ROMANA EXKLUSIV Band 0173
Karibik gefangen.“ Sie warf einen kurzen Blick auf das imposante Schiff und erschauerte. „Du hast bestimmt ein Dutzend Männer an Bord. Ich bin sicher, sie werden auf mich aufpassen.“
„Meine Leute sind keine Wachhunde. Außerdem habe ich keine Lust, einen von ihnen zu feuern.“
„Zu feuern?“, wiederholte sie verwundert. „Was meinst du damit?“
Obwohl er seinen Griff verstärkte, strich er mit den Daumen zärtlich über ihren Nacken. „Falls irgendetwas schiefginge, würde ich den Verantwortlichen entlassen.“
Anna wurde blass. „Das ist doch nicht fair. Du würdest niemals …“
„Oh doch“, unterbrach er sie unerbittlich. „Und zwar ohne Rücksicht auf die Person. Ich werde dich keiner Gefahr aussetzen. Du hast kein Gedächtnis, kein Geld und bist aus unerfindlichen Gründen verzweifelt. Und verzweifelte Menschen neigen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen.“
„Du tust ja geradezu so, als wäre ich ein Kind“, protestierte sie.
„Solange du dein Erinnerungsvermögen nicht zurückhast, bist du genauso hilflos.“ Er zog sie an sich. „Ich weiß, ich verlange viel, Anna, aber du musst mir vertrauen. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich dir nie wehtun würde.“
„Warum sagst du mir dann nicht die Wahrheit?“, rief sie.
„Die Wahrheit ist etwas, das wir beide gemeinsam entdecken müssen. Komm mit mir, Liebes“, drängte er sanft. „Hör auf, mit mir darüber zu streiten. Es strengt dich nur unnötig an, wenn du dich gegen das Unvermeidliche sträubst.“
„Gegen das Unvermeidliche sträuben? Du meinst, weil ich mich dagegen wehre, von einem Piraten entführt zu werden?“
„Entführt?“ Er lachte leise. „Würden wir in einem anderen Jahrhundert leben, hättest du vermutlich recht. Ich würde dich auf meinen Schoner schleppen und mit dir zu meiner tropischen Insel segeln.“
„Hast du das nicht jetzt auch vor?“
„Spricht da die Romantikerin aus dir? Soll ich deine Fantasie ein bisschen anregen?“
„Nein!“
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auf seine Arme genommen. Mit katzenhafter Geschmeidigkeit sprang er ins Boot und setzte sie auf den Platz neben dem Ruder. Anna war völlig perplex. Ihr Herz raste, ihr Körper glühte, und ihre Sinne waren so lebendig wie nie zuvor. Jedes Detail des kurzen Moments in seinen Armen hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt.
„Betrachte dich als meine Gefangene“, erklärte er ihr mit einem jungenhaften Lächeln.
Groß und imponierend stand er vor ihr und schien ganz in seinem Element zu sein. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Sein schwarzes Haar leuchtete in der strahlenden Sonne, und seine Augen funkelten so silbrig wie die kleinen Fische, die unter der Oberfläche des tiefblauen Wassers hin- und herschossen. Plötzlich wurde ihr klar, dass er auf See gehörte. Er war genauso unberechenbar wie das Meer, so stark und unerbittlich zu jedem, der dumm genug war, ihn zu unterschätzen.
Der Motor des Rennbootes sprang an, und langsam entfernten sie sich vom Steg. Während sie sich der Yacht näherten, schaute Anna zurück zur Küste.
„Sieh nicht zurück“, befahl Sebastian. „Dort hält dich nichts. Es ist Zeit, vorwärtszuschauen.“
„Ich weiß nicht, ob ich das will“, gestand sie zögernd.
Ihre Blicke trafen sich. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie, so etwas wie Mitgefühl darin zu lesen, doch sogleich hatte er sich wieder in der Gewalt. „Du hast keine andere Wahl, meine Liebe. Es gibt für uns nur diese Richtung.“
4. KAPITEL
Zu ihrer Verwunderung verliebte Anna sich auf Anhieb in die Yacht. Die gelungene Kombination aus altem Holz und moderner Eleganz bezauberte sie. Sebastian nahm sie zu einer kurzen Besichtigungstour mit, bevor er sie mit der Bitte, ihm bald an Deck zu folgen, in der erstaunlich geräumigen Suite allein ließ. Nachdem sie sich ein wenig frisch gemacht hatte, warf sie einen besorgten Blick auf das breite Doppelbett. Wollte er ihr auf diese Weise zeigen, dass sie die Suite teilen würden – und das Bett? Nun, er würde seinen Irrtum schon bald bemerken. Solange ihr Gedächtnis nicht zurückgekehrt war, beabsichtigte sie nicht, ihm irgendwelche Intimitäten zu gestatten. Egal wie schwer es ihr auch fallen mochte, sie würde einen Weg finden, ihn auf Distanz zu halten.
Als sie an Deck kam, spürte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sebastian blickte düster auf ein Blatt Papier – vermutlich irgendeine Nachricht – und sprach leise mit dem
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