ROMANA EXKLUSIV Band 0173
erträglicher. Wie gelähmt vor Entsetzen lag sie auf dem Bett, wo Robert eben noch neben ihr gelegen hatte.
Nach einer Weile raffte sie sich auf und humpelte ins Bad. Lange stand sie unter der Dusche. Nur schade, dachte sie dumpf, dass man sein Herz nicht genauso rein waschen kann …
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, zeigte sich am Himmel bereits das erste Licht des Morgengrauens. Die See lag glatt und ruhig da, ein zartrosa Streifen kündete das Aufgehen der Sonne an. Lange stand Marian am Fenster und blickte hinaus. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Schließlich drehte sie sich um und verließ den Raum.
Obwohl sie keinen Appetit hatte, zwang sie sich, wenigstens eine Scheibe Toast und eine Tasse Kaffee zu sich zu nehmen. Was soll’s, dachte sie zynisch, immerhin passiert es dir ja nicht zum ersten Mal. Warum akzeptierst du nicht endlich, dass du nur Pech mit Männern hast?
Oder lag der Fehler bei ihr, dass sie sich immer die falschen aussuchte? Tony Keeper war ihre erste Liebe gewesen, ein umschwärmter Playboy, nach dem alle Mädchen verrückt waren. Marian war verliebt in die Liebe gewesen, berauscht von einer ersten Kostprobe ihrer Leidenschaft. Als sie feststellte, dass er ihr untreu war, war eine Welt für sie zusammengebrochen, dennoch, und trotz seiner flehentlichen Bitten, hatte sie sich geweigert, ihn zu heiraten. Entweder hatte sie ihn nicht genug geliebt, um seinen Beteuerungen zu glauben, oder ihre Selbstachtung war stärker als ihre Liebe gewesen.
Bei Gerald war es anders gewesen. Natürlich hatte sie sich auch körperlich zu ihm hingezogen gefühlt, aber mehr noch hatte sie sein scheinbar so verlässliches, gütiges Wesen angesprochen. Hatte sie Gerald geliebt?
Nein, gestand sie sich jetzt ein, als sie in der Küche saß und durch das Fenster beobachtete, wie am Horizont strahlend die Sonne aufging und ein neuer Tag begann. Nein, sie hatte Gerald genauso benutzt wie er sie. Sie hatten sich gegenseitig belogen. Marian hatte ihn in dem Glauben geheiratet, seine zärtliche und rücksichtsvolle Liebe könne die Wunde heilen, die Tonys Treulosigkeit in ihrem Herzen hinterlassen hatte. Sie hatte sich eingeredet, was sie für Gerald empfinden würde, sei ein reiferes Gefühl, doch in Wirklichkeit war es eine Selbsttäuschung gewesen. Und Gerald, der ihr Liebe geschworen hatte, hatte sie tatsächlich nur begehrt. Als sie nicht mit ihm schlafen konnte, hatte er sich eine andere gesucht.
Vielleicht konnten Männer einfach nicht treu sein. Tony war von dem Bedürfnis getrieben worden, sich immer neu beweisen zu wollen, ein echter Don Juan. Marian hatte ihm sogar geglaubt, dass er sie liebte, und dennoch hatte er die Jagd nicht lassen können. Gerald war ihr treu gewesen, solange sie mit ihm geschlafen hatte; weiter war seine Loyalität ihr gegenüber nicht gegangen. Und Robert war ihr leidenschaftlicher Liebhaber gewesen, während die ganze Zeit in Neuseeland seine Frau auf ihn gewartet hatte.
Die Ärmste.
Marian barg das Gesicht in ihren Händen. Hinter ihren Schläfen pochte ein dumpfer Schmerz. Für einen Moment war die Versuchung groß, in Kummer und Selbstmitleid zu versinken. Eisern richtete sie sich auf, ergriff die Krücke und humpelte ins Atelier. Mit einige Mühe schleppte sie ihre Utensilien nach draußen auf den Rasen vor dem Haus und begann zu malen.
Es half, auch wenn sie es nicht wagte, die schmerzlichen Gefühle, die sie bewegten, in ihre Interpretation miteinfließen zu lassen. Sie waren zu tief, zu persönlich. So entstand ein weiteres gefälliges, heiteres Acryl-Gemälde, wie geschaffen dafür, in Auckland, Melbourne oder New York über den Kaminsims gehängt zu werden. Marian trug es ins Atelier, packte es mit drei anderen in eine Mappe und schickte Sina damit zu dem Souvenirladen im Hotel.
Asa war wie immer begeistert von ihren Werken und ließ es ihr durch Sam ausrichten, der mit dem Auto vorbeikam und Marian überredete, sich von ihm zum Mittagessen einladen zu lassen.
Der Speisesaal der Hotelanlage bot einen herrlichen Ausblick auf die Lagune. Doch Sam hatte keinen Blick für die landschaftlichen Schönheiten, sondern klagte Marian wieder einmal sein Leid über die neuesten Auseinandersetzungen mit seiner Exfrau. Marian, die ihm sonst gern ein mitfühlendes Ohr lieh, hatte genug mit ihrem eigenen Kummer zu tun. Zwar nickte sie höflich und flocht hin und wieder ein tröstliches Wort ein, aber insgeheim sehnte sie das Ende dieses Essens herbei.
Schließlich war
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