ROMANA EXKLUSIV Band 0179
Zigarettenqualm. Die Besucher scharten sich um die Roulettetische, alle Blackjacktische waren besetzt, und an jedem Spielautomat in der Halle blinkten die bunten Lichter.
Natasha gab wieder die Karten am Blackjacktisch, aber von Zeit zu Zeit hörte sie Berichte über den Verlauf des Pokerspiels, das im Kartenzimmer am Ende des Kasinogebäudes stattfand. Acht Spieler hatten sich um zehn Uhr versammelt, aber schon zwei waren ausgeschieden, und wenn Señor Santos nicht bald eine Glückssträhne hatte, würde auch er nicht mehr lange dabei sein.
„Lester spielt heute wieder gut“, bemerkte jemand.
„Mag sein. Aber ich glaube, der Engländer schätzt ihn richtig ein. Sie analysieren sich noch gegenseitig, doch er ist im Vorteil – denn niemand kennt sein Spiel.“
„Ja, aber er kennt das der anderen auch nicht. Könnte interessant werden.“
Natasha hörte zu, sagte jedoch nichts. Poker bestand im Wesentlichen darin, den Tisch zu kontrollieren, den Gegner richtig einzuschätzen, seine Taktik zu durchschauen, ohne die eigene preiszugeben. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie Hugh Garratts Taktik richtig deutete. War er ein Dummkopf, der im Begriff stand, sein letztes Hemd zu verlieren, wovon Lester überzeugt war? Oder war er sehr, sehr clever?
Aber diese Gedanken blieben hinter ihrem kühlen Lächeln verborgen, während sie Karten gab und Chips einzog. So vergingen die Stunden, und keiner zählte sie.
Schließlich lichtete sich die Menge etwas. Natasha sah auf die Uhr und gab dem Chef das Zeichen, dass sie ihren Tisch schließen würde, ordnete die Chips und brachte sie zurück zur Kasse, wo die Kassierer mit Schecks und Banknoten beschäftigt waren. Still und ernst zählten sie die Scheine mit flinken Fingern, wobei sie nur selten, wenn überhaupt, einen Fehler machten.
Ein Blick durch den Saal überzeugte sie davon, dass alles in Ordnung war und sie hier nicht mehr gebraucht wurde. Schließlich zog die Neugierde sie in den Kartenraum.
Darin gab es eine niedrige Galerie, sodass Zuschauer das Spiel verfolgen konnten, ohne die Spieler zu stören und ohne in das Spiel eingreifen zu können. Dahinter führten drei mit Perlenvorhängen versehene Torbögen in den Hauptspielsaal. Schon hatte sich ein Publikum eingefunden, das leise und aufmerksam das Geschehen am Tisch verfolgte.
Hugh wirkte völlig entspannt – seine Jacke hing über der Stuhllehne, er hatte sich die Krawatte gelockert, den Hemdkragen geöffnet und die Ärmel hochgekrempelt. An seinem Handgelenk blitzte eine schmale Golduhr. Wieder hatte er ein Whiskyglas neben sich stehen, doch diesmal tat er erst gar nicht so, als würde er daraus trinken.
Er schien ihren Blick zu spüren und sah sie an. Er wusste, dass sie wusste, was bisher niemand sonst erraten hatte.
Es war halb drei Uhr morgens, aber hier drinnen, wie auch im übrigen Teil des Kasinos, spielte die Zeit keine Rolle – Tag und Nacht waren ausgeschlossen durch die schweren dunkelgrünen Damastvorhänge, die alle Fenster bedeckten. Als jedoch Señor Santos seine Karten mit einem Seufzer der Enttäuschung auf den Tisch warf und sich erhob, blickte Lord Neville auf seine Uhr.
„Nun, ich weiß nicht, wie es mit euch steht, Jungs, aber ich würde mir gern ein bisschen die Beine vertreten“, sagte er. „Wie wär’s mit einer Pause?“
Scheich al-Khalid drückte seinen schwarzen Zigarillo aus und sah auf seine mit Diamanten geschmückte Goldarmbanduhr. „Ich brauche auch ein wenig frische Luft. Sagen wir, in zwanzig Minuten?“
Es folgte allgemeine Zustimmung, und auf ein Nicken Lesters hin öffnete der Manager des Kartenraums das Gehäuse der kunstvollen Messinguhr an der Wand. „Das Spiel wird um drei Uhr fortgesetzt“, verkündete er feierlich.
Innerhalb weniger Minuten hatte der Aufbruch von Spielern und Zuschauern nur noch Natasha und Hugh im Raum zurückgelassen.
Der Manager des Kartensaals ging diskret um die Tische herum und leerte die Aschenbecher. Hugh hatte sich noch nicht gerührt. Natasha beobachtete ihn und runzelte leicht die Stirn. Er schien nicht empfindsam zu sein – für die verqualmte Luft, die vorgerückte Stunde, ein Hungergefühl oder das Bedürfnis, sich die Beine zu vertreten.
„Willst du keine Pause machen?“, fragte sie ihn. „Es ist heiß hier drinnen.“
Lächelnd sah er sie an. „Das ist es wohl.“
„Es sind nur noch fünfzehn Minuten, bis das Spiel wieder beginnt“, erinnerte sie ihn. „Wenn du zu spät zurückkommst, giltst du als
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