ROMANA EXKLUSIV Band 0179
hatte er vor – dessen war sie ganz sicher. Nur ein Trottel würde an einem Tisch mit Doppel-Zero auf die doppelte Einsatzsumme als Gewinn setzen. Aber was genau er vorhatte, das hatte sie noch nicht herausgefunden.
Er blieb ungefähr eine halbe Stunde und verlor einige tausend Dollar bei gefährlich guter Laune, mit der er alle in seinem Umfeld zum Lachen brachte. Das zog andere an, die sehen wollten, was so lustig war, und im Nu wurde der Tisch zum attraktiven Mittelpunkt des gesamten Salons.
„Dieses Mal muss es Rot sein!“, behauptete er und trank einen weiteren kräftigen Schluck aus dem Whiskyglas, das er betont auffällig herumschwenkte. Doch Natasha hatte bemerkt, dass der Pegel ziemlich gleich zu bleiben schien, wie viel er angeblich auch daraus trank. „Schwarz kann unmöglich fünf Mal in Folge gewinnen!“
Darlene war wieder da, heftete sich wie eine Klette an ihn und klimperte ihm mit ihren falschen Augenwimpern zu. „Nun, wenn Sie auf Rot setzen, gewinne ich auf Schwarz“, meinte sie kichernd. „Macht es Ihnen denn gar nichts aus, all das viele Geld zu verlieren?“
„Oh, man darf nur nicht aufgeben und muss auf sein Glück warten, bis es kommt“, sagte er vergnügt. „Es wird jetzt jeden Augenblick passieren.“
„Nun, so lange will ich den Atem nicht anhalten.“
„Herzloses Frauenzimmer.“ Er legte ihr den Arm um die Taille und lächelte frech. „Warten Sie’s ab, gleich gibt’s den großen Knüller!“
„Ihre letzten Einsätze, bitte!“ Natasha erschrak über ihre schneidende Stimme. „Danke, Ladies und Gentlemen“, fügte sie sanfter hinzu und lächelte kühl. „Ihre letzten Einsätze, bitte.“
Lester war herübergekommen, neugierig, was die ganze Aufregung verursachte, und beobachtete nun beifällig, wie Hugh einen Stapel Jetons sorglos auf das rote Karo setzte.
Es war nicht einmal ein richtiger Einsatz, bei dem die doppelte Einsatzsumme als Gewinn ausgezahlt wurde. Denn zusammen mit dem amerikanischen Rouletterad hatte Lester auch die amerikanischen Regeln eingeführt. Und das bedeutete: Wenn die Drehung bei der Null der Doppel-Null stoppte, verlor der Spieler den gesamten Einsatz, anstatt wie beim englischen System die Hälfte wiederzubekommen.
Natasha hatte lautstark gegen diese Einführung protestiert, da das Haus mit den Roulettetischen bereits genug Gewinn machte, wie sie fand. Aber, wie Lester betont hatte, schienen die Spieler den Unterschied meist gar nicht zu bemerken.
Hugh schien sich auf keinen Fall darum zu kümmern. Scheinbar halb betrunken, lachte er viel zu laut und hatte Darlene zwanglos den Arm um die Schultern gelegt, so als brauchte er sie, um sich auf sie zu stützen. „Nun komm schon, Glücksfee“, sagte er in der Rolle des leichtsinnigen Spielers aus einem billigen, drittklassigen Film. „Schenk mir heute Abend nur einmal dein süßes Lächeln.“
Natasha tat ihr Bestes, ihn nicht zu beachten. Wenn er zu denen gehörte, die auf Darlenes groß zur Schau gestellten Charme abfuhren, dann war sie auch nicht im Entferntesten an ihm interessiert.
Nicht dass sie überhaupt an ihm interessiert wäre. Für sie bedeutete jeder Mann, der das Kasino betrat, Ärger. Keine vernünftige Frau würde sich mit einem Spieler einlassen – nicht einmal mit einem, der gewann.
Dann aber begegnete sie über den Tisch hinweg dem Blick seiner grauen Augen, und das Glitzern darin hatte absolut nichts mit Alkohol zu tun. Ihr Herz klopfte schneller. Sie hatte recht – er täuschte etwas vor.
War sie denn die einzige Person am Tisch, die das Theater durchschaute? Anscheinend ja – jeder lachte und hatte seinen Spaß. Aber warum machte er das? Am Vorabend hatte sie sich gefragt, ob er mit einem Partner zusammenarbeite und die gesamte Aufmerksamkeit auf sich lenke, während der andere an einem der übrigen Tische seinen Betrügereien nachging. Sie hatte die Überwachungsvideos sorgfältig daraufhin überprüft, aber nichts entdecken können. Also, was für ein Spiel trieb er?
Er hatte ihren Blick viel länger festgehalten, als sie beabsichtigt hatte, und sie fühlte, wie eine seltsame Wärme sie durchströmte. Die Erinnerung an seinen Kuss tauchte auf, an die Berührung seiner kräftigen und doch zärtlichen Hand, die ihre Brust liebkost hatte … Sie atmete tief ein, um ihren Herzschlag zu beruhigen, und warf ihm einen eisigen Blick zu, der die meisten Männer in ihre Schranken verwiesen hätte.
„Ihre letzten Einsätze bitte, Ladies und Gentlemen.“ Verdammt
Weitere Kostenlose Bücher