Romana Exklusiv 0224
hatte, dass sie sie ebenfalls liebten. Was also tat sie hier? War sie dabei, ihre Prinzipien zu vergessen und sich selbst untreu zu werden, indem sie Ray in die Arme sank? Falls ja, machte sie dann nicht einen großen Fehler?
Sie gingen die Stufen zum Haus hinauf und betraten ein weiß gefliestes Foyer, das von einem Kronleuchter erhellt wurde. Ray nahm seine Post aus einem der fünf Briefkästen an der Wand und blätterte sie kurz durch, bevor er mit Caitlin in den bereits wartenden Lift stieg und den Knopf für die oberste Etage drückte.
In dem grellen Licht des Aufzugs bemerkte sie, dass sein Haar noch etwas feucht schimmerte, und war versucht, ihm mit der Hand über den Kopf zu streichen. Ray sah zu ihr hin, und als sich ihre Blicke begegneten, wurde ihr ganz heiß.
„Offenbar warst du heute noch nicht zu Hause.“ Sie deutete auf die Post.
„Nein, ich bin vom Büro aus direkt zum Flughafen gefahren.“
„Du musst müde sein.“ Sie hatte nur irgendetwas sagen wollen, bedauerte ihre Worte aber sogleich, vor allem, als sie den amüsierten Ausdruck in seinen Augen las.
„Nicht wirklich.“
„Es war für uns beide ein langer Tag.“ Nervös strich sie sich über den Rock, als der Fahrstuhl fast unmerklich anhielt und die Türen auseinanderglitten.
Sie folgte Ray auf den Flur hinaus und wenig später in sein großes, vornehmes Apartment, das elegant und teuer eingerichtet war. Vorsichtig ging sie über das blinkende Ahornparkett ins Wohnzimmer, das von vanillefarbenen Ledersofas dominiert wurde.
„Du hast es wunderschön hier“, erklärte sie, während sie zu der Terrassentür ging, um nach draußen zu sehen. Ray schaltete die Außenbeleuchtung an, die den kleinen Dachgarten mit den Blumenkübeln und schmiedeeisernen Möbeln in ein sanftes Licht tauchte. Im Hintergrund erstrahlte das nächtliche Paris. „Und eine fantastische Aussicht.“
„Ja, nur kann ich sie leider nicht allzu häufig genießen.“ Er legte die Post auf das antike Büfett, als er den Raum durchquerte und noch einige Lampen anknipste. „Möchtest du dich etwas frisch machen, während ich mich um die Getränke kümmere?“
„Ja, gern.“
„Ich habe dich in meinem Zimmer einquartiert. Dort hast du es bequemer.“
Ihre Blicke begegneten sich, und Caitlin fragte sich, wie es wohl wäre, wenn sie es mit ihm teilte … in seinen Armen liegen und sich seinen Küssen hingeben würde. Entschlossen versuchte sie, die Sehnsucht zu ignorieren, die sogleich in ihr erwachte. Du hättest nicht herkommen sollen, mahnte eine innere Stimme sie eindringlich, und sie überlegte, ob sie nicht besser sein Apartment verlassen sollte, solange sie noch halbwegs klar denken konnte.
„Ich fühle mich schuldig, weil ich dich aus deinem Zimmer vertreibe“, stieß sie hervor. „Ich kann noch immer in eines der Hotels gehen, die es hier bestimmt zu Hunderten gibt.“
„Zu Hunderten“, bestätigte er, während er sich gegen das Büfett lehnte und sie amüsiert anlächelte. „Aber wir hatten abgesprochen, dass du bei mir übernachtest, und da ich ein Mann bin, der zu seinem Wort steht, will ich nichts von einem Hotel hören.“
„Danke.“ Sie konnte kaum etwas anderes sagen, auch wenn sie sich weiterhin fragte, ob sie nicht doch auf dem Hotel hätte beharren sollen. Sie war weniger wegen Ray beunruhigt, sondern zweifelte an sich selbst. Er brauchte sie nur anzusehen, und schon bröckelte ihre Selbstbeherrschung … und wenn er sie küsste, verlor sie beinahe den Verstand.
„Ich zeige dir den Weg.“ Ray wandte sich um, ging einen kleinen Flur entlang und dann mehrere Stufen hinauf. Schließlich öffnete er die Tür zu einem luxuriös eingerichteten Zimmer, das von einem so riesigen Bett dominiert wurde, wie Caitlin noch kein zweites erblickt hatte. Es war mit einer cremefarbenen Bettwäsche bezogen, die den gleichen Ton hatte wie der Teppichboden und die Gardinen.
„Das Bad liegt gleich dort drüben.“ Er stellte ihre Reisetasche ab und deutete auf eine Tür. „Wir trinken den Kaffee und den Cognac auf der Terrasse, wenn es noch nicht regnet.“
„Okay.“ Kaum war sie allein, setzte sie sich erst einmal aufs Bett. Sie hätte Ray sagen sollen, dass sie nichts mehr trinken wolle. Überhaupt wäre es das Sicherste, wenn sie bis zu ihrem Abflug am Sonntag den Raum nicht mehr verließe. „Feigling“, schalt sie sich leise, holte den Kulturbeutel aus dem Gepäck und eilte ins Bad.
Sie betrachtete sich im Spiegel und fand, dass sie etwas
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