Romana Exklusiv 0224
mehr Rogers Begleiterin dem Wein zusprach, umso koketter wurde sie. Offen flirtete sie mit Ray und machte keinen Hehl daraus, wie umwerfend sie ihn fand. Ray nahm es gelassen, und auch Roger schien nicht sonderlich beunruhigt. Allerdings stimmte Caitlin mit Sadie in einem überein: Auf das Geschäft wirkte sich Sharons Verhalten gewiss nicht positiv aus.
„Was machen Sie beruflich, Caitlin?“, erkundigte sich Roger plötzlich, als seine Freundin die Hand auf Rays legte und diesem vorschwärmte, wie fantastisch es ihr geschmeckt habe.
Roger tat Caitlin leid. Er war ein sympathischer Mann Anfang sechzig und ausgesprochen attraktiv. „Ich habe ein kleines Anwesen in der Nähe, das ich in eine Frühstückspension umwandeln möchte.“
„Wie interessant. Auch ich bin in Amerika mit Hotels zu Geld gekommen. Ich habe mit einem Haus in Texas begonnen und mich dann von Bundesstaat zu Bundesstaat vorgearbeitet. Und nun konzentriere ich mich auf Europa. Ich hoffe, dass Ray mir ein wahres Schmuckstück entwirft.“
„Das wird er sicherlich. Wie ich gehört habe, ist er sehr talentiert.“ Murdo hatte ihr oft begeistert berichtet, welch ein begabter Architekt Ray sei.
„Ja, er hat den besten Ruf … verlangt aber auch kein schlechtes Honorar.“
„Roger, wenn Sie in Texas angefangen haben, wissen Sie, dass nur das sehnige Fleisch günstig zu haben ist. Erstklassige Steaks haben eben auch einen erstklassigen Preis.“
Er lachte herzlich über ihre Bemerkung. „Da ist zweifellos etwas Wahres dran.“
„Ich habe nicht allzu viel Ahnung von Rays Geschäften, doch ist er sehr gefragt. Jeder, der etwas auf sich hält, will Ray Pascal. Vermutlich ist es ähnlich wie mit dem Kauf einer Prada-Handtasche – irgendwie ist es chic, sie zu haben.“
„Meinen Sie?“ Roger nickte. „Ja, das ist wohl richtig, und ich muss meinem Image gerecht werden. Meine Hotels sind für ihren erlesenen Stil bekannt.“
Caitlin lächelte ihn an und schenkte ihm Wein nach.
„Erzählen Sie mir von Ihrer Frühstückspension.“ Er beugte sich etwas näher.
„Sie wird nur wenige Zimmer haben und mir bestimmt kein Vermögen einbringen. Aber nachdem ich jahrelang in der Stadt gewohnt habe, gefällt mir die Idee, auf dem Land zu leben. Und das Haus zu renovieren erweist sich als ziemliche Herausforderung.“
„Das scheint mir untertrieben“, erklärte Ray, während er zum zweiten Mal die Hand unter Sharons wegzog. „Caitlin muss einen Löwenmut besitzen, um es mit dem Haus aufzunehmen.“
„Es macht mir Spaß. Allerdings muss ich noch viel lernen. Auf dem Grundstück gibt es auch einen kleinen Weinberg und einen Olivenhain, die mir sicher einen Zusatzverdienst ermöglichen. Aber vorher muss ich mir erst die nötigen Fachkenntnisse aneignen.“
„Wohnen Sie auf Murdos Anwesen?“, erkundigte sich Philippe unvermittelt, und sie nickte. „Das Haus ist reichlich baufällig, oder?“ Er blickte Ray an. „Hast du es nicht einmal für Murdo begutachten lassen?“
„Daran erinnere ich mich nicht“, erwiderte er ungeduldig, und sie fragte sich, ob sie es sich einbildete, dass Philippe plötzlich leicht verärgert wirkte. „Ich weiß aber, dass Caitlin irgendwann das Wasser ausgehen könnte, wenn sie sich nicht darum kümmert, dass das Haus an die Hauptversorgung angeschlossen wird.“
Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Darüber wollte sie jetzt nicht reden. „Das Haus ist so weit okay. Es herzurichten braucht nur ein bisschen Zeit und Liebe.“
„Wie lange sind Sie und Ray schon ein Paar?“ Ungeniert unterbrach Sharon die Unterhaltung. Sie war das Thema leid, wie man ihrer Stimme deutlich anhörte. Fast aggressiv blitzte sie Caitlin an.
Was sollte sie nur antworten? Am liebsten hätte sie gesagt, dass Ray und sie lediglich Bekannte seien. Allerdings war ihr auch klar, dass er hoffte, er könne mit ihr an seiner Seite Roger dazu ermutigen, ihm und Philippe den Auftrag zu erteilen.
Ray kam ihr zu Hilfe. „Caitlin und ich haben uns letztes Jahr über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Doch erst in den vergangenen Wochen hat es zwischen uns gefunkt.“ Zärtlich nahm er ihre Hand. „Es kam völlig unerwartet. Aber so ist es nun einmal mit der Liebe …“ Er lächelte Caitlin an. „Als ich sie eines Tages besucht habe, sang sie fröhlich vor sich hin und sah hinreißend aus. Ich dachte nur … sie ist perfekt … die schönste Frau, die ich je gesehen habe …“
Peinlich berührt entzog sie ihm die Hand.
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