Romana Exklusiv 0197
Abend. Keine Süßigkeiten oder Käse. Zum Frühstück hatte sie eine kleine Schale Getreideflocken mit Magermilch. Sie wird sich wahrscheinlich mit einer Scheibe Melone beschäftigen, während wir essen.“
„Das ist nicht genug.“
„Genau meine Meinung. Würdest du mit ihr darüber reden, Rosalie?“
Sie nickte. Es war verrückt, dass ein Mädchen, dem alle Köstlichkeiten dieser Welt zur Verfügung standen, freiwillig hungerte, während unzählige Kinder sich aus purer Not um ein paar Krümel aus der Mülltonne prügelten.
„Hast du mit ihrer Mutter gesprochen, Adam?“
„Das werde ich noch tun. Es ist mir erst aufgefallen, seit wir hier sind. Aber so, wie ich Sarah kenne, wird sie lediglich schimpfen und sich nicht die Zeit nehmen, einen vernünftigen Ernährungsplan auszuarbeiten. Cate bewundert dich. Was immer du sagst, wird vermutlich zu ihr durchdringen.“
„Okay, ich werde es versuchen.“
„Danke. Nach dem Frühstück setze ich mich normalerweise für ein oder zwei Stunden an meinen Computer, um mich um die Firma zu kümmern. Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich dich mit Cate allein lasse.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es erleichtert mir, das Thema anzuschneiden.“
Adam lächelte. „Ich bin froh, dass du hier bist, Rosalie. In deiner Gesellschaft fühlt man sich einfach wohl.“
Sie erwiderte das Lächeln und dachte das Gleiche über ihn, und zwar nicht nur in sexueller Hinsicht. Er bedrängte sie nicht körperlich, hatte sie nicht einmal berührt, als sie Platz genommen hatte. Und seine Bitte um Hilfe für Cate bedeutete, dass er ihr nicht nur vertraute, sondern sie auch als Freundin seiner Tochter respektierte. Eine vermutlich dringend benötigte Freundin.
Vielleicht hatte sie sich getäuscht, als sie ihm insgeheim unterstellt hatte, er hätte Cate lediglich als Ausrede für die Einladung nach Tortola vorgeschoben. Was in der letzten Nacht passiert war, hatte sie, Rosalie, selbst provoziert und angefangen. Womöglich hatte Adam über seine Tochter reden wollen, als er den Spaziergang im Garten vorgeschlagen hatte – einen freundschaftlichen Spaziergang. Sie hatte allein an sich gedacht und ihren Wunsch … ihn für ihre Ziele zu benutzen.
Beschämt erinnerte sie sich an ihre Behauptung, sie könnten nur ein Liebespaar und keine Freunde sein. Und trotz ihrer nachdrücklichen Weigerung, eine wie auch immer geartete Beziehung mit ihm einzugehen, hatte er sich als rücksichtsvoller und einfühlsamer Liebhaber erwiesen. Ihn und Cate ausgerechnet jetzt zu verlassen wäre gemein und falsch. Nein, sie konnte heute nicht abreisen.
„Hoffentlich kann ich etwas ausrichten“, sagte sie ernst.
„Du hast die Macht.“
Irgendwie hatte sie den Eindruck, dass er wesentlich mehr meinte als nur den Einfluss, den sie auf seine Tochter hatte.
„Eier und Speck kommen in fünf Minuten“, verkündete Cate und setzte sich wieder an den Tisch. „Ich habe die Köchin gebeten, Ihren Speck in der Mikrowelle zu braten, Rosalie. Er ist dann schön knusprig und ohne Fett. Eines der Mädchen auf der Schule hat uns diesen Trick verraten.“
„Eine in Amerika weit verbreitete Methode“, erwiderte Rosalie lächelnd und kam unverzüglich auf das Thema Diät zu sprechen.
Adam lehnte sich zurück und verspürte grenzenlose Erleichterung. Nicht wegen Cate. Zugegeben, er war besorgt wegen ihres Diätfimmels, aber er hätte jederzeit in London einen Ernährungsberater für sie engagieren können. Er dankte seinem Schöpfer, dass er eine mitfühlende Saite in Rosalie berührt und mehr Zeit mit ihr gewonnen hatte.
Sie würde heute bleiben.
Er beobachtete, wie sie seiner Tochter interessiert lauschte, die von ihren Schulfreundinnen erzählte und schilderte, welche Mahlzeiten im Internat serviert wurden, welche sie mochten und welche sie verabscheuten, wie modebewusst die Mädchen waren und welche Bedeutung sie den neuesten Trends beimaßen. Sie sammelte Hintergrundinformationen, machte dies jedoch so geschickt, dass Cate sich in ihrer Aufmerksamkeit sonnte.
Die simple Wahrheit war: Rosalie James nahm Anteil.
Daran war nichts geheuchelt.
Sie sorgte sich aufrichtig um seine Tochter.
Adam fragte sich, wie er es anstellen solle, ihr Mitgefühl auf sich zu lenken. Wirkte er auf sie so selbstsicher? Als würde er ihre Gesellschaft nicht brauchen oder sich nicht nach mehr als einer rein sexuellen Affäre sehnen?
Ich bin auch hier, dachte er in einem Anflug von Eifersucht. Er musste langsam vorgehen und
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