ROMANA EXKLUSIV Band 0178
ging mit der Grazie eines Raubtieres zu der Liege, und Laura zwang sich, keine Reaktion zu zeigen, als er sich auf die warmen Kissen sinken ließ. „Was möchten Sie zuerst? Kultur oder Meer und Sand?“
Laura zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln. „Oh, ich glaube, Meer und Sand.“
„Schön, dann fahren wir gleich morgen früh los, sí ?“
5. KAPITEL
„Ich dachte, wir hätten eine Verabredung?“ Eine leichte Berührung an ihrem Arm riss Laura aus tiefem Schlaf. Schlaftrunken öffnete sie die Augen und merkte, dass sie das Kissen, auf das sie ihren Kopf gepresst hatte, jetzt genauso umarmte, wie sie als Kind ihren Teddybär umarmt hatte. Francisco stand neben ihr und schaute ernst. Sein Gesicht wurde sofort weicher, als sie sich entschuldigte.
„Es tut mir leid …“ Sie ließ das Kissen, wo es war. Das elegante Seidennachthemd, ausgeliehen von seiner Schwester, schien ihr plötzlich schrecklich durchsichtig zu sein. „Ich habe wohl nichts gehört, als Benita mich weckte. Ich habe schlecht geschlafen – also, mein Knöchel …“, erklärte sie rasch, als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte.
„Tut er weh?“ Augenblicklich war er wieder Arzt. „Soll ich ihn untersuchen?“
„Nein!“ Ihre Reaktion war mehr instinktiv als höflich.
„Sie sehen wundervoll aus.“ Er schien nicht bemerkt zu haben, dass er gesprochen hatte. Laura schaute gebannt zu ihm auf, als er sich neben sie setzte. „Einfach lächerlich wundervoll.“ Das plötzliche Gefühl von Heiterkeit schwand ebenso schnell, wie es gekommen war, als er sofort wieder aufstand. „Zehn Minuten, Miss Wilson. Andernfalls komme ich und ziehe Sie persönlich an.“ Er ging mit einem knappen Lächeln.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, dauerte es ein paar Sekunden, bevor sie aus dem Bett sprang. Sie duschte blitzschnell und ließ ihr Haar an der Luft trocknen, während sie sich ankleidete. Sie zog weiße Leggings und ein ärmelloses Top an und verließ das Zimmer genau neun Minuten, nachdem er es betreten hatte.
Er wartete im Frühstückszimmer auf sie, las Zeitung und hatte eine Tasse schwarzen Kaffees vor sich stehen. „Sehr hübsch.“ Er musterte sie abschätzend. „Aber heute Morgen sehen Sie wie fünfzehn aus. Die Leute werden denken, dass ich – wie soll ich’s ausdrücken – mich an Kindern vergreife.“ In seinen Augen war eine Dunkelheit, die sie nicht ergründen konnte. Er wirkte verschlossen.
„Ist es wichtig, was die Leute sagen?“, fragte sie belustigt.
„Oh, ich vergaß, dass Sie Studentin sind.“ Er lächelte. „Leben und leben lassen ist ein Vorrecht der Jugend, sí ?“
Er versuchte, Distanz zwischen sie zu bringen. Das spürte Laura. Er versuchte eine Barriere zu errichten. Plötzlich rebellierte alles in ihr. „Ich bin keine Studentin“, sagte sie entschlossen, während sie sich setzte und ihn direkt anschaute. „Falls Sie sich erinnern: Ich habe mein Studium abgeschlossen und sorge seit Jahren für mich selbst. Ich war immer der Auffassung, dass Alter eine Einstellungssache ist und nicht von biologischen Tatsachen abhängt. Nach dem Tod von Mum und Dad bin ich sehr früh erwachsen geworden. Ich kann nichts dafür, dass ich jünger aussehe, als ich es bin. Das ist Familientradition.“ Sie sah ihn unverwandt an. „Und ich habe auch nicht die Absicht, mich dafür bei Ihnen zu entschuldigen.“
Er starrte sie lange an und lächelte dann entwaffnend. „Das habe ich keine Sekunde bezweifelt.“ Er nickte. „Und Sie haben völlig recht damit, eine so ungalante Bemerkung zurückzuweisen. Ich gebe meinen Fehler zu.“ Teresa trat in das Zimmer und stellte warme Croissants auf den schon üppig gedeckten Tisch. „Und langsam wird mir bewusst, dass in diesem zerbrechlichen Äußeren ein Herz aus purem Stahl schlägt.“
„Das habe ich nicht behauptet.“ Unwillkürlich errötete sie. „Aber ich bin keine dieser einfältigen, hilflosen Frauen, die vor jeder Kleinigkeit davonlaufen.“
„Natürlich nicht“, stimmte er ernst zu. „Glauben Sie mir, das sehe ich!“
„Ja, dann …“ Um ihre Verwirrung zu verbergen, bediente sie sich und merkte dann, dass sie zu viel auf ihren Teller getan hatte.
„Sie sind heute Morgen hungrig, Infanta?“, lächelte Francisco glatt. „Einen solch gesunden Appetit kann ich nur bewundern.“
Laura verstand die Anspielung wohl und merkte, dass sie nur eines tun konnte, wenn sie ihr Gesicht nicht verlieren wollte. Sie würde alles essen, was auf
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