ROMANA EXKLUSIV BAND 231
fest entschlossen, der Ursache für sein seltsames Unbehagen auf den Grund zu gehen. Deshalb beachtete er Joelles Bemerkung nicht. „Weiß er von dem Baby?“
Joelle seufzte. „Mittlerweile ja.“
„Und?“
„Und was?“
„Übernimmt er die volle Verantwortung?“
„Er macht sich nichts aus mir – oder dem Baby. Und das ist gut so.“
Fassungslos sah Gabriel sie an. „Wie konntest du mit so einem Kerl ins Bett gehen?“
„Wahrscheinlich war ich einfach strohdumm“, antwortete sie bedrückt.
„Hast du ihn geliebt?“
„Nein.“ Nun blickte sie ihn endlich direkt an. Es wirkte, als wolle sie dem Gesagten Nachdruck verleihen.
„Und wer hat wen sitzen gelassen?“, bohrte Gabriel weiter.
„Soll das ein hochnotpeinliches Verhör sein?“ Joelle atmete tief durch. Anscheinend hatte sie sich damit abgefunden, dass sie seine Fragen würde beantworten müssen, wenn sie ihn loswerden wollte. „Es geschah in beiderseitigem Einvernehmen.“
„Ziemlich hart für dich.“
Mit bebenden Fingern nahm sie endlich den Teebeutel aus der Tasse.
Offensichtlich hat Joelle den Kerl sehr gern gehabt, dachte Gabriel.
„Es hätte mit uns nicht geklappt“, bemerkte sie. „Das wusste ich von Anfang an – und er auch.“
„Du hast also beschlossen, dein Baby allein zu erziehen?“
„Richtig.“
„Ganz ohne Vater?“
„Ebenfalls richtig, Lafleur. Ich bin ohne Mutter aufgewachsen und habe es überlebt.“
„Ja, aber hat es dir gefallen?“, fragte Gabriel.
Joelle zögerte kurz. „Nein, nicht besonders, aber …“ Sie sprach nicht weiter.
„Aber was?“ Er würde so lange nachhaken, bis er Antworten erhielt. Richtige Antworten, keine ausweichenden.
Anscheinend wollte Joelle noch immer keinen Ehemann, und das verstand er gut, denn er wollte ja auch keine Ehefrau. Die Gründe waren allerdings sehr unterschiedlich: Er war von seiner untreuen Frau zu tief verletzt worden, Joelle wollte unbedingt Karriere machen – offensichtlich immer noch, auch wenn die unerwartete Schwangerschaft ihre Zukunftspläne bestimmt durcheinandergebracht hatte.
Joelle verschränkte die Arme vor der Brust. „Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe, Lafleur.“
Das ist mir klar, gab Gabriel im Stillen zu. Aber es war einfach eine Schande, dass das Baby dem zukünftigen Vater, laut Joelle, völlig gleichgültig war! Es ging über seine Vorstellungskraft, wie ein Mann sich seiner Verantwortung einfach kalt lächelnd entziehen konnte. Kein Wunder, dass es in der Welt drunter und drüber ging, wenn jeder nur Spaß haben, aber nicht die Konsequenzen tragen wollte.
Ihn, Gabriel, hatte man anders erzogen. Wenn Joelle sein Baby erwarten würde, wäre er bereit, die Verantwortung zu tragen. Egal, wie viel es ihn kostete. Alles im Leben hatte seinen Preis! Aber da, wo er herkam, hatte ein Mann keine andere Wahl, als das einzig Richtige zu tun.
Joelle seufzte wieder und ging zur Tür. „Ich bin in weniger als einer Stunde verabredet und noch nicht mal angezogen. Tut mir leid, Gabriel, aber du musst jetzt wirklich gehen.“
Er bezweifelte, dass sie eine Verabredung hatte, aber ihm war bewusst, dass er seinen Besuch schon viel zu lange ausgedehnt hatte. Es war tatsächlich Zeit, Joelle zu verlassen. Fürs Erste, jedenfalls.
„Darf ich dich denn für heute Abend zum Essen einladen?“, fragte er.
„Ich habe schon andere Pläne“, erwiderte sie kurz angebunden.
Das bezweifelte er ebenfalls. Er konnte sich jedoch, wenn es nötig war, in Geduld üben – eine Zeit lang.
„Und zum Mittagessen morgen?“
„Nein, ich kann nicht.“
„Verstehe. In dem Fall bleibe ich vielleicht länger in der Stadt, als ich ursprünglich geplant hatte. Am besten rufe ich dich demnächst an. Vielleicht hast du dann ein bisschen mehr Zeit für mich.“
„Das bezweifle ich“, erwiderte Joelle.
Gabriel lächelte vielsagend, um sie wissen zu lassen, dass er sie durchschaute.
„Was willst du von mir?“, fragte sie unvermittelt.
„Genau genommen eigentlich nichts. Ich möchte nur dieses Unbehagen loswerden, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich dachte, wenn ich dich besuche und mit dir rede, würde es mir das Gefühl austreiben, aber es hat nicht funktioniert.“
Wieder einmal strich sie sich mit der Zungenspitze über die verführerischen Lippen.
Ein erregendes Prickeln überlief Gabriel. Joelle war wirklich sehr begehrenswert.
„Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“ Sie zuckte die Schultern. „Leider kann ich es
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