ROMANA EXKLUSIV BAND 231
„Hören Sie, meine Liebe, wenn ich Sie mögen soll – und ich glaube, eigentlich tu ich’s schon –, dann müssen wir beide uns zusammenraufen.“
„Sie … Sie mögen mich?“, fragte Joelle, überwältigt von der unerwarteten Enthüllung.
„Ja sicher“, bestätigte Sadie rundheraus und lächelte verhalten. „Dass Ihnen das aber nicht gleich zu Kopf steigt! Und sagen Sie’s niemand! Die Leute hier halten mich für ein bärbeißiges altes Mädchen, und das passt mir ausgezeichnet in den Kram.“
„So sind Sie aber nicht wirklich, oder?“, meinte Joelle ernsthaft, während ihr warm ums Herz wurde. Gabriels schroffe alte Haushälterin mochte sie! Plötzlich sah ihre Zukunft auf der Farm gleich viel rosiger aus.
„Wo Gabriel nur bleibt?“, meinte Sadie unvermittelt, und es klang, als wüsste sie die Antwort. „Es hat doch keinen Sinn, dass er sich vor mir zu verstecken versucht. Der Junge muss mir einiges erklären!“
„Hier bin ich schon“, sagte Gabriel und kam so unbefangen in die Küche, als wäre alles im gewohnten Lot. Als wäre er nicht vor Kurzem mit einer Frau nach Hause gekommen, die er kaum kannte, und hätte verkündet, sie würden demnächst heiraten. „Entschuldige, wenn es etwas länger gedauert hat. Ich musste noch dringend telefonieren.“
Joelle klopfte das Herz plötzlich bis zum Hals. Sie hatte nicht einmal flüchtig daran gedacht, Gabriel zu fragen, ob er eine Freundin habe. Unter den gegebenen Umständen hätte er es ihr, Joelle, aber doch bestimmt gesagt, wenn eine Frau hier in Louisiana auf ihn warten würde!
„Ich habe Blaine angerufen“, erklärte Gabriel, an seine Haushälterin gewandt. „Um mich zu versichern, ob er alles vorbereitet hat, damit wir gleich morgen in aller Frühe mit dem Pflanzen beginnen können.“
„Das hat er“, teilte Sadie ihm mit.
Joelle seufzte erleichtert. Ihre Befürchtung war also grundlos gewesen. Da sie fast nichts über Gabriel wusste, würde sie anfangs wahrscheinlich öfter falsche Schlüsse ziehen.
Er setzte sich neben sie an den Tisch. „Wenn es nicht zu viel Mühe macht, möchte ich auch eine Tasse heiße Schokolade, Sadie.“
Die Haushälterin stellte ihm einen Becher hin und füllte ihn. „Wie’s aussieht, hast du in letzter Zeit mehr als genug Heißes und Süßes genossen“, bemerkte sie anzüglich.
Beinah hätte Joelle sich verschluckt. Die alte Sadie hatte wirklich einige Überraschungen auf Lager!
Gabriel zog die Brauen hoch. „Wovon, um alles in der Welt, redest du, Sadie?“
„Als wüsstest du das nicht!“, erwiderte sie trocken.
Er zuckte die Schultern und lachte. „Ich habe wirklich keine Ahnung.“
Sadie lächelte ihn nur vielsagend an.
„Okay, Sadie, raus mit der Sprache: Was beschäftigt dich?“
Nun lehnte Joelle sich vor, nachdem sie tief durchgeatmet hatte, und erklärte ohne Umschweife: „Sie weiß Bescheid über das Baby. Ich habe es ihr gesagt.“
„Oh!“, sagte er überrascht, sonst nichts.
Sadie kam zu ihm und sah ihn eindringlich an. „Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“
„Nicht heute Abend“, erwiderte er schroff. „Ich bin müde, und Joelle ist es bestimmt auch. Zufällig finde ich, dass jetzt kein geeigneter Zeitpunkt für eine Diskussion ist.“
Sie lächelte zustimmend. „Da hast du wahrscheinlich recht. Aber ich erwarte, dass du morgen gleich als Erstes reinen Tisch machst, Gabriel Lafleur!“ Wieder wischte sie sich die Hände an der Schürze ab. „So! Es ist längst Schlafenszeit für mich. Ich seh euch dann morgen früh!“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und verließ die Küche.
Gabriel seufzte erleichtert auf. „Ich muss sagen, sie hat es besser aufgenommen, als ich erwartet hatte.“
„Gott sei Dank“, fügte Joelle hinzu.
Er stand auf und trug den leeren Becher zum Spülbecken. Dort wandte er sich um und sah Joelle an. „Soll ich dir jetzt dein Zimmer zeigen?“
„Wie bitte? Ach so. Ja, gern“, antwortete sie stockend. Sie hatte keine Ahnung, warum sie plötzlich so verstört war bei der Vorstellung, hier in Gabriels Haus ins Bett zu gehen. Sie ging doch jede einzelne Nacht ihres Lebens ins Bett!
Er nahm ihr den Becher ab und stellte ihn ebenfalls ins Spülbecken, dann deutete er auf die Tür rechts von ihm. „Die Treppe ist hier. Komm jetzt, bitte!“
Joelle erschauerte bei der Überlegung, wie weit – oder nah – ihr Zimmer bei seinem lag, und ihr wurden die Knie weich, als sie aufstand. Plötzlich schien die Luft schwer und
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