ROMANA EXKLUSIV Band 0179
Abend war Diana gezeugt worden, ihre Tochter, die neun Monate später zur Welt kam, ohne dass Richard Savage etwas davon wusste oder sich auch nur dafür interessierte. Dass Jons Vater gleichzeitig auch Dianas Vater war, erschien Helen beinahe unfassbar. Kein Wunder, dass sie sich immer gefragt hatte, an wen Jon sie erinnerte. An Diana natürlich, schließlich waren die beiden Stiefgeschwister.
Helen seufzte tief. Dann wickelte sie die Enden des Badehandtuchs, das sie nach der Dusche wie einen Sarong um ihren schlanken Körper geschlungen hatte, enger um sich und bewunderte erneut die herrliche Aussicht. Die Sonne versank auf den Bermudas sehr viel schneller als in England, und die ersten Sterne tauchten bereits an dem mit Silberstreifen durchzogenen Horizont auf. Trotzdem war es nicht kalt. Die Luft war mild und verführerisch und strich ihr über die Haut, als wolle sie sie daran erinnern, dass sie auf der Insel ihren Urlaub verbrachte.
Aber wie kann ich mich hier entspannen?, fragte Helen sich hilflos. Bis jetzt hatte sie eine Unterhaltung mit Richard Savage vermeiden können. Aber wie lange würde sie ihm noch ausweichen können? Er würde sicherlich die Frau näher kennenlernen wollen, die sein Sohn mit nach Hause gebracht hatte. Er würde alles über sie wissen wollen, und nachdem sie Victoria bereits von ihrer Tochter erzählt hatte, würde er vermutlich schon bald von Diana erfahren. Und was wäre, wenn er dann zwei und zwei zusammenzählte? Würde er am Ende etwa versuchen, ihr Diana wegzunehmen? Große Güte, sie hätte nicht hierherkommen sollen! Es war ein schrecklicher Fehler gewesen.
Damals, als sie Richard in London kennengelernt hatte, hatte Helen nicht gewusst, dass er ein einflussreicher Mann war. Allein der Gedanke, dass er seine Beziehungen ausnutzen könnte, um ihr Diana wegzunehmen, versetzte sie in Schrecken. Verzweifelt versuchte Helen, ihre Panik zu unterdrücken. Gleichzeitig schalt sie sich eine Närrin, dass sie sich Probleme ausmalte, die noch keine waren. Es war unwahrscheinlich, dass Richard sich an sie erinnerte. Ich muss mich zusammenreißen, sagte sie sich. Wenn ich einen klaren Kopf behalte, werde ich von Richard nichts zu befürchten haben.
Inzwischen war es schon reichlich spät. Helen ging zurück ins Schlafzimmer und knipste die Nachttischlampe an. Die zunehmende Dunkelheit draußen hatte ihr plötzlich Angst gemacht. Sie benötigte Licht und Sicherheit und die Vertrautheit ihrer persönlichen Sachen um sich herum.
Wie gern würde sie jetzt Diana anrufen, aber in England war es bereits weit nach Mitternacht. Außerdem würde ihre Tochter sicher eine Menge neugierige Fragen stellen. Was könnte sie ihr darauf antworten? Ach, übrigens, Diana, ich habe heute zufällig deinen Vater wiedergetroffen. Jon und ich wohnen sogar bei ihm. Ist das nicht nett?
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie nur noch knapp eine halbe Stunde Zeit hatte, um zu den anderen hinunterzugehen. Jon hatte ihr erklärt, dass das Abendessen üblicherweise um halb neun Uhr serviert wurde. Am liebsten hätte Helen weiterhin Kopfschmerzen vorgetäuscht, aber dadurch würde sie die unangenehme Konfrontation mit Richard nur vor sich herschieben.
Sie setzte sich auf das Bett, das so groß war, dass es ihre Londoner Wohnung ausgefüllt hätte. In diesen Raum passte es jedoch sehr gut, und sie musste zugeben, dass die Zimmer, die man ihr zugewiesen hatte, sehr gemütlich waren. Das Schlafzimmer allein war schon sehr beeindruckend, aber zu der Gästesuite gehörte noch ein Wohnzimmer mit weich gepolsterten Stühlen und einem hübschen Schreibtisch, auf dem sogar Briefpapier bereitlag. Der Boden war mit einem wollweißen Teppich ausgelegt, in dem Helen beim Barfußgehen fast versank. Das Badezimmer war mit Marmorfliesen in einem leichten Grauton und einer feinen cremefarbenen Maserung gekachelt. Obwohl die Einrichtung wirklich sehr geschmackvoll wirkte, war es nicht die Art Unterkunft, die Helen erwartet hatte, als Jon sie in sein Elternhaus eingeladen hatte.
Helen beschloss, endlich ihren Koffer auszupacken und sich zu überlegen, was sie heute Abend anziehen sollte. Glücklicherweise hatte sie auf den Rat ihrer Mutter gehört und mehrere knitterfreie Kleider eingepackt, die sie tagsüber und am Abend tragen konnte. Normalerweise bevorzugte sie lässige, sportliche Kleidung wie lange Hosen, Leggings, weite Pullover oder lose fallende Hemden. Natürlich wären Leggings für dieses Klima nicht geeignet,
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