ROMANA EXKLUSIV Band 0178
zerklüftete Berge bildeten einen eindrucksvollen Hintergrund. Als er den Wagen kurz vor dem gleißendweißen Strand zum Stehen brachte, sah sie auf einem Hang, nicht weit entfernt, eine im traditionellen Stil erbaute weiße Villa.
„Es ist …“ Sie fand keine Worte, um dieses Paradies zu beschreiben. „Es ist …“
„Unbequem“, vollendete Francisco ihren Satz trocken. Er wies mit einer Handbewegung darauf hin, dass die Straße zu Ende war. „Das letzte Stück Weg müssen wir auf Schusters Rappen zurücklegen, von dem Sie sprachen. Damit hätten Sie nicht gerechnet? Nehmen Sie bitte meine Hand. Wir wollen nicht, dass es noch einen Unfall gibt.“
Seine Hand, die sich um die ihre schloss, war warm. Für einen Moment verspürte sie den verrückten Drang, sich ihm in die Arme zu werfen. Dieses Gefühl hatte sie in jüngster Zeit mehr als einmal gehabt. Als sie schweigend zur Villa spazierten, schalt Laura sich innerlich.
„Ein traumhafter Ort.“ Als sie sich der Holzveranda näherten, die sich über die ganze Vorderseite des Hauses hinzog, tat sie, als müsse sie sich bücken, um den weichen Sand aus ihren Schuhen zu schütteln. Sie musste etwas tun, um den körperlichen Kontakt zu unterbrechen, der sie erschaudern ließ. „Wie lange gehört Ihnen das schon?“, fragte sie bemüht beiläufig.
„Mein Großvater hat es vor über achtzig Jahren bauen lassen“, sagte Francisco. Er lehnte sich an einen der hölzernen Stützbalken. „Drinnen ist es fast unverändert geblieben, ganz einfach im alten Bauernstil eingerichtet. Rosa und Josef, das Hausmeisterpaar, leben ständig hier. Und das schon seit ihrer Heirat vor fast vierzig Jahren.“
„Oh.“ Sie trat barfuß zu ihm auf die Veranda. „Sie kommen nur gelegentlich her?“
„Normalerweise, ja.“ Er schaute an ihr vorbei auf das endlose Meer und den Himmel. „Es gab eine Zeit, vor acht Jahren, da habe ich sechs Monate hier verbracht. Ich war … unpässlich.“
„Oh, das tut mir leid.“ Lauras Gedanken überschlugen sich, während sie sich bemühte ruhig zu sprechen. Das musste etwa die Zeit gewesen sein, als er seine Familie verloren hatte. „In der Seeluft erholt der Körper sich am besten, nicht wahr?“ Obwohl ihr Herz von tiefem Mitleid für ihn erfüllt war, versuchte sie, nicht zu verraten, dass sie etwas wusste. Er musste völlig vernichtet gewesen sein.
„Es war keine körperliche Krankheit“, sagte er kurz. Sein knapper Tonfall verriet, dass die Unterhaltung beendet war. „Kommen Sie. Ich mache Sie mit Rosa und Josef bekannt. Sie sind ein wenig schwerhörig, aber sonst noch sehr rüstig.“ Sein Lächeln war gezwungen.
Die beiden Spanier erwiesen sich als liebe alte Seelen. Sie behandelten Francisco mit einer Herzlichkeit, die offensichtlich echt war, und hatten nichts von der steifen Förmlichkeit an sich, mit der Alfonso seinen Herrn behandelte. Laura fand es zwar lächerlich, doch es war schmerzhaft zu sehen, wie Francisco Rosa umarmte und ihre faltige Wange küsste. Herzlichkeit und Zärtlichkeit war in seinen schwarzen Augen und sein Gesicht offen und entspannt. „Hier ist der versprochene Besuch.“ Er zog Laura an seine Seite und schob sie auf die beiden zu. „Laura, das sind Rosa und Josef.“
Laura entging der rasche Blick nicht, den Rosa Francisco zuwarf. Im nächsten Moment wurde sie jedoch schon von der rundlichen, nach Lavendel duftenden Spanierin in die Arme geschlossen.
„Es ist lange her, dass der Señor jemanden zu Besuch hergebracht hat“, sagte Rosa leise in gebrochenem Englisch. „Viel, viel zu lange. Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Señorita Laura.“ Kurz überkam Laura ein sehr seltsames Gefühl. Es war der instinktive Verdacht, dass die herzliche Begrüßung weit mehr bedeutete, als die höflichen Worte besagten. Wütend auf sich selbst, verdrängte sie diesen Gedanken sofort.
„Danke.“ Sie lächelte freundlich. „Es ist wundervoll hier.“
Das war es tatsächlich. Farbenprächtige Hängepflanzen, die eine ganze Wand einnahmen, waren da in Hülle und Fülle. Sie gelangten in einen riesigen, von Sonnenlicht durchfluteten Raum mit Blick auf das Meer. An den weiß gestrichenen Wänden hingen zarte Aquarelle, und das honigfarbene Mobiliar intensivierte den Eindruck von Wärme und Helligkeit.
Während Francisco ihr das Haus zeigte, sah Laura, dass jedes Zimmer anders und interessant eingerichtet war. Anregende Farben, kombiniert mit den eleganten Möbeln, vermittelten einen
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