Romana Exklusiv 0197
vorhaben. Sie können auf die Jungen aufpassen. Außerdem muss ein Zimmer für Cate hergerichtet werden – und für Adam, falls er bleiben möchte.“
Sie griff nach dem Telefon, während Rosalie sich beeilte, die Anweisungen auszuführen. Zum Glück war ihre Schwester wieder zur Vernunft gekommen. Die Haushälterin und der Butler von Davenport Hall ließen sich durch einen Notfall nicht aus der Ruhe bringen. Innerhalb von zehn Minuten saßen Rebel und Rosalie im Fond des Rolls-Royce und waren unterwegs nach Roedean.
Die erste halbe Stunde der Fahrt nach Sussex legten sie schweigend zurück. Rosalie nutzte diese Zeit, um sich in Cate hineinzuversetzen. Das Mädchen hatte die letzten Tage mit seiner Mutter verbracht und sich von ihr verabschiedet, ohne zu ahnen, dass es für immer sein würde.
Rebel wandte sich ihr zu. „Möchtest du über deine Beziehung zu den Cazells reden, Rosalie?“, erkundigte sie sich sanft.
„Nein.“ Es war zu persönlich, zu intim, und außerdem wusste sie nicht, wie es enden würde. „Ich muss mir erst selbst darüber klar werden, Rebel“, fügte sie entschuldigend hinzu.
Ein kurzes Nicken, dann herrschte wieder Schweigen.
Rosalie dachte an die Worte, die sie in ihrer letzten gemeinsamen Nacht zu Adam gesagt hatte. Du wirst immer ein Teil von mir sein. Und du von mir, hatte er geantwortet.
Selbst wenn die halbe Welt zwischen ihnen lag, war die räumliche Entfernung nebensächlich. Ebenso wie die Zeit, die seit Tortola verstrichen war. Als sie vorhin mit ihm telefoniert hatte, war es wie damals gewesen – ihre Herzen und Seelen befanden sich in einem Einklang, der mit Logik oder Vernunft nicht zu erklären war. Sie waren zwei Hälften eines Ganzen, und irgendwo, irgendwie gab es eine Zukunft für sie.
Doch die musste warten.
Im Augenblick war Cate wichtiger.
12. KAPITEL
Rosalie ging ohne Zögern ins Wohnzimmer der Schulleiterin, wo Cate auf sie wartete. Man hatte sie vorgewarnt, dass Adams Tochter unter Schock stehe. Außer mit seinem Vater hatte das Mädchen kein Wort gesprochen. Es hatte nichts gegessen und keine Träne vergossen.
Dies hatte man Mr. Cazell mitgeteilt, als er angerufen hatte, um zu veranlassen, dass seine Tochter der Obhut von Miss Rosalie James anvertraut wurde. Er hatte nicht gewollt, dass Cate gestört oder von einem Arzt behandelt wurde. Sie sollte Miss James begleiten, die sich auf dem Anwesen des Earl of Stanthorpe um sie kümmern würde.
Rosalie ließ sich nicht anmerken, welche Verantwortung auf ihren Schultern lastete. Sie schloss leise die Tür hinter sich, in der Gewissheit, dass Rebel alles für die Abreise aus Roedean vorbereitete, kurz mit Celeste sprach, Cates Sachen packte und nach unten brachte. Rebel würde mit Hugh in seinem Wagen heimfahren, während Rosalie und Cate den Rolls nehmen sollten. Zuvor galt es allerdings, die unsichtbare Mauer zu durchdringen, die Cates Unterbewusstsein errichtet hatte, um das Unerträgliche fernzuhalten.
Das Mädchen saß am Fenster und starrte blicklos in die Nacht hinaus. Für eine traumatisierte Seele war Dunkelheit besser als Licht. Sie verbarg gnädig, was man nicht sehen wollte. Rosalie wusste dies durch ihre Arbeit mit geretteten Kindern, die zu verstört waren, um zu begreifen, dass ihnen keine Gefahr mehr drohte.
Sie war jedoch überzeugt, dass sich zwischen Cate und ihr ein Vertrauensverhältnis entwickelt hatte. Die Harmonie, die sie früher verbunden hatte, war genauso wenig geschwunden wie das Band zwischen Adam und ihr. Als sie den Raum durchquerte, nahm sie einen Stuhl und platzierte ihn in rechtem Winkel zu Cates, nahe genug, um sie zu berühren, aber nicht direkt gegenüber, was als Bedrohung empfunden werden könnte. Das Mädchen reagierte nicht auf sie, weder durch einen Blick noch durch ein Wort.
„Cate, ich bin es, Rosalie“, begann sie ruhig, nachdem sie sich gesetzt hatte. „Es tut mir sehr leid um deine Mutter. Ich weiß, dass du die letzten Tage bei ihr verbracht hast, und hoffe, es war eine schöne Zeit für dich.“
Das Mädchen presste die Lippen zusammen und schluckte.
„Ich hoffe, es war so schön wie nie“, fuhr Rosalie fort.
Cate drehte abrupt den Kopf. Grenzenloser Schmerz spiegelte sich in ihren Augen. „Sie ist tot. Ich werde sie nie wiedersehen.“
„Ich weiß.“ Sie nahm behutsam eine Hand des Mädchens und streichelte sie sanft, um die Spannung abzubauen. „Ich weiß, dass du jetzt nur noch Erinnerungen an deine Mutter hast. Damit kann man zwar nicht
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