ROMANA EXKLUSIV Band 0178
waren sehr freundlich. Doch da sie kaum Englisch sprachen und Laura kein Wort Spanisch verstand, fiel eine Kommunikation schwer. Dennoch plauderten die beiden am dritten Tag freier mit ihr, und sie erfuhr ein wenig mehr über den Herrn von Silveria, wie das große Anwesen genannt wurde.
Den Morgen hatte Laura mit der Erkundung des Hauses und der näheren Umgebung verbracht. Durch die Krücken, mit denen sie jetzt ganz gut umgehen konnte, hatte sie Bewegungsfreiheit. Nach einem leichten Mittagessen war sie in einer der Hängematten auf der Veranda eingeschlafen. Als Benita Laura gegen vier mit einem Glas eisgekühlter Limonade weckte, bat Laura sie, sich zu ihr zu setzen. Das kleine Dienstmädchen bedankte sich lächelnd.
„Es ist wundervoll, hier zu leben“, sagte Laura ruhig, während sie ihre Blicke über die schattige Veranda wandern ließ, die durch ihr Holzdach und die Rankpflanzen vor der sengenden Sonne Schutz bot. „Wie lange arbeiten Sie schon hier?“
„So viele Jahre, Señorita.“ Benita hielt acht Finger hoch. „Aber Teresa, sie ist hier geboren. Alfonso ist ihr Vater.“
„Wirklich?“ Laura dachte über den mürrisch wirkenden Alfonso und die freundliche Teresa nach, konnte aber keine Familienähnlichkeit feststellen, so sehr sie sich auch bemühte.
„Ich kam, als Teresas Mutter starb. Um zu helfen.“ Laura nickte, um zu zeigen, dass sie verstand. „Eine traurige Zeit.“ Benita schüttelte langsam den Kopf. „Der Señor … wir alle waren in Sorge um ihn.“
„Sie haben sich um ihn gesorgt, weil Teresas Mutter starb?“, fragte Laura überrascht.
„Nein, nein.“ Benita schüttelte wieder den Kopf. „Alle starben.“
„Wer?“ Laura merkte, dass ihr das Gespräch rasch entglitt.
„Die Mutter des Señor , sein Bruder, sie alle.“
„Du redest zu viel, Benita.“ Als die kalte Stimme sie unterbrach, drehte Laura rasch ihren Kopf. Sie sah Alfonso im Türrahmen. Sein Gesicht war düster. Offensichtlich hatte er ihre Unterhaltung verfolgt und missbilligte sie. Der Verweis auf Englisch hatte sich auf sie bezogen, wie sie vermutete. Benita errötete und verschwand augenblicklich. Als Alfonso ihr folgen wollte, sprach Laura ihn zögernd an.
„Alfonso?“
Er drehte sich wieder zu ihr um. Seine braunen Augen waren verschleiert. „Sí, Señorita?“
„Was meinte sie damit, dass alle starben? Wer starb und wie?“
„Das darf ich nicht sagen, Señorita.“ Das alte Gesicht war ausdruckslos, doch es war offensichtlich, dass er ihre Frage zudringlich fand.
„Bitte, Alfonso“, sagte sie rasch, als er sich wieder abwandte. „Ich bin nicht neugierig, sondern ich möchte verstehen …“ Fast hätte sie Franciscos Namen hinzugefügt, gesagt, dass sie ihn verstehen wolle, aber das unterdrückte sie noch rechtzeitig.
Alfonso schaute sie forschend an, als wolle er ihre Gedanken lesen. „Er hat genug Leid ertragen müssen, Señorita “, sagte er nach einer Weile ruhig. „Ich möchte nicht, dass er noch mehr verletzt wird.“
„Dessen bin ich mir sicher.“ Sie hielt abrupt inne. Sie verstand kein Wort von all dem. „Aber ich könnte vielleicht helfen …“
„Nein, Señorita !“ Alfonso ging ein paar Schritte auf sie zu. Ablehnung zeigte sich in seinem Gesicht. Und dann, als ob er sich plötzlich seiner Stellung erinnerte, trat er wieder zurück. Seine Augen waren düster. „Es wäre am besten zu gehen. Gehen Sie jetzt, Señorita. Ich habe Geld. Ich kann Ihnen helfen.“
„Ich kann nicht einfach fortgehen.“ Entsetzt starrte sie in das Gesicht des alten Mannes und bemerkte die echte Verzweiflung in seinen braunen Augen. „Wenn Sie vielleicht erklären könnten …?“
Er starrte sie wieder einen langen Augenblick an, seufzte dann ärgerlich, murmelte verhalten einen Satz, der wohl besser in die weniger feinen Stadtteile von Madrid gepasst hätte, kam näher zu ihr und begann rasch mit schwerem Akzent zu erklären. „Es gab einen Unfall, zwei Jahre nach dem Tod von Señor Rodrigo, dem Vater des Señor . Señor Franciscos Mutter, sein Bruder und seine Familie und viele Diener starben. Das ist alles.“
„Das ist alles?“ Sie starrte ihn entsetzt an. „Wo passierte das? Was passierte?“ Alfonsos Frau war bei diesem Unfall ums Leben gekommen. Wie konnte er da sagen, das sei alles?
„Auf der Familienyacht. Eine Explosion.“ Die braunen Augen blickten beunruhigend feindselig.
„Und Francisco war nicht dort?“
Er wandte den Blick ab. „Nein.“ Das Wort war
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