Romana Extra Band 2
weiterentwickelt … Aber wer weiß, vielleicht findet ihr ja wieder zueinander?“
„Unsinn!“, widersprach Stephanie prompt. Sie hatte Mel nie erzählt, wie schlimm es für sie gewesen war, als Alejandro damals Schluss gemacht hatte.
Und vor allem weiß sie nicht, wie er es getan hat …!
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und erschrak. „Du meine Güte, so spät schon? Hör zu, Mel, ich muss mich fertig machen, sonst schaffe ich es nicht rechtzeitig. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich mehr weiß“.
„Das will ich aber auch meinen! Und übrigens …“, Mels Stimme nahm einen verschwörerischen Ton an, „viel Vergnügen bei deinem Date mit Alejandro.“
„Ach, du!“ Genervt verdrehte Stephanie die Augen und beendete das Gespräch. Melanie täuschte sich gewaltig, wenn sie annahm, dass dieses Dinner ein Anlass war, auf den sie sich freute.
Genau das Gegenteil war der Fall!
Allein bei dem Gedanken, mit Alejandro an einem Tisch zu sitzen, wurde ihr mulmig. Wie sollte es erst werden, wenn es wirklich so weit war?
Reiß dich zusammen, Stephanie Hayworth, ermahnte sie sich. Zeig Alejandro, dass du dich verändert hast! Dass er dich nicht mehr herumschubsen kann, wie es ihm gerade gefällt!
Sie straffte die Schultern und ließ den Blick über die Dächer der niedrigen Häuser in der Nachbarschaft schweifen, hinter denen das tiefblaue Meer zu sehen war. Kreischende Möwen, die auf die Rückkehr der Fischerboote in den Hafen warteten, zogen am Himmel ihre Kreise. Stephanie liebte die Aussicht von ihrem Balkon, die in Ruhe zu genießen ihr leider viel zu oft die Zeit fehlte.
Seufzend stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer, um den Kleiderschrank zu durchforsten. Schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass sie nichts Geeignetes anzuziehen hatte.
Geeignet wofür? fragte sie sich dann allerdings. Es ging schließlich nur um ein rein geschäftliches Abendessen. Also würde sie sich kleiden wie immer: professionell und nüchtern, so wie es sich für eine Unternehmerin gehörte. Die tiefen Dekolletés und kurzen Röcke überließ sie lieber Frauen wie der Blondine, mit der Alejandro in der Segelschule geflirtet hatte.
Andererseits missfiel ihr die Vorstellung, im Vergleich mit der Unbekannten womöglich durchzufallen. Sollte sie vielleicht doch …?
Verwundert über sich selbst hob sie eine Braue. Was war bloß mit ihr los? So kannte sie sich überhaupt nicht. Natürlich würde sie sich für Alejandro zu keiner Ausnahme hinreißen lassen. Warum auch? Seine Zusage, an dem Segelturnier teilzunehmen, war alles, was sie von ihm wollte.
Im hintersten Winkel des Schranks entdeckte sie das marinefarbene Kleid mit dem schwingenden Rock, das Mel ihr vor ein paar Monaten geschenkt hatte. Es war klassisch und zugleich raffiniert geschnitten und hatte einen, für Stephanies Verhältnisse, gewagten V-Ausschnitt.
Versuchsweise hielt sie es sich an und runzelte die Stirn. Ein schönes Kleid, keine Frage, und sie wusste auch, dass es ihr ausnehmend gut stand. Wenn sie es mit den hochhackigen Riemchensandaletten kombinierte, die sie sich in einem Anfall von akutem Wahnsinn in einer Boutique in Palma gekauft hatte, würde Alejandro sie garantiert nicht noch einmal so gleichgültig ansehen wie heute Vormittag.
Aber war es wirklich das, was sie wollte?
Keine zwei Minuten später stand sie wieder vor dem Spiegel und bewunderte das Ergebnis. Nicht schlecht. Das Kleid betonte ihre Schokoladenseiten und kaschierte zugleich ihre Problemzonen, von denen sie zugegebenermaßen nicht viele besaß. Dennoch ermahnte sie sich, was ihren Konsum an Pralinen betraf, künftig ein wenig kürzerzutreten.
Sie vollführte eine halbe Drehung um die eigene Achse und warf einen prüfenden Blick über die Schulter. Das Kleid sah auch von hinten gut aus. Jetzt noch ein bisschen Make-up, und das Haar zu einem lockeren Knoten aufgesteckt …
Fertig zurechtgemacht betrat sie eine halbe Stunde später die Agentur, um nachzusehen, ob das Licht ausgeschaltet und die Computer heruntergefahren waren.
Zu ihrer Überraschung saß Helena noch an ihrem Schreibtisch. Die Spanierin war ihre einzige Mitarbeiterin in der Zweigniederlassung und kümmerte sich um die administrativen Aufgaben. Stephanie schätzte die junge Angestellte, die sich seit ihrem Eintritt in die Agentur vor etwas mehr als fünf Monaten zu einem echten Juwel entwickelt hatte. Inzwischen arbeiteten sie so gut zusammen, dass Helena aus der Agentur gar nicht mehr wegzudenken
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