Romana Extra Band 1
vorbei.“ Eisige Kälte erfüllte sie bei dem Gedanken, dass sie Luís vermutlich nie wiedersehen würde. Doch es half nichts, sich etwas vorzumachen. „Luís will mich nicht mehr sehen. Er glaubt, dass ich darauf aus war, mich an ihm zu bereichern. Lyle hat ihm das eingeflüstert, um es mir heimzuzahlen.“ Mutlos ließ sie die Schultern hängen.
„Und das willst du einfach hinnehmen?“ Lindy machte sich von ihr los und musterte sie skeptisch. „So kenne ich dich ja gar nicht!“
Trotz der aussichtslosen Situation, in der sie sich befand, musste Beth lächeln. „Vielleicht bin ich doch nicht so stark, wie du dachtest, Kleines.“ Seufzend zuckte sie mit den Schultern. „Was bleibt mir denn anderes übrig, als seine Entscheidung zu akzeptieren?“
Nun war es Lindy, die seufzte. „Aber er liebt dich doch! Ich habe euch nur ein paar Mal zusammen erlebt, aber das Leuchten in seinen Augen, wenn er dich betrachtet, war nicht zu übersehen. Du musst zu ihm gehen, und versuchen, mit ihm zu reden. Verdammt, Beth, wie oft hast du mir gepredigt, dass man kämpfen muss? Ich habe immer auf dich gehört, und dieses eine Mal musst du auf mich hören: Du wirst jetzt nicht einfach die Flinte ins Korn werfen, Bethany Coldwell. Geh zu Luís und sag ihm, was du für ihn empfindest. Wenn du es nicht wenigstens versuchst, wirst du es dein ganzes Leben lang bedauern.“
Beth atmete tief durch und dachte über das nach, was Lindy gesagt hatte. Sie musste zugeben, dass es stimmte. Wenn jemand mit dem gleichen Problem auf sie zugekommen wäre, sie hätte auch dazu geraten, das klärende Gespräch zu suchen. Und es passte so gar nicht zu ihr, einfach aufzugeben.
Aber konnte sie das wirklich tun? Luís noch einmal gegenübertreten und die Eiseskälte ertragen, mit der er ihr begegnete? Oder würde sie daran zugrunde gehen?
Du wirst ganz sicher zugrunde gehen, wenn du es nicht tust! Lindy hat recht, du hast gar keine andere Wahl, als es wenigstens zu versuchen. Als Diego starb, gab es nichts, was du hättest unternehmen können. Aber dieses Mal bist du in der Situation, um deine Liebe zu kämpfen!
Von neuer Entschlossenheit erfüllt, straffte Beth die Schultern. Lindy klatschte begeistert in die Hände.
„Na endlich! Das ist die Beth, die ich kenne!“ Sie lachte. „Und jetzt los, hol dir deinen Luís!“
Etwa zur selben Zeit fuhr vor Luís’ Anwesen eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben vor. Die meisten Mitarbeiter hielten um diese Zeit Siesta, was angesichts der Temperaturen nur vernünftig war. Lediglich Manolo war auf dem Weg zum Haus, da er noch ein paar Anrufe machen wollte. Als er den Wagen erblickte, runzelte er die Stirn.
Wer mochte das sein? Ein potenzieller Kunde?
Zeit wurde es jedenfalls, dass die Geschäfte endlich wieder in Schwung kamen. Er arbeitete nun schon seit etwas mehr als vier Jahren für Luís, und er hatte nicht vor, seinen Arbeitgeber noch einmal zu wechseln, ehe er in den wohlverdienten Ruhestand ging. Doch wenn Alquiler Santiago die Flaute nicht bald überwand, würde ihm nichts anderes übrig bleiben.
Vor allem für Luís tat es ihm leid. Der Junge war ein guter Patrón , er hatte es nicht verdient, mit solchen Schwierigkeiten kämpfen zu müssen. Blieb nur zu hoffen, dass die Werbekampagne der jungen Señorita helfen würde, das Ruder herumzureißen.
Aber vielleicht war ja auch das Eintreffen dieser Limousine schon ein Zeichen dafür, dass die Talsohle endlich durchschritten war. Manolo beeilte sich, das Tor zu öffnen, um dem Besucher entgegenzugehen.
Es verschlug ihm fast die Sprache, als das hintere Seitenfenster des Wagens sich lautlos senkte und er die Person erkannte, die im Fond saß.
„ Por dios “, stieß er heiser hervor. „Du?“
Es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein, dass er der Frau zuletzt begegnet war, aber er hatte sie nie wirklich vergessen können.
„Manolo.“ Maria Velásquez schenkte ihm ein nervöses Lächeln. „Was für eine Überraschung, dich hier anzutreffen.“
„Ich nehme an, du bist hier, um deinem Neffen einen Besuch abzustatten.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, als sie nickte. „Nun, wahrscheinlich wird es dich nicht verwundern zu erfahren, dass Luís strikte Anweisung erteilt hat, dich nicht zu ihm vorzulassen.“
Im Allgemeinen ließ Maria Velásquez sich nicht leicht aus der Ruhe bringen, aber Manolo Dominguez nach all den Jahren wiederzusehen, war ein Schock, den sie erst einmal verarbeiten musste. Sie atmete tief durch
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