ROMANA EXKLUSIV Band 0173
einen Sinn. Anna wollte ihm glauben und sich ihm ohne Zögern oder Vorbehalte anvertrauen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ließ sich nicht leugnen, und sosehr sie sich auch dagegen wehrte, ihn als ihren Ehemann zu akzeptieren, wusste sie doch tief in ihrem Herzen, dass er die Wahrheit sagte. Sie fühlte sich in seinen Armen sicher und geborgen, und das Verlangen, das sie dann durchströmte, verdrängte alle Zweifel.
Aber irgendetwas hielt sie zurück und hinderte sie daran, endgültig nachzugeben. Und bis sie die Gründe für ihr Misstrauen herausgefunden hatte, musste sie vorsichtig sein. „Und das ist wirklich alles?“, erkundigte sie sich.
„Das ist wirklich alles.“ Er fuhr sich ungeduldig mit den Fingern durchs Haar. „Es reicht, Anna. Wir sollten das Spiel beenden.“
Sie hob skeptisch die Brauen. „Ach ja? Dann verrate mir eines, Sebastian: Wenn wir uns wirklich geliebt haben – wie konnte ich dich dann vergessen?“ Dieses Problem beunruhigte sie am meisten. „Wie ist das möglich?“
Seine Augen funkelten hart wie Stahl. „Vielleicht hast du mich nie geliebt“, stellte er mit erschreckender Kälte fest. „Vielleicht ist es dir leichtgefallen, mich zu vergessen. Was immer die Gründe dafür sein mögen, wir werden sie herausfinden, darauf kannst du dich verlassen.“
„Und wie sollen wir das anfangen?“
„Indem wir nach Hause fahren, natürlich.“
Nach Hause. Die Worte hätten eigentlich einen tröstlichen Klang haben müssen, doch das war nicht der Fall. „Nach Hause? Wo ist das?“
„In der Karibik. Um genau zu sein, ist es eine kleine Insel namens Rochefort – starker Fels.“
„Rochefort“, wiederholte sie zögernd. „Das sagt mir gar nichts. Wann brechen wir auf?“
„Morgen. Obwohl die Ärzte keine weiteren Verletzungen bei dir diagnostiziert haben, raten sie von einem Flug ab. Wir werden also mit dem Boot fahren. Die Reise wird nicht ganz eine Woche dauern …“ Erneut zuckte er die Schultern. Dabei spannte sich sein Hemd über der breiten Brust und den stahlharten Muskeln. „Vier Tage, wenn sich das Wetter hält. Das gibt uns reichlich Gelegenheit, uns auszuruhen und Sonne zu tanken. Wer weiß, vielleicht kehrt bis zu unserer Ankunft dein Gedächtnis zurück.“
Unbehaglich schaute sie ihn an. „Und wenn es so ist?“
Er lächelte, doch seine Augen blieben kühl. „Dann wird deine Heimkehr etwas ganz Besonderes sein.“
Warum klangen seine Worte so drohend? Eine eiskalte Hand schien nach Annas Herz zu greifen. Verzweifelt suchte sie nach einer Alternative. „Können wir nicht hierbleiben?“
„In der Klinik? Du machst Witze.“
Sie vermutete, dass er sie absichtlich missverstand. „In Florida“, erklärte sie. „Zumindest für eine Weile. Und wenn ich mein Erinnerungsvermögen wiederhabe, können wir nach Hause fahren. Haben wir Verwandte hier, die mein Gedächtnis auffrischen könnten?“
Sebastian schüttelte den Kopf. „Das ist etwas, das wir beide gemeinsam haben. Keiner von uns hat Angehörige.“
„Aber …“
„Es hat keinen Sinn, länger in Florida zu bleiben“, unterbrach er sie. „Die Ärzte meinen, dass deine Chancen, dich wieder zu erinnern, zu Hause in gewohnter Umgebung und bei vertrauten Menschen am größten sind.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er nachdrücklich hinzufügte: „Ich nehme dich mit, ob du willst oder nicht.“
Ihr stockte der Atem, als vor ihrem geistigen Augen ein flüchtiges Bild auftauchte: die merkwürdige Halluzination, die sie im Hospital gehabt hatte. Sebastian stand an Bord eines Schiffes, der Wind zerzauste seine dichten schwarzen Locken. Er hielt ein Entermesser halb erhoben und schien zum Sprung gespannt. Am deutlichsten erinnerte sie sich jedoch an seinen Gesichtsausdruck: rücksichtslos, leidenschaftlich, kühn … bereit, jeder Herausforderung zu trotzen und jedes Hindernis zu überwinden.
Grenzenlose Hilflosigkeit erfasste sie. Wie jener Freibeuter vergangener Tage war er in ihr Leben gestürmt und wollte sie entführen. Sie hatte keine Rechte, keine Alternativen. Sie war seine Eroberung, und er beabsichtigte, sich zu nehmen, was er wollte.
Sie versuchte, all ihren Mut zusammenzuraffen. „Du nimmst mich mit, ob ich will oder nicht?“, fragte sie. „Ich glaube, du hast zu lange in der Karibik gelebt. Das klingt ja wie der Fluch eines Piraten.“
Zu ihrer großen Überraschung lächelte er. Seine Zähne leuchteten strahlend weiß aus dem gebräunten Gesicht. In diesem Moment sah er dem
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