ROMANA EXKLUSIV Band 0178
sechster Sinn, der stärker als Rache und Vergeltung war, dass Francisco wieder nur eine Maske aufgesetzt hatte. Er verletzte. Warum und wieso wusste sie nicht. Aber er verletzte sie, und zwar betont grausam. So sehr, dass ihr Wunsch nach einem Gegenschlag schmolz. Plötzlich hatte sie das Verlangen, ihn zu trösten. Und die Heftigkeit dieses Wunsches erschreckte sie mehr als alles, was vorangegangen war.
„Ich dachte mir, dass ich Sie hier finden würde.“
Als Laura von einer englischen Zeitschrift aufblickte, lächelte sie zurückhaltend. Die letzten Tage seit Franciscos Rückkehr waren eine Lehre darin gewesen, wie ein Mensch seine Gefühle verbergen kann. Es gefiel ihr nicht. Sie verachtete sich sogar ein wenig dafür, dass sie den einfacheren Weg ging. Doch als er an dem Morgen nach seiner Rückkehr mit einem höflichen Nicken in das große Frühstückszimmer getreten war und sich nach ihrer Gesundheit erkundigt hatte, hatte Laura das Gefühl gehabt, als sei eine gewaltige Katastrophe abgewendet worden. Es war ihr einfacher erschienen, so zu tun, als sei sie ein ganz normaler Gast des Hauses, der hier nur einen kurzen Urlaub verbrachte.
„Es ist einfach wundervoll.“
„Ja, das ist es.“ Er setzte sich neben sie auf eine der gepolsterten Liegen neben dem riesigen nierenförmigen Swimmingpool. Offensichtlich wollte er schwimmen. Sein muskulöser Körper wirkte atemberaubend in der schwarzen Badehose, und Laura hatte Mühe, ihn nicht anzustarren.
„Mein Vater hat den Pool für meine Mutter bauen lassen, als sie hierherzog“, fuhr Francisco ruhig fort. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. „Er wusste, dass es wichtig war, die Umgebung so harmonisch wie möglich zu gestalten. Meine Mutter liebte alles Schöne.“
Laura schaute sich um und betrachtete die Gärten. Sie sah die Mandel-, Orangen- und Zitronenbäume und die dazwischen gepflanzten purpurnen und rosafarbenen Bougainvilleasträucher, die intensiv leuchtenden Geranien und Pelargonien. Sie atmete den Duft von Stechginster, Lavendel und Thymian ein. Der strahlend blaue Himmel darüber und die üppigen Farben der Vegetation, die durch weiße Steinmauern und die tiefroten Fliesen verstärkt wurden, vereinten sich zu einem atemberaubenden Ganzen. „Sie muss in diesen Garten hier verliebt gewesen sein“, sagte sie langsam.
„Ja, das war sie.“ Er erhob sich abrupt. „Wollen Sie schwimmen?“
„Ich war schon im Wasser.“ Sie schaute ihm entschlossen in die Augen. Sein fast nackter Körper war zu nah.
„Es ist bedauerlich, dass es ihr nicht vergönnt war, ihre Enkel an langen Sommertagen am Beckenrand spielen zu sehen“, sagte er gelassen. Es klang, als sei die vorangegangene Unterhaltung überhaupt nicht unterbrochen gewesen.
„Ja …“ In seinem stolzen Gesicht war eine Strenge, die sie davor warnte, das zu erwähnen, was Alfonso ihr über den schrecklichen Unfall erzählt hatte, dem seine Familie zum Opfer gefallen war. Sie überlegte angestrengt, was sie darauf antworten könnte, ohne dass es unnatürlich klang. „Mein Bruder litt sehr, als meine Eltern starben. Seine Kinder waren damals noch ganz klein. Die Zwillingsmädchen waren gerade drei Monate und die beiden Jungen noch keine drei Jahre alt. Er litt besonders darunter, dass meine Mutter ihr Heranwachsen nicht mehr erleben durfte. Sie liebte Kinder.“
Ihre Stimme schien ihn von einer langen, düsteren Reise zurückzuholen. Als er sie wieder anschaute, war sie erleichtert, dass seine Gesichtszüge sich ein wenig entspannt hatten. „Ja.“ Er nickte abwesend und seine Miene wurde wieder verschlossen. „Das Leben ist ein grausames Spiel.“
Unvermittelt erhob er sich und sprang ins Wasser. Laura sank in die weichen Kissen zurück. In ihrem Kopf drehte sich alles. Da war noch immer etwas, das sie überhaupt nicht verstand. Etwas, von dem Alfonso wusste, das er ihr aber nicht sagen wollte. Ein eisiger Schauder überlief sie. Und dieser Gesichtsausdruck war … erschreckend gewesen.
„Was macht der Knöchel?“ Francisco lächelte, als er sich aus dem Pool hochstemmte. Winzige Wassertröpfchen funkelten wie Diamanten auf seiner gebräunten Haut.
„Schon viel besser.“ Sie schaute auf ihren Fuß, der wieder ganz normal aussah. „Nur manchmal sticht es noch. Sie hatten recht, als Sie sagten, die Heilung könne zwei oder drei Wochen dauern.“
„Dann wird es Zeit für die Ausflüge, die ich Ihnen versprochen habe.“ Er
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