ROMANA EXKLUSIV BAND 231
die junge Dame aus Kalifornien, richtig?“
„Ja, Ma’am, die bin ich“, antwortete Joelle höflich, obwohl sie nicht das Gefühl hatte, gute Manieren würden ihr hier weiterhelfen. Sadie erinnerte sie an ihren Vater: Auch die Haushälterin wirkte wie ein Feldwebel, und sie, Joelle, fühlte sich unglücklicherweise wie ein mickriger Rekrut. „Gabriel und ich haben uns beim Urlaub in Acapulco kennengelernt.“
„Verstehe“, kommentierte Sadie mit verkniffenen Lippen.
„Joelle und ich haben in Mexiko geheiratet“, mischte Gabriel sich unvermittelt ein. „Wegen besonderer Umstände, die sich unserer Kontrolle entziehen, müssen wir aber noch mal hier in den USA getraut werden.“
Sadie runzelte die Stirn. „Das alles kommt ein bisschen plötzlich, oder?“
Er zuckte die Schultern. „Ja, irgendwie schon, aber daran lässt sich nichts mehr ändern.“
„Na ja.“ Kritisch schaute die Haushälterin von Gabriel zu Joelle. „Mir scheint, dahinter steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Zuerst ruft sie hier an, dann fliegst du zu ihr nach Kalifornien, und jetzt seid ihr beide hier. Da steckt doch was im Busch!“
„Und das ist noch nicht alles.“ Er räusperte sich. „Darüber möchte ich mich jetzt allerdings nicht genauer auslassen. Wir besprechen es morgen gleich als Erstes. Jetzt bringe ich erst mal das Gepäck rauf.“ Blitzschnell verließ er die Küche.
„Du kommst besser gleich zurück, Gabriel Lafleur“, rief Sadie ihm streng nach. „Du musst noch einiges erklären, so viel ist sicher.“
Zum Kuckuck mit Gabriel, dachte Joelle. Er würde es ihr büßen, dass er sie hier mit diesem Hausdrachen von einer Frau allein ließ!
Sie stand mitten in der Küche und wusste mit sich nichts anzufangen. Am liebsten hätte sie sich in ein Mauseloch verkrochen.
Sadie sah sie nochmals eindringlich an, dann wies sie auf einen Stuhl an dem langen, massiven Esstisch und sagte überraschend freundlich: „Setzen Sie sich, meine Liebe. Sie sind nach der langen Reise bestimmt müde. Die heiße Schokolade ist gleich fertig, dann bekommen Sie eine Tasse davon.“
Joelle dankte ihr und setzte sich widerspruchslos. Die heiße Schokolade würde sie wärmen, noch besser wäre wahrscheinlich ein steifer Whisky, aber da sie schwanger war, verbot sich auch der kleinste Schluck Alkohol von selbst.
Kurz darauf füllte Sadie das dampfend heiße Getränk in einen Becher und stellte ihn auf den Tisch.
Joelle legte die Hände um den Becher und blies auf die Schokolade, bevor sie den ersten Schluck trank.
„Und? Schmeckt’s?“, erkundigte Sadie sich.
„Ja, wunderbar. Der unerwartet gute Abschluss eines zermürbenden Tages.“
Die Haushälterin stellte den Topf auf den Herd zurück und schaltete das Gas ab. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und wandte sich Joelle wieder zu.
„Ich werd jetzt mal nicht um den heißen Brei reden, sondern direkt zur Sache kommen“, begann Sadie.
„Ja, bitte.“ Joelle stellte den Becher auf den Tisch und faltete die Hände im Schoß, bereit für das Schlimmste. Sie wünschte, Gabriel würde sich beeilen und wieder nach unten kommen.
„Ich liebe Gabriel, als wäre er mein eigener Sohn, deshalb will ich nicht, dass man ihm wehtut. Diese Exfrau von ihm hätte ihn beinah ins Grab gebracht. Es war ein Segen, als sie sich schließlich davonmachte.“ Sadies Blick aus dunkelbraunen Augen schien Joelle zu durchbohren. „Und das sag ich Ihnen gleich: Ich werde nicht untätig dasitzen und zusehen, wie ihm das noch mal passiert.“
„Dass Sie so empfinden, kann ich gut verstehen“, erwiderte Joelle. „Ich versichere Ihnen, dass es nicht in meiner Macht steht, Gabriel zu verletzen.“
„Und das heißt genau?“ Bedeutungsvoll blickte Sadie sie an.
„Gabriel und ich haben uns nicht zu dieser Ehe entschlossen, weil wir sie wollen. Ich meine: Wir sind nicht ineinander verliebt oder so.“
Sadie runzelte die Stirn. „Na, das macht aber nicht viel Sinn.“
„Hören Sie, ich glaube, ich lasse lieber Gabriel alles erklären“, meinte Joelle ausweichend.
„Verstehe. Na gut, wenn Sie hier leben werden, muss ich gleich einiges wissen: Können Sie kochen?“
Joelle zuckte die Schultern. „Ein bisschen. Ich mache ausgezeichneten Thunfischsalat.“
„Thunfischsalat?“, wiederholte Sadie trocken. Sie nahm den Topf vom Herd und füllte den Becher auf.
Joelle wagte nicht zu protestieren. Sie war so zermürbt, dass sie sich allem widerspruchslos fügte. Wenn Gabriels
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