Romana Exklusiv 0197
Pflichten unabhängig von anderen zu erfüllen. Ohne Verpflichtungen. Ohne jemandem etwas zu schulden.
Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, dass sie zumindest für Cate etwas Gutes erreicht hatte. Adam hatte sich jedenfalls auf der Insel als fürsorglicherer und aufmerksamerer Vater erwiesen, und … wie war der Name seiner Exfrau? Sie war mit dem Unterhausabgeordneten Gerald Mayberry verheiratet. Sarah … ja, so hieß sie. Sarah war offenbar von Adam über ihre mütterliche Verantwortung aufgeklärt worden.
Es gab also keinen Grund, darüber traurig zu sein.
Nichtsdestotrotz war Rosalie froh, die Rückkehr in ihr einsames Apartment hinauszögern zu können, als Rebel sie aufforderte, noch ein wenig zu bleiben und ihr Gesellschaft zu leisten, während Hugh Celeste ins Internat zurückbrachte. Ihre Schwester war stets gut gelaunt, und jede Unterhaltung war Rosalie momentan lieber als Schweigen.
Während sie die Jungen badete und fürs Bett fertig machte, kreisten ihre Gedanken um Adams Bemerkung über ein eigenes Kind. Geoffrey und Malcolm waren einfach süß, und Rebel vergötterte sie. Auf Rosalies Vorhaltungen, sie habe noch mehr Kinder in eine ohnehin überbevölkerte Welt gesetzt, hatte ihre Schwester erklärt, sie erziehe ihre Söhne zu sozialem Verantwortungsbewusstsein, und davon könne es auf der Welt nicht genug geben.
„Was passiert, wenn du stirbst, Rosalie?“, hatte Rebel zudem gekontert. „Wer wird dein Werk fortführen? Wir hatten großes Glück, ein Teil der James-Familie zu sein. Meinst du nicht, dass das, was uns widerfahren ist, weitergegeben werden sollte?“
Beständigkeit …
Sie war wichtig.
Es hatte allerdings nie einen Mann für Rosalie gegeben, bei dem sie je eine Ehe und eine eigene Familie in Betracht gezogen hätte. Und es war sinnlos, jetzt Adam mit dieser Idee in Verbindung zu bringen. Zu spät …
Nachdem sie die Jungen ins Bett verfrachtet hatten, gingen die Schwestern wieder hinunter. „Was immer du zu Adam Cazell über Cate gesagt hast, es hat etwas bewirkt“, stellte Rebel zufrieden fest. „Sie ist nicht mehr in Gefahr.“
„Ich hoffe es.“
„Und was ist mit dir, Rosalie? Macht es dich noch immer glücklich, durch die Welt zu reisen und überall Gutes zu tun?“
„Es ist lohnend.“
Rebel seufzte. „Ich finde, du hättest Adam Cazell eine Chance einräumen sollen. Ich mochte ihn.“
„Hm …“
„Okay, okay, ich habe versprochen, dir niemanden aufzudrängen, und daran halte ich mich. Lass uns die Nachrichten ansehen, während wir auf Hugh warten. Er müsste pünktlich zum Dinner wieder hier sein.“
Sie begaben sich ins Fernsehzimmer und machten es sich dort gemütlich, nachdem Rebel ihnen Sherry eingeschenkt hatte. Das Fernsehprogramm sorgte für Ablenkung, sodass ein Gespräch überflüssig war. Rosalie trank nur selten Alkohol, doch an diesem Abend erwog sie ernsthaft, ihren Kummer zu betäuben. Wegen Trunkenheit am Steuer brauchte sie sich nicht zu sorgen. Hughs Chauffeur würde sie sicher nach Hause bringen.
Die Nachrichtenthemen rauschten an ihr vorbei, bis Rebel leise aufschrie. „O nein!“
Auf dem Bildschirm erschien das Wrack einer Luxuslimousine. „Was ist passiert?“, fragte Rosalie.
„Hör zu“, befahl ihre Schwester.
„… der Unterhausabgeordnete und seine Gattin Sarah wurden sofort ins Krankenhaus transportiert, wo man nur noch ihren Tod feststellen konnte. Mrs. Mayberrys Tochter wurde früher am Abend in ihr Internat gebracht und wartet dort nun auf ihren Vater, den bekannten englischen Millionär Adam Cazell, der zum Unfallzeitpunkt in Hongkong weilte …“
„Cate!“ Rosalie sprang auf und verschüttete dabei ihren Sherry. „Sie weiß sicher schon vom Tod ihrer Mutter und hat niemanden bei sich.“
„Die Schulleiterin hat sie gewiss unter ihre Fittiche genommen. Hoffentlich sieht sie diese Bilder nicht. Schau dir den Wagen an …“ Schockiert schüttelte Rebel den Kopf.
Rosalie versuchte, sie aus ihrer Lethargie zu reißen. „Sie hat gerade ihre Mutter verloren. Ihre Mutter, Rebel! Du weißt, wie man sich da fühlt. Glaubst du tatsächlich, eine Rektorin könnte ihr geben, was sie braucht? Der Flug von Hongkong hierher dauert fast vierzehn Stunden. Adam ist frühestens morgen Vormittag bei ihr.“
Rebel blickte sie verwirrt an. „Was können wir tun, Rosalie? Wir sind nicht mit ihr verwandt.“
„Wir sind Freunde. Mitfühlende Freunde. Sie ist gern hier. Wir können sie herbringen. Cate muss Menschen um
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