ROMANA EXKLUSIV Band 0178
ausdruckslos. Der Señor war … woanders.“
„Ich verstehe.“ Es war gelogen. Sie verstand überhaupt nichts. Da war noch etwas, und Alfonso verschwieg es ihr.
„Der Señor …“ Alfonso zuckte die Schultern. „… es war verheerend für ihn. Aber diese Dinge geschehen. Das Leben ist so.“ Offensichtlich hatte er nicht die Absicht, noch ein weiteres Wort zu sagen. Er warf ihr einen langen letzten Blick zu und verschwand wieder im Haus. Laura sank auf die Kissen der Hängematte zurück und runzelte die Stirn.
„Das wird immer seltsamer.“ Ihr Blick schweifte über die prächtige Umgebung. Eines war sicher. Sie passte überhaupt nicht hierher. Und Alfonsos Verhalten hatte das Gefühl von Unbehaglichkeit, das sie seit drei Tagen empfand, nur verstärkt.
Es hatte kaum einen Moment gegeben, in dem sie nicht an Franciscos dunkles Gesicht, an seinen großen, schlanken Körper denken musste. Nie zuvor hatte sie so für einen Mann empfunden, und das erschreckte sie. Sie musste bald fort von hier.
Es war gefährlich, dass sie sich körperlich zu Francisco de Vega hingezogen fühlte. Er hielt sie für jung und töricht. Doch sie war nicht so jung oder töricht, dass sie seine sinnliche Erfahrung nicht bemerkt hätte, als er sie mit Zärtlichkeiten überschüttete. Die wenigen Minuten in seinen Armen hatten ihr verraten, dass unter dem kalten, ernsten Äußeren ein Feuer loderte.
Sobald er zurückgekehrt war und sie sich bei ihm bedankt hatte, würde sie gehen. Irgendwie würde sie trotz ihres Knöchels zurechtkommen. Sie würde nicht zulassen, dass er noch mehr für sie tat. Plötzlich waren Francisco, das Geheimnis, das sie in diesem Haus spürte, Alfonsos Feindseligkeit und die überwältigende Umgebung einfach zu viel für sie. Sie wollte nach Hause.
4. KAPITEL
Zuerst hörte Laura Franciscos tiefe, volle und unverwechselbare Stimme, als er mit jemandem im Hause sprach. Und dann trat er durch die Doppeltür auf die Veranda hinaus, wo sie saß und die warme Dämmerung vor dem Abendessen genoss. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie kaum hörte, was er zur Begrüßung sagte. Irgendetwas aber musste sie erwidert haben. Dann saß er plötzlich neben ihr, streckte seine langen Beine aus, seufzte müde und wandte sich ihr zu. „Wie geht es meinem verirrten Lamm?“, fragte er spöttisch.
Laura hatte Mühe, beherrscht zu bleiben und kühl zu sprechen. Es gelang ihr sogar, sich zu einem kleinen Lächeln zu zwingen, als sie ihm in die Augen schaute. „Mit dem Knöchel geht es viel besser“, sagte sie ruhig. „Wie war Ihre Reise?“
„Anstrengend.“ Benita kam aus dem Haus geeilt. Sie trug ein Tablett mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern und stellte sie vor ihnen auf einem niedrigen Tisch ab. Francisco bedankte sich mit einem Lächeln. Benita errötete darauf und eilte noch schneller zurück ins Haus, als sie gekommen war.
„Sie hat großen Respekt vor Ihnen.“ Laura sprach aus, was sie dachte, ohne vorher zu überlegen.
„Sí.“ Das klang sehr befriedigt. „Sie kann ein bisschen launisch sein. Deshalb muss sie Disziplin lernen. Sie weiß, dass ich widerspenstiges Verhalten nicht dulde.“
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Laura hatte nicht gemerkt, dass sie ihn wütend anschaute. Als jetzt seine träge Stimme in ihre Gedanken drang, sah sie, dass er sie belustigt anschaute. „Haben Sie etwas gegen Beherrschung und Zurückhaltung?“
„Bei der Ausbildung von Hunden nicht.“ So zerbrechlich Laura auch wirken mochte – einer Herausforderung hatte sie sich immer gestellt.
„Ah, ich verstehe.“ Er beugte sich vor und füllte zwei Gläser mit perlendem weißen Wein. Erst als er Laura ihr Glas gereicht hatte, sprach er wieder. „Finden Sie vielleicht, ich sei zu autoritär oder zu hart?“
„Erwarten Sie wirklich von mir eine Antwort darauf?“, fragte sie ernst. „Oder ist das eine jener Fragen, auf die es nur eine bestimmte Antwort gibt?“
Er schaute sie lange stumm und so eindringlich an, dass die Welt ringsum zu versinken schien. Dann überraschte er sie völlig, indem er sichtlich entspannt auflachte. „Ich hatte recht, was Sie betrifft, Infanta“, murmelte er ruhig. Gleich darauf zog er sie an sich und küsste sie heiß und atemberaubend süß. „Der Mann, der die schlummernde Schönheit weckt, wird alle Hände voll zu tun haben.“
Obwohl der Kuss nur einen Moment gedauert hatte, spürte sie seine Wärme noch Minuten später. Laura hasste das Verlangen, das er so beiläufig in
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