Sie war nicht ganz darauf vorbereitet, was sie dort erwartete.
Tatsächlich, Finns Konterfei strahlte ihr entgegen. Es handelte sich offensichtlich um einen Schnappschuss, und es sah aus wie das Bild eines Mannes, der nicht gern fotografiert wurde. Das hatte Finn bei ihrem Abschied ja auch deutlich gemacht.
Auf dem Bild war sein Haar ein wenig kürzer. Statt der lässigen Kleidung, die er auf Pondiki getragen hatte, trug er auf dem Foto einen maßgeschneiderten grauen Anzug, der ihm vorzüglich stand. Er schien über irgendetwas nachzudenken und machte einen abweisenden Eindruck. Jedenfalls ähnelte er kaum dem lässigen jungen Typ, den Catherine getroffen hatte.
„Heißt das, er hat seine eigene Website?“, fragte sie überrascht. Mit einer so modernen Technik hätte sie ihn jedenfalls nicht in Verbindung gebracht.
Miranda holte gerade noch mehr Informationen ein.
„Dies hier ist seine geschäftliche Homepage“, erklärte sie eifrig. „Sie gehört zu der Finn Delaney Appreciation Society. Seinem Fanklub, sozusagen.“
„Wie bitte? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
„O doch! Sieh mal, was ich hier gefunden habe!“ Ihre Augen leuchteten. „Er ist vor Kurzem erst zur Nummer drei auf der Liste der begehrtesten Junggesellen Irlands gewählt worden.“
Catherine fragte sich, wie umwerfend attraktiv Nummer eins und Nummer zwei sein mussten, wenn Finn schon so einen starken Eindruck auf sie gemacht hatte. Sie beugte sich vor und sah sich die Website genau an. Dann pfiff sie durch die Zähne.
„Er scheint seine Finger ja in verschiedenen Töpfen zu haben“, sagte sie erstaunt.
„Ja, allerdings. Sieh dir einmal die Werbung für sein letztes Projekt an. Seine Firma will ein Einkaufszentrum bauen, mit einem Theater für die Besucher.“
„Ach, wirklich?“ Catherine kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Mann, den sie auf Pondiki kennengelernt hatte, hatte nicht
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