Romana Exklusiv 0197
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass es dein erstes Mal war?“
Seufzend schüttelte sie den Kopf, als wollte sie dieser Tatsache keine Bedeutung beimessen. Vielleicht wünschte sie sogar, er hätte es nicht bemerkt.
„Rosalie …“, sanft strich er ihr über die Wange, „… ich bin kein Narr.“
Sie atmete tief durch. „Ich wollte nicht, dass sich dadurch etwas ändert. Du solltest mich so nehmen wie irgendeine andere Frau.“
„Du bist nicht wie irgendeine andere Frau.“
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „In der Nacht sind alle Katzen grau, sagt man.“
„Das behaupten nur Leute, deren Urteilsvermögen getrübt ist.“
„Aber es ist doch der gleiche Akt.“
„Nein. Es ist bei jeder Person anders. Es hängt stark davon ab, was man für den anderen empfindet. Du hast mich nicht rein zufällig ausgesucht“, fügte er nachdrücklich hinzu.
Sie zögerte. „Rebel meinte, bei dir sei ich sicher.“
„Sicher …“
Eine sonderbare Formulierung, so sonderbar, dass Adam sofort ihre Wichtigkeit erkannte. Möglicherweise war dies der Schlüssel zu all ihren Reaktionen auf ihn. Er registrierte es ebenso wie die Tatsache, dass sie ihre Entscheidung mit ihrer Schwester diskutiert hatte, was ihre Verwundbarkeit bewies.
„Habe ich dir wehgetan, Rosalie?“ Eine Woge der Zärtlichkeit erfasste ihn, als ihm dämmerte, welcher Tapferkeit es bedurft hatte, sie mit ihm zusammenzubringen.
„Nein, es war …“, sie lächelte strahlend, „… erstaunlich, Adam.“
Es erregte ihn maßlos, wie sie seinen Namen aussprach. Er fühlte sich, als wäre er jemand ganz Besonderes für sie. Ihr erster Liebhaber. Ihr einziger Liebhaber, schwor er sich im Stillen.
„Danke“, setzte sie scheu hinzu und streichelte seine Wange. „Es war schöner, als ich es mir je hätte träumen lassen.“
Und es würde noch schöner werden. Er spürte ein fast ehrfürchtiges Staunen in ihrer Berührung, ihrer Stimme, ihren Augen. Aber er musste dafür sorgen, dass dies erst der Anfang war und sie ihn wieder begehrte. Und wieder. Ihr „Danke“ war gleichsam eine Warnung, dass in ihrem Hinterkopf eine Uhr tickte, die gestoppt werden musste.
Adam erhob sich und zog sie mit sich auf die Füße. „Lass uns zum Meer hinuntergehen“, sagte er und nahm ihre Hand.
Ihre Fügsamkeit würde bald schwinden, und er wollte jeden Vorteil nutzen, der sich ihm bot.
Rosalie konnte kaum fassen, dass sie tatsächlich nackt neben einem ebenfalls nackten Mann lief. Es war sonderbar befreiend, als hätten sie sämtliche Verpflichtungen und Lasten ihres Lebens abgestreift und wären ganz allein in ihrer eigenen Welt. Wie Adam und Eva. Sie lächelte verträumt. Ob der Garten Eden genauso schön gewesen war?
Sie blickte hinauf zu den Sternen, fühlte den Sand unter ihren Füßen und die sanfte Brise auf ihrer Haut, roch die salzige Seeluft und den Duft exotischer Blüten und schwelgte in dem Gefühl unverdorbener Unschuld – eine leere Seite, auf der alles geschrieben werden konnte, ein spannender Neuanfang.
Meine Geburt als Frau, dachte sie und schaute den Mann an, der sie hergebracht hatte. Hatte er diese Kulisse absichtlich ausgewählt, weil er ihren Zauber kannte und wusste, wie gut
die Magie wirkte?
Adam hatte ihren Blick bemerkt. „Ja?“
Sie kannte die Antwort auf ihre Frage, weil sie sich seiner Worte von vorhin erinnerte, Worte, die sie nicht hatte hören wollen. „Es ist ein Traum“, erwiderte sie ausweichend.
„Nein, es ist Wirklichkeit. Alles um uns – um dich, um mich – ist echt, Rosalie.“ Er lächelte. „Warum genießt du nicht einfach den Augenblick?“
Den Augenblick genießen … Es klang verführerisch. Sie wanderten am Rand der sanft anlandenden Wellen entlang. Das Wasser in der Bucht war völlig ruhig, während die Wogen sich weiter draußen geräuschvoll am Riff brachen. Adam verstärkte den Druck seiner Finger, obwohl nicht die geringste Gefahr bestand, dass Rosalie straucheln oder von ihm fortgerissen werden könnte. Das Wasser umspülte warm ihre Beine, der sandige Untergrund war fest und recht warm.
Sehen, hören, riechen, fühlen … Es wäre so leicht, sich in diesen Wahrnehmungen zu verlieren, so leicht, deren Einfluss auf ihre Emotionen zu akzeptieren. Lass alles los, sagte sie sich, sei einfach für diese eine Nacht eine Frau mit einem Mann. Genieße den Augenblick, ohne Rücksicht auf die Vergangenheit oder die Zukunft.
Sie gingen weiter ins Wasser, bis es ihnen an die Schenkel reichte.
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