Romana Exklusiv 0197
Ihre Entscheidung war richtig – sie musste richtig sein. All die Jahre, die sie der Rettung bedürftiger Kinder gewidmet hatte, waren ihr wichtiger als jede Zweierbeziehung.
Adam schwieg, aber die Stille brachte keine Erleichterung. Sie zerrte an den Nerven, die vom ständigen Kampf gegen seine Ausstrahlung bereits überreizt waren. Rosalie wurde von bohrenden Zweifeln befallen. Sie hasste die Vorstellung, ihn zu verlassen, während er sich von ihr ausgenutzt fühlte.
Andererseits hatte sie ihm etwas von sich selbst gegeben.
Mehr als jedem anderen Menschen. Außerdem war das Verlangen gegenseitig gewesen. Und es war befriedigt worden. Sie hatte also keinen Grund für ein schlechtes Gewissen, als hätte sie ihm weiter gehende Rechte auf sich verweigert.
„Was ist mit Cate, Rosalie?“, fragte Adam. „Sie hält dich für ihre Freundin. Stößt du sie auch zurück?“
Aus seinem Mund klang es gemein und brutal. „Ich hoffe, ich habe ihr einige positive Aspekte aufgezeigt, Adam. Mehr kann ich nicht tun.“
„Mehr willst du nicht tun. Das hast du dir so ausgesucht“, konterte er bitter.
Ihre Geduld war erschöpft. Worte sprudelten nur so aus ihr, brachen aus den geheimsten Tiefen ihrer Seele hervor. „Ich habe mir keinen Vater ausgesucht, der mich weder kennenlernen noch für mich sorgen wollte. Ich habe mir keine Mutter ausgesucht, die kaum besser war als eine Prostituierte und deren Tod einigen ihrer schmierigen Freunde die Chance gab, mich für ihre schmutzigen Geschäfte zu benutzen. Ich habe es mir nicht ausgesucht, entführt und in einem Haus eingesperrt zu werden, in dem Kinder von reichen ausländischen Pädophilen …“
„Pädophile!“
Sein unverhohlenes Entsetzen bereitete ihr tiefe Genugtuung und spornte sie zugleich an. „Ich habe es mir nicht aus gesucht, mit ansehen zu müssen, was manchen dieser Kinder passiert ist, doch es gab kein Entrinnen, und ich wusste, dass die Reihe irgendwann an mir sein würde. Die Besitzer des Hauses betrachteten mich als einen Schatz, der einen hohen Preis erzielen würde. Sie hoben mich für einen besonderen Kunden auf …“
„Du warst erst sieben!“
„Manche waren noch jünger“, rief sie. „Einige starben an ihren Verletzungen. Hätte Zachary Lee damals nicht als Journalist verdeckt ermittelt, den Kinderschänderring aufgedeckt und mich gerettet …“
Rosalie verstummte schaudernd. Sie presste die Lippen zusammen und schloss die Augen, um die Erinnerungen zu verdrängen, die plötzlich auf sie einstürmten.
Sie hatte noch nie jemandem davon erzählt. Außer der James-Familie natürlich. Sie wussten alles übereinander. Aber niemand sonst. Und warum sie es ausgerechnet Adam anvertraut hatte … Rosalie schüttelte den Kopf. Wegen des überwältigenden Wunsches, er möge sie verstehen? Sie gehen lassen …
„Es gibt andere Kinder in der Welt … in ähnlichen Verhältnissen.“ Sie schluchzte leise.
„Schon gut, Rosalie“, meinte er tröstend. „Ich weiß jetzt, woher du kommst. Ich weiß, wohin du musst.“
„Cate hat dich.“
„Ja, sie hat mich.“ Adam seufzte. „Und wer bin ich, dass ich einem Engel die Flügel beschneiden dürfte?“
Diesmal war das Schweigen zwischen ihnen nicht so drückend, obwohl es von Kummer geprägt war, der sie beide verband. Rosalie spürte Adams Einsamkeit ebenso deutlich wie ihre eigene. Es tat weh. Sie waren einander in den letzten Tagen so nahe gewesen. Es gab jedoch Wichtigeres als sie beide und größeren Schmerz, der gelindert werden musste – um jeden Preis. Wie konnte sie da auch nur in Betracht ziehen, ihre Hilfe einzuschränken und zu nehmen, was dieser Mann ihr bot?
Würde er ihr ein Beistand sein?
Durfte sie darauf vertrauen, dass er sich nicht einmischte oder sie drängte, weniger und weniger zu tun?
Würde der herzzerreißende Kummer, den sie jetzt empfand, sich nicht jedes Mal wiederholen, wenn sie versuchte, die Beziehung zu Adam fortzusetzen?
Besser, es hatte sofort ein Ende. Die Entscheidung war getroffen. Adam hatte sie akzeptiert. Morgen würde sie abreisen und wieder ihr eigenes Leben führen.
Adam gelangte zu dem bedauerlichen Schluss, dass er nichts sagen oder tun konnte, um Rosalie umzustimmen. Ihr Leben basierte auf ihren Erfahrungen als Kind, und ihre Erinnerungen konnten weder ausgelöscht noch gemildert werden. Er durfte gar nicht daran denken, welches Trauma sie durchlitten hatte. Sie würde stets damit leben müssen.
Er fühlte sich unendlich geehrt, dass sie unter
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