Romana Exklusiv 0197
entsprach.
„Wunderbar, Liebes.“ Cami bekam Schuldgefühle bei den zustimmenden Worten ihres Vaters. „Ich bin froh, dass du allmählich deine eigenen Wege gehst. Du musst nicht ständig bei deinem alten Dad zu Hause herumsitzen, um mit ihm alte Filme im Fernsehen anzuschauen.“
„Oh, Daddy.“ Cami beugte sich hinab und drückte ihren Vater innig. Er war so schmal geworden, fand sie. „Ich habe nicht gesagt, dass ich mich hier zu Hause mit dir langweile.“
„Ich weiß das, mein Liebling.“ Ihr Vater griff nach seinem Inhaliergerät, das er stets in seiner Schreibtischschublade bereithielt. Während des Sommers verbrachte Charles Ellison die meiste Zeit im Haus, weil er auch an Asthma litt und Pollen und Staub vermeiden musste. „Es ist doch ganz natürlich in deinem Alter, dass du ein wenig mehr Unterhaltung und Anregung brauchst.“
„Davon hatte ich gestern Abend mehr als genug.“ Cami erzählte ihrem Vater eine geschönte Version der Begegnung mit Jordy, gab nur preis, dass er sie angemacht hatte. Details würden ihren Vater nur unnötig aufregen.„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mir gefällt es überhaupt nicht, wenn ich nur daran denke, dass er Jenelle betrügt und das ganze Geld, das sie eigentlich für das Baby braucht, vertrinkt.“
„Nun, gut, was seine Alkoholprobleme angeht, kann ich mich vielleicht einmischen und mal mit seinem Vater reden. Der wird schon wissen, was zu tun ist.“
„Wirklich?“ Cami nahm an ihrem Computerschreibtisch Platz und schaltete das Notebook ein.
„Natürlich.“ Charles griff nach seinem Adressbuch. „Und du, hast du einen jungen Mann kennengelernt?“
Cami zuckte richtig zusammen. Ihren Vater konnte man nicht hinters Licht führen. „Oh, jaa, ich …“
Ihr Vater hob abwehrend die Hand. „Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst, Cami. Ich vertraue dir voll und ganz, dass du die richtigen Entscheidungen triffst.“
„Ich bin mir nicht sicher, was ihn angeht, Dad.“
„Wo liegt das Problem?“
„Er ist wesentlich älter.“ Gut, sie hatte es getan. Sie hatte ihrem Vater die Wahrheit gesagt!
„Ist er verheiratet?“
„Oh, nein!“ Ein Gefühl der Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. „Er hat gesagt, dass er mit niemand anderem ausgehen wird, solange wir zusammen sind. Und dass er umgekehrt das Gleiche von mir erwartet.“
Charles schaute nachdenklich vor sich hin. „Klingt doch ganz vernünftig. Wie soll man sonst einander wirklich vertrauen können?“
Die Unterstützung ihres Vaters hob ihre Stimmung sichtlich, obwohl sie auch Schuldgefühle hatte. Sie hatte ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt. Andererseits hatte er auch keine Einzelheiten hören wollen.
Das Schlimmste allerdings war, dass Ray sich nach dem Frühstück bei Pete’s einfach verabschiedet hatte, ohne ein neues Rendezvous auszumachen. Er hatte die Rechnung bezahlt, sie höflich zu ihrem Pick-up begleitet und sich dann mit einem ziemlich sittsamen Kuss verabschiedet.
Er hatte nichts von einem neuen Treffen gesagt. Cami war bekümmert. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Normalerweise würde sie bei einem gleichaltrigen Freund einfach anrufen oder eine E-Mail schreiben. Aber Ray war nicht einfach irgendwer. Er war älter als sie und kam aus einer viel traditioneller ausgerichteten Gesellschaft. Sie glaubte nicht, dass er es gut finden würde, wenn eine Frau den ersten Schritt machte. Er hatte ihr gegenüber klargestellt, dass er bei Frauen Zurückhaltung bevorzugte. „In Adnan erwartet ein Mann, dass seine Freundin tugendhaft bleibt.“
Sie wollte mit Ray zusammen sein, aber sie wusste nicht, ob sie die Freiheiten aufgeben könnte, die sie als moderne amerikanische Frau gewohnt war.
Vielleicht ist es gar nicht so schwer, Tradition mit modernen Lebensformen zu verbinden, überlegte Cami und bekam bei dem Gedanken schon wieder etwas bessere Laune. Ray hatte doch schließlich zu keinem Zeitpunkt erklärt, dass er wieder nach Adnan zurückkehren wollte. Und sicher würde er von ihr auch nicht erwarten, irgendwo anders als auf der geliebten C-Bar-C-Ranch zu leben. Und wenn sie in Texas blieben, würde sie alles haben: die Wüste, ihren Prinzen und ihr Zuhause.
Sie hatten kein weiteres Treffen vereinbart, aber Rayhan verspürte so etwas wie Hochstimmung darüber, wie sich alles entwickelte. Er wollte Cami nicht zu sehr unter Druck setzen, daher hatte er beschlossen zu warten, bis sie aus freien Stücken zu ihm kam.
Er versuchte dennoch, es ihr
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