ROMANA EXKLUSIV BAND 231
dem Wandbrett ein brauner Glasbehälter auf, dessen Etikett in großen Buchstaben verkündete, es handele sich beim Inhalt um Vitamintabletten.
Joelle goss gerade den Tee auf, da klingelte das Telefon. Sie entschuldigte sich und ging ins Wohnzimmer, um den Anruf anzunehmen, obwohl es in der Küche einen Nebenanschluss gab. Das Privatleben war Joelle anscheinend heilig. Jedenfalls beabsichtigte sie offensichtlich nicht, ihn, Gabriel, daran teilhaben zu lassen.
Da er nichts anderes zu tun hatte, ging er zur Spüle und musterte das Etikett der Vitaminpillen auf dem Bord genauer.
Im Wohnzimmer sprach Joelle. Es klang, als würde sie Anweisungen erhalten und notieren. „Morgen in einer Woche um halb drei. Der monatliche Termin, ich weiß. Danke.“ Sie legte auf.
Stirnrunzelnd nahm Gabriel den Glasbehälter und las die handgeschriebenen Anweisungen darauf. Das Wort „Pränatal“ in großen roten Buchstaben stach besonders hervor. Außerdem war auf dem Etikett vermerkt, dass die Tabletten Joelle Ames ärztlich verschrieben worden waren. Gabriel stockte der Atem.
Die Verschreibung konnte nur eins bedeuten: Joelle war schwanger.
Auf dem Bord waren auch einige Broschüren, wie sie in Arztpraxen zum Mitnehmen bereitliegen, und alle befassten sich mit Schwangerschaft. Gabriel blätterte sie kurz durch und legte sie zurück. Die Vitaminpillen behielt er allerdings in der Hand. Sein Herz pochte mittlerweile wie rasend.
Joelle hätte ihm in Mexiko doch bestimmt gesagt, dass sie schwanger sei. Vielleicht waren die Pillen nicht für sie, sondern eine Freundin, die bei ihr wohnte?
Nicht, wenn Joelles Name auf dem Etikett steht, du Dummkopf, sagte eine innere Stimme ihm.
Verdammt, warum fällt es mir so schwer, es zu glauben? fragte Gabriel sich. Nur weil er einige nette Tage und eine Nacht der Leidenschaft mit Joelle verbracht hatte? Er kannte sie doch nicht wirklich, ja, im Grund wusste er gar nichts über sie, und das wurde ihm von Minute zu Minute deutlicher bewusst.
Der Gedanke, dass sie mit ihm geschlafen hatte, obwohl sie schwanger war, machte ihm irgendwie schwer zu schaffen.
Sie hätte es ihm sagen müssen. Und wo, zur Hölle noch mal, war der Vater des Babys? Nicht dass es mich etwas angeht, sagte Gabriel sich und hatte dennoch das Gefühl, es gehe ihn sehr wohl etwas an. War er nur ein Seitensprung gewesen? Oder hatte Joelle sich über die Enttäuschung mit einem anderen Mann hinwegtrösten wollen?
Und von dem anderen bekam sie ein Baby!
Ein unerträglicher Gedanke.
Bevor Gabriel die Tabletten zurückstellen konnte, kam Joelle in die Küche zurück und ertappte ihn mit dem Glasbehälter in der Hand.
„Was erlaubst du dir, Lafleur?“, fragte Joelle mühsam beherrscht. Sie eilte zu ihm und nahm ihm wütend die Pillen weg. „Du hast meine Privatsphäre jetzt lang genug verletzt. Es wird höchste Zeit, dass du gehst.“
Ihr Verhalten machte ihn nur noch neugieriger und ließ sein seltsam argwöhnisches Gefühl erneut aufflammen. Was war denn so schlimm daran, wenn er wusste, dass sie schwanger war?
Unzählige Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf, und er wollte endlich eine Antwort. Er hatte nicht die weite Reise gemacht, nur um sich jetzt einfach umzudrehen und zu verschwinden, bevor er sich Klarheit verschafft hatte.
„Wer ist der Vater?“, fragte Gabriel.
Ohne zu antworten, stellte Joelle mit bebenden Fingern die Pillen auf das Bord zurück.
„Ich fragte, wer der Vater ist“, wiederholte er.
„Das geht dich nichts an!“, rief sie scharf. „Und jetzt geh bitte.“
Sein Herz pochte weiterhin wie wild. Seine Frau hatte keine Kinder gewollt, er schon. Er wünschte sich einen Erben für seinen Besitz. Immer noch. Wie aber sollte er zu einem Kind kommen, wenn er auf keinen Fall jemals wieder zu heiraten gedachte? Dieses Problem hatte ihm schon manche schlaflose Nacht bereitet, eine Lösung hatte er natürlich noch nicht gefunden.
Und ausgerechnet Joelle, die Frau, die ihm seit der einen gemeinsamen Nacht nicht mehr aus dem Kopf ging, war schwanger. Das war bitter. Natürlich waren die Chancen äußerst gering, dass sie sein Kind erwartete, aber er musste es genau wissen.
„Sag mir nur, wie er heißt“, forderte Gabriel sie auf und stemmte die Hände in die Hüften.
Sichtlich erschüttert schüttelte sie den Kopf. „Das hätte keinen Sinn. Er und ich gehen bereits unserer eigenen Wege. Und, wie schon gesagt, es geht dich nichts an, Gabriel.“
„Verstehe“, antwortete er, nach wie vor
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