Romana Exklusiv 0225
geeinigt !“
„Das war, bevor dieser Mann dort aus dem Boot stieg.“
„Welcher Mann … und aus welchem Boot?“ Sarah stützte sich auf beide Ellbogen auf und reckte den Hals. Es war erst zehn Uhr und bereits so heiß, dass sie die Idee, ein Bad in dem türkisfarbenen Meer zu nehmen, sehr verlockend fand.
„Der wunderbarste Mann der Welt … da drüben – sieh nur !“
Der Bootsanleger des Feriendorfes auf den Fidschi-Inseln lag nur ein Stück weit vom Badestrand entfernt. Der Unbekannte, der eben aus dem schmalen Boot geklettert war, stand nun knöcheltief im Wasser. An seine Hände klammerten sich mehrere kleine Kinder fest.
„Er mag Kinder“, verkündete Tori hingerissen.
„Wahrscheinlich hat er ein halbes Dutzend. So wie Robert.“
„Robert hatte nur zwei.“
„Samt dazugehöriger Ehefrau. Auch wenn er es nie für nötig befand, dich darüber aufzuklären.“
„Ach ja …“ Tori seufzte. Dann schüttelte sie den Kopf. „Das liegt nun Monate zurück. Darüber bin ich hinweg.“ Sie grinste Sarah an. „Das Leben geht weiter.“
Toris Optimismus war ansteckend. Sarah lächelte zurück. Es stimmte, sie hatten beide in den vergangenen Monaten wenig zu lachen gehabt. Was also sprach dagegen, sich an einem gut aussehenden Mann zu ergötzen?
Beide beobachteten, wie der Fremde von einem der Kinder eine große Hibiskusblüte entgegennahm. Er schob den Stiel der leuchtend orangefarbenen Blüte durch sein dichtes schwarzes Haar und steckte ihn hinter seinem linken Ohr fest.
„Das linke Ohr“, hauchte Tori. „Das bedeutet auf den Fidschi-Inseln, er ist noch zu haben, oder?“
„Ich glaube, dieser Brauch betrifft nur Frauen“, hielt Sarah dagegen. „Und im Übrigen – der da ist kein Einheimischer.“
„Er scheint hier aber jeden zu kennen. Ich wüsste zu gern, wer er ist.“
„Sieht aus wie ein Pilot.“ Auch Sarah konnte den Blick kaum abwenden von der großen, schlanken, sonnengebräunten Gestalt in den ausgeblichenen uniformähnlichen Shorts und dem kurzärmligen, tropisch gemusterten Hemd. „Vielleicht steuert er eines von den Ausflugsbooten für die Touristen.“
„Dann lass uns einen Tagestrip buchen.“
„Wir sind erst gestern angekommen! Ich möchte mich an den Strand legen und Sonne tanken.“ Sarah drehte sich zur Seite, stützte sich auf einen Ellbogen auf und griff nach dem erfreulich dicken Taschenbuch, das sie neben ihrem Strandlaken abgelegt hatte. „Dabei viel lesen und, wenn es mir zu heiß wird, eine Runde schwimmen.“
Tori brummte missmutig vor sich hin. Auf einmal wurde ihre Stimme laut und schrill. „Er kommt den Strand entlang in unsere Richtung gelaufen! Hilfe!“
„Lächle einfach und klimpere mit den Wimpern“, riet Sarah ungerührt. „Damit hast du doch meistens den gewünschten Erfolg.“
Sarah gönnte es Tori von Herzen, jung, attraktiv und voller Lebensfreude zu sein. Toris optimistische Art hatte Sarah in den vergangenen trüben Monaten erheblich aufgebaut. „Wenn Mum vom Himmel herabschaut, möchte sie uns nicht unglücklich sehen“, hatte Tori oft gesagt.
Gelegentlich ließ Sarah sich sogar von Toris Unternehmungslust anstecken und verwöhnte sich selbst mit etwas Besonderem, wie etwa mit dieser Woche Winterurlaub auf einer Tropeninsel.
Sarah hoffte, eben nicht eifersüchtig geklungen zu haben. Oder wie eine bärbeißige ältere Schwester – aber auf Tori sollte sie doch ein wenig aufpassen, nach deren unseliger Beziehung zu Robert und dem Tod ihrer Mutter. Tori sollte sich auf dieser Reise amüsieren, doch eine womöglich aufreibende Geschichte mit einem Mann brauchte sie momentan überhaupt nicht.
„Guten Morgen, meine Damen. Wunderschöner Tag heute.“
So zu tun, als sei sie in ihre Lektüre vertieft, erschien Sarah zu unhöflich. Sie warf einen Blick über die Ränder ihrer Sonnenbrille … und sah nur wenige Schritte entfernt ihn in voller Pracht und Schönheit dastehen, die Kinder im Schlepptau.
„Ja, perfekt!“ Tori strahlte übers ganze Gesicht, und Sarah war klar, dass Tori damit nicht bloß das herrliche Wetter meinte.
„Gerade erst angekommen?“
„Gestern.“
„Gefällt es Ihnen?“
„Mit jedem Moment besser.“
Sarah überspielte ein verräterisches Zucken ihrer Lippen, indem sie einen etwas traurig ausschauenden Jungen mit einer Angelrute in der Hand anlächelte. „Bula.“
Ihr Gruß in der Inselsprache wurde im Chor von lachenden dunkelhäutigen Kindern erwidert, nur ein kleines Mädchen, das mit
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