ROMANA EXKLUSIV Band 0179
– das hatte sie doch schon gesagt.
Hugh verlor schon wieder, und zu Natashas Erleichterung kam Lord Neville herüber und zog ihn zu einem der Blackjacktische. Darlene hing noch immer wie eine Klette an seinem Arm.
Natasha war erleichtert, nachdem er gegangen war, und wollte vorerst nicht mehr an ihn denken. In ihrer Pause achtete sie peinlich darauf, dass er sich nicht in der Nähe des Tanzparketts aufhielt, bevor sie darüberging, auf die Tür zu, die zur Hintertreppe führte, und sich in das Familienapartment in den obersten Stock hinaufschlich.
Sie war überrascht, Lester dort anzutreffen. Er kniete im selten benutzten Wohnzimmer auf dem Boden neben dem Privattresor. Rasch schloss er ihn, als sie hereinkam, und schwang den Teil des Bücherregals zurück, der ihn verborgen hielt. „Nun, heute Abend dürfte das Geschäft ziemlich gut laufen“, erklärte er fröhlich.
Natasha zog fragend die Brauen hoch.
„Unser Mr. Hugh Garratt glaubt anscheinend, er könnte Poker spielen“, sagte Lester und blätterte ein dickes Bündel Banknoten durch. „Ich habe mich von ihm dazu überreden lassen, dass er sich an unserem Spiel beteiligt.“
„Poker? Ich glaube nicht, dass du mit ihm Poker spielen solltest, Lester“, warnte sie ihn.
Ihr Stiefvater lachte. „Warum nicht? Wenn er so dumm ist, sich mit mir an einen Tisch zu setzen, warum sollte ich ihn dann nicht schröpfen? Ich werde dem Trottel eine Lektion erteilen.“
Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, was es sie überhaupt anging – ob Lester oder Hugh sein Geld verlor. „Ich denke, du wirst feststellen, dass du ihn unterschätzt hast“, sagte sie. „Am Ende bist du der Geschröpfte.“
Lester grinste höhnisch. „Hältst du mich für blöd? Ich habe ihn während der letzten Tage genau beobachtet. Er ist ein Freund von diesem willensschwachen Aristokraten Neville – und was sagt dir das?“
„Nicht viel“, antwortete sie trocken. „Er mag sein Freund sein, aber das heißt nicht, dass er auch ein Freund von Nevilles Clique ist.“
„Er hat’s dir wohl angetan, wie?“, fragte er, und seine Stimme troff vor Sarkasmus. „Das ist ja ganz was Neues – ich hab dich immer für ein eiskaltes Biest gehalten. Schade, dass du nicht ein bisschen mehr Verstand hast, als auf einen Armleuchter wie ihn hereinzufallen. Am besten, du verabschiedest dich möglichst bald von ihm. Ich bezweifle, dass er noch sehr lange hierbleiben wird, wenn ich erst mal mit ihm fertig bin. Er kann von Glück reden, wenn er auf einem Bananendampfer wieder nach Hause kommt!“
„Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, erwiderte sie. „Wenigstens wird es dein eigenes Geld sein, das du verlierst.“
„Natürlich ist es das!“ Bildete sie es sich nur ein, oder war seine Antwort ein bisschen zu schnell gekommen, ein bisschen zu empört? „Ich habe es nicht nötig, das Kasinogeld anzurühren.“
Natasha hatte eigentlich keinen Grund, ihm nicht zu glauben – obwohl sie nicht wusste, wie er zu seinem Vermögen gekommen war. Natürlich bezog er als ihr Treuhänder und Manager des Kasinos einen Teil der Einnahmen, doch sie war nicht sicher, ob das genügte, seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren – die teuren italienischen Anzüge und handgeschneiderten Seidenhemden, mit denen sein Kleiderschrank vollgestopft war, die erstklassigen Havannazigarren, die er so gern rauchte, den Privatjet, den er regelmäßig charterte, um eben schnell mal nach Miami zu fliegen, wann immer er Lust dazu verspürte.
Er hatte hin und wieder angedeutet, das Geld stamme aus seinen clever eingefädelten Geschäftsbeziehungen, aber das glaubte sie nicht so recht. Soweit sie von alten Bekannten ihrer Großmutter gehört hatte, war er eine ziemliche Lachnummer in der Geschäftswelt der Insel. Sie hatte mehr oder weniger vermutet, dass die Gewinne aus seinem Pokerspiel sein Einkommen aufgestockt hatten – er war ein ganz guter Spieler, wie sie zugeben musste, und sein wöchentliches Pokerspiel war eine tolle Attraktion, die Profis und Amateure gleichermaßen anzog. So auch Hugh Garratt.
„Du kannst ja kommen und zusehen, wenn du willst“, sagte Lester und steckte das Bündel Banknoten in seine Jackentasche. „Aber komm nicht zu spät, sonst verpasst du die Sensation.“ Er lachte leise in sich hinein, straffte stolz die Schultern und ging hinunter.
3. KAPITEL
Es war kurz nach Mitternacht, der Kasinobetrieb lief auf Hochtouren, die Luft war heiß und stickig und blau vom
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