Romana Exklusiv 0197
die gewonnene Zeit nutzen, um Rosalie in Sicherheit zu wiegen, damit ihr das Bleiben verlockender erschien als die Abreise. Ihre Ängste vor einer dauerhaften Bindung mussten beseitigt oder zumindest gelindert werden.
Heute Nacht würde sie wieder ihm gehören.
Sein Instinkt riet ihm allerdings, Rosalie in dem Glauben zu belassen, sie habe alles unter Kontrolle.
Adam lächelte. Er bezweifelte, dass einer von ihnen imstande war, die Wirkung zu steuern, die sie aufeinander ausübten. Der Unterschied bestand darin, dass er den Zauber erkunden wollte, während sie ihm zu entrinnen suchte. Aber die Macht war so gewaltig …
Und Rosalie hatte sich entschieden, eine weitere Nacht zu bleiben.
10. KAPITEL
Die vierte Nacht und die letzte Nacht …
Und diesmal bleibt es dabei, ermahnte Rosalie sich, obwohl es für sie eigentlich keinen Grund zur Abreise gab. Sie merkte nur, dass die Bindung an die Cazells immer stärker wurde. Die nette Gesellschaft der beiden und das romantische Inselidyll schienen allerdings ihre sonst so ausgeprägte Entschlusskraft zu untergraben.
Es gab für sie absolut keinen Anlass mehr, ihren Aufenthalt zu verlängern – es sei denn, aus purer Selbstsucht, und das entsprach nicht ihrem Charakter. Nicht im Entferntesten. Außerdem vermittelte es ihr das unbehagliche Gefühl, irgendwann dafür bezahlen zu müssen, und zwar einen höheren Preis mit jedem Tag, den sie blieb. Nichts war umsonst. Zudem war sie nicht sicher, wie sie mit den Emotionen umgehen sollte, die sie Adam und seiner Tochter inzwischen entgegenbrachte. Sie hatte weder beabsichtigt, ein so enges Verhältnis zu den beiden aufzubauen, noch hatte sie gewollt, dass sie sich in ihr Herz schlichen.
Sie hätte gleich nach der ersten Nacht abreisen sollen.
Oder zumindest nach der zweiten.
Und trotzdem waren sie jetzt hier an der Cappoon’s Bay, wo eine lautstarke Inselparty rings um das „Beach Shack“ gefeiert wurde, einer windschiefen Holzbude direkt am Strand. Es war eine laue Vollmondnacht, und alle Gäste amüsierten sich blendend. Man aß, trank, tanzte zu den Klängen einer Steelband, genoss den Augenblick und dachte nicht an morgen.
Auch Rosalie konnte sich nicht erinnern, je so entspannt und glücklich gewesen zu sein. Sie fand es herrlich, nichts zu tun und einfach nur zu leben. Adam und sie teilten sich eine Decke auf dem Sand, vor sich eine Kühlbox mit Drinks und Snacks. Cate hatte sich ein Stück entfernt einer Gruppe von Tänzern angeschlossen, die mit fröhlichen Gesten die Zuschauer zum Mitmachen animierten. Es war wieder eine betörend schöne Nacht auf Tortola.
Aber es musste die letzte sein. Rosalie hatte ihre Entscheidung getroffen und Adam alles für den Abflug am nächsten Tag arrangieren lassen. Es war daher unsinnig, davon zu träumen, das Vergnügen, das sie hier kennengelernt hatte, möge ewig dauern. Überdies würden Adam und Cate am Ende der Woche selbst nach London zurückkehren.
„Kannst du nicht bis dahin bleiben?“, hatte Cate gebettelt.
„Man erwartet mich in Paris für die Prêt-à-porter-Präsentationen“, hatte Rosalie sich entschuldigt, weil sie instinktiv davor zurückscheute, die Vertrautheit zu vertiefen, indem sie die Insel gemeinsam verließen – wie eine Familie nach dem Sommerurlaub.
Sie waren keine Familie. Es hatte jedoch Gelegenheiten gegeben, bei denen sie ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit verspürt hatte, insbesondere dem Mann gegenüber, der nun neben ihr saß. Diese Empfindung entsprang nicht nur körperlicher Intimität. Manchmal brauchte er sie nur anzusehen, und sie hatte den Eindruck, als würde er sie durch und durch kennen, als hätten sie ein ganzes Leben miteinander verbracht, als existierten keine Geheimnisse zwischen ihnen. Was natürlich lächerlich war. Und beunruhigend.
Nur Zachary Lee hatte sie je so angeschaut, allein er verstand sie auch ohne Worte. Aber ihr großer Bruder besaß Kenntnisse über sie, die Adam Cazell nicht hatte. Oder war Adam mit einer erstaunlichen Intuition gesegnet? Als Liebhaber war er jedenfalls äußerst sensibel, was ihre Reaktionen auf ihn betraf.
Rosalie wandte den Blick von den Feiernden ab und richtete ihn auf den Mann, der ihr gezeigt hatte, wie viel Freude es bereitete, eine Frau zu sein. Freude, mit ihm zusammen zu sein. Sie mochte ihn – mochte es, ihn anzusehen, mit ihm zu reden, ihn zu berühren, seine männliche Stärke zu spüren. Rebel hatte recht gehabt. Rosalie war bei ihm sicher. Allerdings war sie
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