Romana Extra Band 2

Gleichzeitig überwachte sie den Bau ihres Hauses, das bereits zu zwei Dritteln fertiggestellt war. Sie hatte die Türen, die Ausstattung der Küche und der beiden Bäder sowie die Fliesen ausgesucht. Noch immer konnte sie kaum fassen, dass sie bereits im Frühling nächsten Jahres in ihrem eigenen Domizil wohnen würde.
    Die Planungsphase war ein einziger Albtraum gewesen. Da jeder Inselbewohner sich in solchen Fällen zuerst an die Gemeinde wandte, hatte sie den Architekten Damon Marios mit den Entwürfen betraut. Damon, der schon lange verheiratet war und zwei Kinder hatte, war noch immer ein guter Freund von ihr. Alexei hatte allerdings darauf bestanden, sich die Pläne anzusehen und Änderungen vorzunehmen. Wenn er sich finanziell an dem Bau beteiligte, so seine Worte, hätte er auch das Recht, seinen Standpunkt darzulegen und dafür zu sorgen, dass das Haus zu dem Grundstück passte.
    „Mir schwebt etwas vor, das zur örtlichen Architektur passt“, hatte Billie eingewandt, weil Damon ein schlichtes kleines Haus entworfen hatte.
    „Hier gibt es doch überhaupt keinen Stil. Vor einem Jahrhundert waren die Menschen noch so arm, dass sie möglichst billig gebaut haben“, hatte er ihr Argument abgetan und Damon gedrängt, kreativer zu sein und ein moderneres – und teureres – Gebäude mit großen Fensterfronten zu entwerfen.
    „Etwas Schlichtes kann auch sehr stylish sein“, hatte sie scharf entgegnet.
    „Kein Wunder, dass die Leute über Alexei und dich reden“, hatte Damon später bemerkt. „Ich fasse es einfach nicht, dass du so mit ihm streitest.“
    „Unser Arbeitsverhältnis ist vielleicht unkonventionell, aber es läuft gut“, hatte sie fröhlich erwidert.
    Es war einfach gewesen, ihn zum Schweigen zu bringen, denn er war zu höflich, um nachzuhaken. Sie war es gewohnt, Fragen über Alexei und ihr Verhältnis zu ihm zu beantworten. Fast alle waren sehr neugierig, was ihn betraf – wie er lebte, wie er tickte, mit welchen Frauen er sich traf. Und seit er die Reederei leitete, war er ein sehr einflussreicher Tycoon. Je mehr Geld er verdiente, desto interessanter wurde er für die Medien. Da er allerdings keine Interviews gab, lauerten ihm überall in der Öffentlichkeit Paparazzi auf, die sein Sicherheitsteam jedoch erfolgreich abwehrte. Einige seiner ehemaligen Geliebten hatten ihre Geschichte natürlich an die Presse verkauft, was das öffentliche Interesse noch verstärkt hatte.
    „Billie!“
    Natashas Stimme schreckte Billie aus ihren Gedanken. Sie blickte vom Bildschirm auf und lächelte Alexeis Mutter an, die in der Tür stand.
    „Ich wusste, dass Sie sich wegstehlen würden, um weiterzuarbeiten“, schalt Natasha sie. „Kommen Sie wieder zurück, bitte .“
    Billie gab nach. Seit Alexei die Reederei übernommen hatte, arbeitete sie viel in der Bürosuite in der Villa und hatte Natasha dadurch besser kennengelernt. Da ihr Sohn eine Frau nach der anderen einfliegen ließ, um sich zu amüsieren, war Natasha schnell klar geworden, dass sie von ihr nichts zu befürchten hatte.
    Billie dachte darüber nach, dass sie sich ein dickeres Fell zulegen musste, um mit ihrem Liebeskummer fertig zu werden. Ihr einziger Trost war, dass keine dieser Frauen ihn lange fesseln konnte. Sich in seiner Nähe ständig zusammenreißen zu müssen, belastete sie jedoch stark. Selbst jetzt, als sie mit seiner Mutter über die Feier plauderte, machte sie sich bereits auf die Begegnung mit ihm und seiner neuesten Flamme, der Engländerin Tia Flint, gefasst.
    Alexei war so groß, dass sie ihn und seine Freundin sofort in der Menge ausmachen konnte. Tia, eine überaus attraktive Blondine in einem eng anliegenden schwarzen Kleid, hing wie eine Klette an ihm. Billie bemerkte den harten Zug um seinen Mund und den distanzierten Ausdruck in seinen dunklen Augen. Tia kicherte gerade und deutete auf eine Gruppe von Freunden in der Nähe. In seinem maßgeschneiderten Smoking wirkte Alexei schön und gleichzeitig unnahbar.
    „Tia ist schon Geschichte“, prophezeite Natasha. „Er langweilt sich.“
    „Vielleicht“, erwiderte Billie, die gerade beobachtete, wie Tia in einer vertraulichen Geste sein Hemd glatt strich. Obwohl es wehtat, konnte sie den Blick nicht abwenden.
    Als Natasha sich wieder zu ihrem Mann gesellte, kam Damon zu ihr. „Du schuldest mir einen Tanz, Billie.“
    Sofort verspannte sie sich, weil seine Frau Ilona ziemlich besitzergreifend war. Sie war bereits einige Male auf der Baustelle aufgetaucht und