Romana Exklusiv 0225
beiden Händchen eine Hand des Mannes fest umfasst hielt, vergrub sein Gesichtchen in seinen verwaschenen Shorts.
„Ich muss weiter“, sagte er. „Genießen Sie Ihre Urlaubstage!“
„Danke, das werden wir tun“, erwiderte Sarah höflich.
„Genießen auch Sie Ihre Ferien!“, rief Tori ihm hinterher.
Er wandte sich um und lachte. „Es gibt auch ein paar Leute auf der Insel, die nicht nur zum Vergnügen hier sind.“ Ein paar Schritte weiter drehte er sich noch einmal lächelnd um. „Ein hartes Los, in einer Urlaubsgegend arbeiten zu müssen“, sagte er ernst. „Aber na ja – irgendjemand muss die anfallenden Aufgaben schließlich erledigen.“
Das Wasser fühlte sich auf ihrer Haut an wie kühle Satinlaken in einer heißen Sommernacht. Träge, sanfte Wellen – die Brandung brach sich erst an den Felsen nahe dem Strand – trugen Sarahs ausgestreckten Körper; winzige Fische in leuchtend bunten Farben schossen wie Juwelen durchs kristallklare Nass.
„Einfach himmlisch.“ Sarah seufzte wohlig. „Sieben lange Tage wie im Paradies. Wie froh ich bin, dass du mich zu dieser Reise überredet hast, Tori.“
„Ich finde, wir sollten jetzt schauen, was es heute zum Mittagessen gibt.“
„Aber es ist doch erst elf. Das Restaurant hat noch gar nicht geöffnet.“
„Man kann jederzeit einen Snack bekommen. Ich habe einen Riesenkohldampf!“
„Lass dir von einem Einheimischen eine Kokosnuss vom Baum pflücken. Schau mal, da steht jemand neben unserem Domizil.“
Sarah deutete auf ihre nur einen Steinwurf vom Strand entfernt inmitten von Kokospalmen gelegene strohgedeckte Hütte. Von außen machte sie einen einfachen und urwüchsigen Eindruck, die Inneneinrichtung wirkte umso luxuriöser. Bei ihrer Ankunft hatte selbst ein ausgewachsener Gecko, der mit seinen haftenden Krallen an der Zimmerdecke hing, die beiden Frauen nicht abhalten können, zunächst das edle Mobiliar und die hochmoderne Technik zu bestaunen und sich über den zur Begrüßung hingestellten Korb mit Sekt und tropischen Früchten zu freuen.
Tori richtete sich im Wasser auf. Es floss an ihrem roten Bikini herunter, der ihre ansehnlichen Kurven bedeckte. Sie schüttelte den Kopf, sodass die Tropfen von ihrem blond gelockten Haar nur so flogen. „Ja, er kann uns vielleicht weiterhelfen.“
„ Bestimmt holt er dir eine Kokosnuss.“
„Nein, ich meine helfen, herauszufinden, wer der attraktive Unbekannte ist, der sagte, dass er nicht zum Vergnügen hier ist.“
„Was nur heißt, dass es sich nicht um einen Urlauber handelt – aber keineswegs, dass er auf der Insel zu Hause ist.“
„Vielleicht ist er ja auch vom Film und sucht nach geeigneten Drehorten.“
„Oder ein Schriftsteller, der in dieser Idylle sein neues Buch schreiben will.“
„Vielleicht gehört ihm sogar die ganze Ferienanlage!“ Bei dieser grandiosen Vorstellung machte Tori große Augen. Entschlossen watete sie durchs Wasser zum Strand, schnappte sich Handtuch und Sonnenbrille. „Ich werde es herausfinden“, verkündete sie. „Behalt den Strand im Auge!“
Schon nach wenigen Minuten war Tori wieder zurück, hüpfte aufgeregt durchs seichte Wasser und watete hastig weiter bis zu der Stelle, an der Sarah sich auf dem Rücken liegend vom Wasser tragen ließ.
„Er ist Arzt !“, vermeldete sie atemlos. „Sie nennen ihn hier ‚Doktor Ben‘. Gerade ist er unterwegs zum Hausbesuch bei einer hochschwangeren Dorfbewohnerin.“
„Hast du noch mehr herausbekommen?“
„Nein. Nur noch eine Frage konnte ich mir nicht verkneifen – ob es auch eine ‚Mrs Ben‘ gibt. Doch das verstand er wohl nicht recht, denn da sprach er von dieser Frau, die kurz vor der Entbindung steht“, sagte Tori stirnrunzelnd.
„Du solltest dir den Fuß verstauchen oder etwas in der Art. Und zwar genau dann, wenn ‚Doktor Ben‘ auf dem Rückweg wieder bei uns vorbeiläuft.“
Zuerst schien Tori diesen ironisch gemeinten Vorschlag ernsthaft zu erwägen, doch dann lachte sie.
„Das Restaurant aufzusuchen halte ich für eine bessere Idee. Von der dortigen Terrasse können wir die Boote beobachten. Aber womöglich kommt er sogar zum Mittagessen dorthin.“ Tori steuerte wieder hastig den Strand an. „Ich ziehe mich um und bringe meine Haare in Ordnung!“
Verlaufen konnten Sarah und Tori sich nicht. Unter den Palmen schlängelten sich schattige schmale Pfade zwischen den größeren strohgedeckten Hütten der Feriengäste und den kleineren des Personals hindurch, an einer
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