Romana Exklusiv 0225
Kapelle und einer winzigen Feuerwache vorbei. Letztlich führten alle Wege zu einem zentralen Gebäudekomplex, dem Mittelpunkt des Feriendorfes. Wie lange man für einen Weg brauchte, spielte keine Rolle. Sarah und Tori hatten sich inzwischen dem lässigen Rhythmus der Insel angepasst. Sarah hatte sogar ihre Armbanduhr im Koffer verstaut.
Beide fanden es berauschend, einmal ganz ohne Termine und Uhrzeiten im Kopf in den Tag hineinzuleben, die tropische Insel mit all ihren Annehmlichkeiten zu genießen. Statt der sportlicheren Variante – Schnorcheln, Tauchen oder Surfen – wollte Sarah momentan nur Ruhe und Entspannung.
Doch damit war es jäh vorbei, als sie und Tori an einem Teich mit Schildkröten vorbeikamen und einen schrillen Schrei hörten.
„Was war das? Von woher kam der Aufschrei?“, fragte Tori atemlos.
„Von da drüben.“ Schon hatte Sarah den Fußweg verlassen und schlug sich durch eine dichte Reihe von Hibiskusbüschen. „Ich meine, vom Minigolfplatz.“
Eine ältere Frau lag dort am Boden. Ihr Begleiter hielt ihre Hand.
„Marjorie! Geht es, Liebling …?“
„Hallo. Ich heiße Sarah und bin Krankenschwester. Kann ich helfen?“
„Sie ist gestürzt. Marjorie?“
„Es geht schon, Stanley. Mach keinen Aufstand.“ Die Frau versuchte mühsam, sich aufzurichten. „Hilf mir bitte, Stanley.“ Sie hielt beide Hände hoch, stieß aber erneut einen Schrei aus, als sie auf die Füße kam. „Mein Knöchel! Au!“
„Sie muss sich setzen“, ordnete Sarah an. „Hier.“ Sarah wandte sich um, um Tori zu bitten, ihr beim Abstützen der Frau behilflich zu sein. Doch zu Sarahs Überraschung war Tori fort. Sie musste sich auf die Suche nach Hilfe gemacht haben. Sofort drängte sich Sarah ein Verdacht auf, wessen Hilfe Tori wohl suchte.
Die über einem der Löcher des Minigolfplatzes befestigte große Schildkröte aus Beton bot eine ideale Sitzgelegenheit. Sarah stellte erfreut fest, dass Marjorie wieder eine rosige Gesichtsfarbe bekam.
„Verflucht!“, rief die Frau. „Ich bin in den offenen Sandalen zu schnell die Schräge dort hinuntergelaufen, da ist es passiert.“
„Sie war ganz aus dem Häuschen“, erklärte Stanley. „Weil sie gerade mit einem Schlag in das Loch unter der Schildkröte getroffen hatte.“
„Nicht schlecht für mein Alter, oder?“ Marjorie strahlte.
Sarah schmunzelte. „Wie alt sind Sie, Marjorie?“
„Siebenundsiebzig. Stanley ist erst achtundsechzig. Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben – liieren Sie sich nur mit einem jüngeren Mann.“
„Wir sind vor Kurzem erst getraut worden“, erklärte Stanley stolz. „Hier direkt am Strand.“
„Märchenhaft.“
„Märchenhaft, ja … bis eben.“ Marjorie stöhnte. „Ob der Fuß gebrochen ist …?“
Vorsichtig zog Sarah die Sandale mit dem hohen Korkabsatz von Marjories Fuß. „Können Sie mit den Zehen wackeln?“
Leuchtend lackierte Fußnägel bewegten sich etwas schwach.
„Versuchen Sie, den Fuß zu beugen.“
„Au!“, rief Marjorie. Dann probierte sie es noch einmal. „Na ja, es geht schon“, murmelte sie.
„Es sieht ganz nach einer Verstauchung aus“, urteilte Sarah. „Wir bräuchten Eis, eine Bandage und eine Unterlage, damit Sie das Bein hochlegen können. Mal sehen, wo meine Begleiterin bleibt.“ Sarah drehte sich um in Richtung Schildkrötenteich – und war wenig überrascht, als sie Tori herannahen sah … mit „Doktor Ben“ im Schlepptau. Noch immer war der Junge mit dem Angelgerät an seiner Seite, doch die übrigen Kinder waren verschwunden.
„Hallo zusammen“, rief Tori begeistert. „Das ist Ben Dawson. Er ist Arzt. War das nicht ein glücklicher Zufall, dass ich ihn erspähte, nachdem wir den Schrei gehört hatten?“
„Toll!“, rief Stanley.
„Darf ich vorstellen – Marjorie, Dr. Dawson.“ Sarah machte ein möglichst neutrales Gesicht. „Sie ist mit dem Fuß umgeknickt und hat sich den Knöchel verstaucht. Ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein.“
„Nennen Sie mich ruhig Ben.“ Seine dunklen Augen glitzerten, und er machte keinen Hehl daraus, dass er die Situation genoss. „Sie haben neulich hier geheiratet, Marjorie, nicht wahr?“
„Richtig, Doktor. Das Beste, das mir in den letzten Jahrzehnten widerfahren ist.“
„Ich habe die Trauung nur von Weitem gesehen“, sagte Ben. „Aber es war ein bezauberndes Kleid, das Sie da trugen.“ Er lächelte Stanley an. „Ihr weißer Anzug gefiel mir aber auch sehr gut. Perfekte Wahl für eine
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