ROMANA EXKLUSIV BAND 231
drückend geworden zu sein. Schließlich schaffte sie es, zu Gabriel zu gehen. Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte Joelle die Stufen hinauf. Sie war sich jedes einzelnen Atemzugs, den er machte, überdeutlich bewusst.
Schließlich gelangten sie zu einer offenen Tür, und Joelle sah drinnen ihr Gepäck auf dem Bett liegen. „Das ist ab jetzt dein Zimmer“, informierte Gabriel sie. „Meines ist am anderen Ende der Diele, das Bad gleich daneben.“ Er wies auf die entsprechenden Türen. „Lass mich wissen, wenn du noch etwas brauchst.“
Ich könnte dich brauchen, dachte sie und ermahnte sich sofort, nicht so albern zu sein. Das war ja lächerlich! Anscheinend spielten ihre Hormone verrückt. Sie war doch eine erwachsene, selbstständige Frau, unabhängig in jedem Bereich, auf den es ankam. Sie brauchte Gabriel nicht. Sie brauchte niemand.
Joelle ging in ihr Zimmer und wandte sich Gabriel zu. „Würde es dich zu lange wach halten, wenn ich jetzt noch dusche?“
Er fuhr sich durchs Haar und sah irgendwie nervös aus. „Nein, überhaupt nicht.“
Aus einem ihr unbekannten Grund war auch sie nervös. Warum machte sich plötzlich diese lächerliche Verlegenheit breit?
„Ganz bestimmt nicht?“, hakte Joelle zögernd nach, und völlig unvermittelt schien ihr Herz einen Schlag lang auszusetzen.
„Ich bin mir völlig sicher“, bekräftigte Gabriel mit seltsam rauer Stimme und räusperte sich. „Wie schon gesagt“, fügte er hinzu und trat einige Schritte zurück, „gib mir Bescheid, wenn du noch etwas benötigst.“
„Ja, danke“, erwiderte sie und gestand sich ein, dass sie es kaum erwarten konnte, die Tür zu schließen. Ein erregendes Prickeln überlief Joelle, genau wie in jener Nacht in Mexiko, und sie hoffte, zugleich mit Gabriel auch ihre Empfindungen auszusperren.
„Gute Nacht“, sagte sie und hielt unwillkürlich den Atem an.
Gabriel nickte. „Schlaf gut!“ Er ging hinaus.
Sofort schloss sie die Tür und lehnte sich, erleichtert seufzend, dagegen.
Dann ging sie zu ihrem Gepäck und beschloss, vorerst nur das Nötigste aus dem Koffer zu nehmen: ein Nachthemd, den Bademantel und was sie zum Duschen und Zähneputzen brauchte.
Sie verließ ihr Zimmer und versuchte, möglichst leise zum Bad zu gehen, aber wie so häufig in alten Häusern knarrten die Bodendielen bei jedem Schritt. Joelle schnitt ein Gesicht. Als sie nur noch einen Meter vom Bad entfernt war, wurde die Tür von Gabriels Zimmer geöffnet, und er kam in die Diele. Er trug eine blau gestreifte Pyjamahose und ein weißes T-Shirt, seine Füße waren nackt.
Wie gelähmt blieb Joelle stehen. „Willst du auch ins Bad?“
„Nein“, antwortete er und musterte die Sachen, die sie in der Hand hielt. Das Nachthemd war zuoberst, ein kurzes hellrosa Seidenhemd mit einem Oberteil aus Spitze. Da sie jetzt schwanger war, würde sie es nicht mehr lange tragen können.
Und heute Nacht werde ich darin vermutlich unglaublich frieren, aber das ist mir egal, dachte sie.
Gabriel wandte den Blick nicht von dem Hemd. „Willst du das heute Nacht anziehen?“
Sie presste die Sachen an sich. „Ja, eigentlich hatte ich das vor.“
„Dann bringe ich dir besser noch ein, zwei Decken“, meinte er und sah ihr in die Augen, wobei ihr ganz warm wurde. „Ich habe zwar Zentralheizung einbauen lassen, aber diese alten Häuser können ganz schön zugig sein. Vor allem nachts.“ Er lächelte jungenhaft. „In dem Ding da wirst du dir den … Arm abfrieren.
„Ich hoffe nicht.“ Joelle errötete, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
Gabriel deutete mit dem Kopf zum Bad. „Geh du jetzt duschen, ich seh mal nach, ob du noch Decken brauchst.“
Schweigend ging sie ins Bad und schloss die Tür, die sich nicht zusperren ließ, da das Schloss kaputt war. So viel zur Wahrung der Privatsphäre, dachte Joelle und versuchte es nochmals, nur für den Fall, dass sie aus lauter Nervosität den Schlüssel nicht richtig herumgedreht hatte. Das Schloss war und blieb jedoch kaputt. Verdammtes Ding!
Natürlich musste sie sich nicht einschließen, denn nur sie und Gabriel benutzten das Bad im oberen Stockwerk, und Gabriel wusste ja, dass sie jetzt hier drin war. Er würde sich nicht ins Bad trauen. Morgen würde sie ihm aber sagen, er müsse ein neues Schloss anbringen.
Joelle drehte die Wasserhähne an der Dusche auf, dann öffnete sie einen Schrank, in dem sie den Wäschevorrat vermutete. Tatsächlich fand sie säuberlich gefaltete Stapel
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