Romana Exklusiv 0197
sie ehrfürchtig.
Aber es gab noch mehr zu bewundern an diesem Tag. Sie fuhren weiter bis zu einem Anlegeplatz am Lago Todos los Santos, wo ein Motorboot bereitlag, das Enrico telefonisch gemietet hatte, um mit ihr den See zu überqueren und ihr die einmalig schöne Landschaft zu zeigen. Offenbar hatte er den Ausflug sorgfältig geplant.
Fasziniert betrachtete Lysan alles um sie her. „Danke, Enrico“, sagte sie leise und schaute ihn mit leuchtenden Augen an.
„Ich konnte einfach nicht zulassen, dass Sie nach Hause zurückfliegen, ohne den See gesehen zu haben, dessen Wasser so grün ist wie Ihre Augen. Man nennt ihn auch Lago Esmeralda, also den Grünen See.“
Lysan verspürte ein tiefes Glücksgefühl. Rasch wandte sie sich ab, damit er nicht merkte, was sie empfand. Aber sosehr sie sich auch bemühte, sich auf die waldreichen Berge mit den schneebedeckten Gipfeln, die kleinen Inseln und zahlreichen kleineren Wasserfälle zu konzentrieren, sie brachte es nicht fertig, den Mann neben ihr zu vergessen. Sie wollte es auch gar nicht. Enrico gehörte dazu, in ihrer Erinnerung würde er untrennbar mit den Schönheiten der Natur verbunden sein, die sie an seiner Seite erleben durfte.
In Peulla, am anderen Ende des Sees, legten sie an und gingen zum Lunch in ein Hotel ganz in der Nähe. Im Foyer blieb Lysan unvermittelt stehen.
„Ich sehe bestimmt schrecklich aus.“ Sie wollte sich unbedingt das vom Wind zerzauste Haar bürsten.
Enrico musterte sie von oben bis unten. „Sie sehen umwerfend gut aus, und das wissen Sie auch“, erwiderte er.
Sekundenlang verschlug es ihr die Sprache. „Hm … ja, ich weiß“, brachte sie schließlich heraus und lächelte sogar. „Ich wollte es nur von Ihnen hören.“
Plötzlich neigte er den Kopf und küsste sie sanft auf die Wange.
Wieder war Lysan sprachlos. „Bitte … entschuldigen Sie mich“, sagte sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, und eilte zur Damentoilette.
Sie wusch sich die Hände und bürstete sich das Haar. Während sie die Lippen nachzog, versuchte sie sich klarzumachen, dass Enricos Kompliment und sein Kuss nur bedeuten konnten, dass er sie mochte, nicht mehr und nicht weniger. Sie durfte nicht zu viel hineininterpretieren und sich nichts vormachen.
Als sie sich zu ihm gesellte, hatte sie sich wieder unter Kontrolle. „Das ist wirklich ein bezauberndes Fleckchen Erde“, erklärte sie glücklich und mit heiterer Miene. Und während der zwei Stunden, die sie in Peulla verbrachten, steigerte sich ihr Glücksgefühl noch.
Lysan nahm kaum wahr, was sie aßen, sondern lauschte fasziniert Enricos Worten. Wieder einmal stellte sie fest, wie unwiderstehlich charmant er war.
Sie plauderten angeregt über alles Mögliche. Nach dem Lunch bummelten sie Arm in Arm durch den Ort.
Schließlich kehrten sie zum Boot zurück, und Lysan hatte noch einmal Gelegenheit, die großartige Landschaft zu bewundern, während Enrico das Boot über den See steuerte.
Am späten Nachmittag trafen sie wieder in Puerto Varas ein. Lysan wusste immer noch nicht, wie lange Enrico ihr noch Gesellschaft leisten würde.
Auf dem Weg ins Hotel fühlte sie sich plötzlich ganz elend, denn sie befürchtete, er würde ihr jetzt mitteilen, dass er nur noch den Koffer holen und dann abreisen wolle.
Aber ihre Befürchtungen waren unbegründet, denn es geschah nichts dergleichen. Enrico ließ sich an der Rezeption die Schlüssel zu ihren Zimmern geben, und sie gingen zusammen die Treppe hinauf.
„Danke für den wunderschönen Tag“, sagte Lysan, während er ihre Zimmertür aufschloss.
Sekundenlang blickte er ihr tief in die Augen. Sie fühlte sich wie verzaubert, er schien sie magisch anzuziehen. Doch dann brach unvermittelt für sie wieder eine Welt zusammen.
„Auch für mich war es schön. Vielen Dank, Lysan“, erwiderte Enrico leicht angespannt, drehte sich um und verschwand sogleich in seinem Zimmer.
Rasch schloss Lysan die Tür hinter sich. War Enrico wirklich so angespannt, oder habe ich es mir nur eingebildet?, überlegte sie und verstand nicht, was geschehen war. Da er nicht erwähnt hatte, wann er zurückfliegen würde, hoffte sie, er würde mit ihr zu Abend essen.
Nachdem sie geduscht hatte, trocknete sie sich ab und schlüpfte in den Bademantel. Dann fönte sie das frischgewaschene Haar vor dem Spiegel und betrachtete sich aufmerksam. Sie stellte fest, dass sie schon leicht gebräunt war. Auch ihr normalerweise aschblondes Haar war heller geworden,
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